Bonding » Aufbau der Beziehung zwischen Eltern und Kind

Bonding » Aufbau der Beziehung zwischen Eltern und Kind

Sophie Nicole Ulrich

Sophie Nicole Ulrich ist Psychotherapeutin für Kinder und hat ihre Leidenschaft für diesen Beruf schon als Teenager entdeckt. Sie hat eine breite Ausbildung in Sonder- und Heilpädagogik sowie Erfahrung in der Arbeit mit psychisch kranken Erwachsenen…

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Ina-Sophia Ilmer

Ina Ilmer ist eine leidenschaftliche Hebamme mit dem Wunsch, Frauen bei der Geburt zu unterstützen und Vorurteile abzubauen. Sie betreut Neugeborene…

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Aufbau der Beziehung zwischen Eltern und Kind – Bonding ist die emotionale Bindung zwischen Eltern und ihrem Kind, die idealerweise direkt nach der Geburt geknüpft wird und ein Leben lang hält. 


Bonding prägt

Mögen Sie nach der Geburt noch so erschöpft sein – sobald Sie Ihr Baby zum ersten Mal in den Armen halten, löst das in der Regel auf beiden Seiten etwas aus. Sie spüren sich gegenseitig, Sie riechen die Babyhaut, es hört Ihren Herzschlag und Ihre Stimme. Das schutzlose kleine Wesen möchte versorgt werden und benötigt eine Bezugsperson in der unbekannten Welt.

Durch den Aufbau der engen Beziehung zu seiner Mutter lernt das Baby, Vertrauen zu fassen. In den folgenden Lebensmonaten wird es mit zahlreichen neuen Eindrücken konfrontiert. Frühes Bonding hilft ihm, mit all den unbekannten Situationen umzugehen.

Bei der Mutter löst es, eine ungestörte Entwicklung vorausgesetzt, einen Beschützerinstinkt aus. Sie schöpft auch die Kraft daraus, künftig Tag und Nacht für ihr Baby da zu sein, es zu umsorgen, vor Schaden zu bewahren. Eine enge emotionale Bindung hält ein Leben lang, auch dann noch, wenn das Kind längst erwachsen ist.

Die Wirkung auf das Baby wurde in zahlreichen Studien untersucht, unter anderem 1981 an der Universität Regensburg. Die Studie ergab, dass Babys, die in den ersten 45 Minuten nach der Geburt bei ihrer Mutter waren, in den folgenden Monaten häufiger den Blickkontakt zu ihr suchten als andere. Psychologen werteten dies als Zeichen einer engeren Bindung.

Es ist aber nicht nur die Bindung an sich, die das Baby prägt, sondern auch die Art, wie die Eltern damit umgehen. Selbst ist es hilflos und hat nur wenige Möglichkeiten, sich auszudrücken. Je nachdem, wie die Eltern reagieren, lernt es ebenfalls mit verschiedenen Situationen umzugehen.

Erfährt es Einfühlsamkeit und Verständnis, stärkt das nicht nur das Vertrauen in die Eltern, sondern auch in das spätere Leben. Das Selbstbewusstsein profitiert davon.

Sie müssen sich aber keine Gedanken machen, wenn Sie Ihr Baby nach der Geburt in den Armen halten und nicht gleich von Glücksgefühlen überrollt werden. Bonding ist ein Prozess.

Nach der Geburt

Schwangerschaft und Geburt sind nicht nur  emotionale Momente für die Mutter, beides wird zudem von hormonellen Vorgängen begleitet. Die Hormonausschüttung bewirkt körperliche Vorgänge, die beispielsweise das Stillen erst möglich machen. Ebenso wirken sie auf die Psyche weshalb Mutter und Kind direkt nach der Geburt sehr sensibel aufeinander reagieren. Das Entstehen einer intensiven Bindung wird dadurch gefördert.

Bonding als Prozess

Nach der Geburt ist sicher der günstigste Zeitpunkt, emotionale Bande zu knüpfen. Dennoch gibt es für das Bonding keinen festgelegten Zeitpunkt. Jedes Mal, wenn Sie Ihr Baby in den Armen halten, gemeinsame Momente verbringen, wird Ihre Bindung gestärkt.

Berührung spielt dabei eine besondere Rolle. Sie erleben sich gegenseitig mit den Sinnen. Ihr Baby spürt Sie intensiv, nimmt Ihren Duft auf, fühlt sich in Ihrer Nähe geborgen.

Diese Intimität bleibt nicht nur der Mutter vorbehalten. Das erste Lebensjahr, wenn das Baby noch besonders hilflos ist, ist auch für Väter die ideale Gelegenheit, mit dem Nachwuchs zu schmusen oder das Wickeln und Baden zu übernehmen.

Im Laufe der Zeit können Väter lernen, ihr Kind ähnlich intuitiv zu verstehen wie die Mutter. Die Einfühlsamkeit beider Elternteile, Blickkontakte und jede körperliche Berührung festigt die Bindung zu ihnen und umgekehrt.

Das erste Lebensjahr

Der Moment nach der Geburt ist eine besondere Prägungsphase für das Baby. Einige, als babyfreundlich eingestufte Krankenhäuser sorgen daher dafür, dass Mutter und Kind sobald wie möglich zusammen sein können. Darauf achten auch viele fürsorgliche Hebammen.

Lange herrschte die Meinung, der Geburtsprozess an sich sei ausschlaggebend für die künftige Bindung. Doch weder die Geburt selbst noch der sofortige Kontakt danach sind letztendlich ausschlaggebend für die Intensität der Bindung, wie eine schwedische Studie des Forschers Carl Hwang 1987 ergab.

Untersucht wurden Babys, die unter Vollnarkose per Kaiserschnitt zur Welt kamen, Frühgeburten, die umgehend versorgt werden mussten sowie solche, die per Normalgeburt das Licht der Welt erblickten und direkten Kontakt zur Mutter hatten.

Entwicklungsunterschiede wurden lediglich in den ersten Lebensmonaten festgestellt. Haben sich die Eltern währenddessen intensiv um Ihr Baby gekümmert, gab es diese nicht mehr. Die beidseitige Bindung war ebenso intensiv wie bei Normalgeburten und sofortigem Kontakt.

Nehmen Sie sich Zeit für Ihr Baby

Daraus folgt, dass Sie viel Zeit mit Ihrem Nachwuchs verbringen sollten. Das gilt für Mütter und Väter gleichermaßen. Nutzen Sie ruhige Stunden ohne Ablenkung zum intensiven Schmusen und Kuscheln, machen Sie z.B. das Baden zu einem zärtlichen Erlebnis.

Mütter haben natürlich einen klaren Vorteil: Neun Monate haben sie ihr Baby im Bauch getragen, anschließend wird es vielleicht gestillt. Beide sind sich vertraut. Die Voraussetzungen für eine starke emotionale Bindung sind für Väter völlig andere.

Der Beginn einer Beziehung kann jedoch bereits während der Schwangerschaft hergestellt werden – in dieser Zeit läuft der Kontakt über die Mutter. Natürlich ist das Ungeborene auch in der Lage, die Stimme des Vaters wahrzunehmen, nach der Geburt ist er dann kein ganz Fremder mehr.

Nach der Geburt hat der Vater ausreichend Gelegenheit, die Bindung zu seinem Kind zu intensivieren. Davon profitieren wiederum beide Elternteile, denn die Mutter wird entlastet und ihr Vertrauen in den Vater wächst. Feinfühlige Babys spüren das, sie lernen ihrerseits, verstärkt Vertrauen zu fassen.

 
Fazit
Baby sucht direkt nach der Geburt Geborgenheit
durch engen Kontakt zur Mutter fühlt es sich sicher
es gewinnt Vertrauen
intensiver Kontakt zu beiden Elternteilen ist wichtig
Berührungen fördern die Bindung
Tipps von Hebamme Ina Ilmer
  • Bonding wird wenn möglich bei allen Geburtsverläufen unterstützt . Auch beim Kaiserschnitt sind viele Kliniken darauf eingestellt das Bonding auch im Operationssaal möglich zu machen.
  • Bonding wird wenn möglich bei allen Geburtsverläufen unterstützt . Auch beim Kaiserschnitt sind viele Kliniken darauf eingestellt das Bonding auch im Operationssaal möglich zu machen.
  • Sprechen Sie Ihre Hebamme darauf an – für Ihr Baby der perfekte Start in das Leben !
Tipps von Kindertherapeutin Nicole Ulrich
  • Informieren Sie sich, wie Ihr Krankenhaus das Bonding handhabt
  • Seien Sie selbstbestimmt und bestehen Sie darauf, Ihr Kind vielleicht auch nur für kurze Zeit halten zu dürfen
  • Besprechen Sie mit Ihrem Partner, was Ihnen wichtig ist. Möglicherweise beruhigt es Sie, wenn er sich in den ersten Minuten um das Kind kümmert
terapisti testato

Dieser Artikel wurde von unserem Expertenteam geprüft.

Unsere Ratgeber:

Aufbau der Beziehung zwischen Eltern und Kind – Bonding ist die emotionale Bindung zwischen Eltern und ihrem Kind, die idealerweise direkt nach der Geburt geknüpft wird und ein Leben lang hält. 


Bonding prägt

Mögen Sie nach der Geburt noch so erschöpft sein – sobald Sie Ihr Baby zum ersten Mal in den Armen halten, löst das in der Regel auf beiden Seiten etwas aus. Sie spüren sich gegenseitig, Sie riechen die Babyhaut, es hört Ihren Herzschlag und Ihre Stimme. Das schutzlose kleine Wesen möchte versorgt werden und benötigt eine Bezugsperson in der unbekannten Welt.

Durch den Aufbau der engen Beziehung zu seiner Mutter lernt das Baby, Vertrauen zu fassen. In den folgenden Lebensmonaten wird es mit zahlreichen neuen Eindrücken konfrontiert. Frühes Bonding hilft ihm, mit all den unbekannten Situationen umzugehen.

Bei der Mutter löst es, eine ungestörte Entwicklung vorausgesetzt, einen Beschützerinstinkt aus. Sie schöpft auch die Kraft daraus, künftig Tag und Nacht für ihr Baby da zu sein, es zu umsorgen, vor Schaden zu bewahren. Eine enge emotionale Bindung hält ein Leben lang, auch dann noch, wenn das Kind längst erwachsen ist.

Die Wirkung auf das Baby wurde in zahlreichen Studien untersucht, unter anderem 1981 an der Universität Regensburg. Die Studie ergab, dass Babys, die in den ersten 45 Minuten nach der Geburt bei ihrer Mutter waren, in den folgenden Monaten häufiger den Blickkontakt zu ihr suchten als andere. Psychologen werteten dies als Zeichen einer engeren Bindung.

Es ist aber nicht nur die Bindung an sich, die das Baby prägt, sondern auch die Art, wie die Eltern damit umgehen. Selbst ist es hilflos und hat nur wenige Möglichkeiten, sich auszudrücken. Je nachdem, wie die Eltern reagieren, lernt es ebenfalls mit verschiedenen Situationen umzugehen.

Erfährt es Einfühlsamkeit und Verständnis, stärkt das nicht nur das Vertrauen in die Eltern, sondern auch in das spätere Leben. Das Selbstbewusstsein profitiert davon.

Sie müssen sich aber keine Gedanken machen, wenn Sie Ihr Baby nach der Geburt in den Armen halten und nicht gleich von Glücksgefühlen überrollt werden. Bonding ist ein Prozess.

Nach der Geburt

Schwangerschaft und Geburt sind nicht nur  emotionale Momente für die Mutter, beides wird zudem von hormonellen Vorgängen begleitet. Die Hormonausschüttung bewirkt körperliche Vorgänge, die beispielsweise das Stillen erst möglich machen. Ebenso wirken sie auf die Psyche weshalb Mutter und Kind direkt nach der Geburt sehr sensibel aufeinander reagieren. Das Entstehen einer intensiven Bindung wird dadurch gefördert.

Bonding als Prozess

Nach der Geburt ist sicher der günstigste Zeitpunkt, emotionale Bande zu knüpfen. Dennoch gibt es für das Bonding keinen festgelegten Zeitpunkt. Jedes Mal, wenn Sie Ihr Baby in den Armen halten, gemeinsame Momente verbringen, wird Ihre Bindung gestärkt.

Berührung spielt dabei eine besondere Rolle. Sie erleben sich gegenseitig mit den Sinnen. Ihr Baby spürt Sie intensiv, nimmt Ihren Duft auf, fühlt sich in Ihrer Nähe geborgen.

Diese Intimität bleibt nicht nur der Mutter vorbehalten. Das erste Lebensjahr, wenn das Baby noch besonders hilflos ist, ist auch für Väter die ideale Gelegenheit, mit dem Nachwuchs zu schmusen oder das Wickeln und Baden zu übernehmen.

Im Laufe der Zeit können Väter lernen, ihr Kind ähnlich intuitiv zu verstehen wie die Mutter. Die Einfühlsamkeit beider Elternteile, Blickkontakte und jede körperliche Berührung festigt die Bindung zu ihnen und umgekehrt.

Das erste Lebensjahr

Der Moment nach der Geburt ist eine besondere Prägungsphase für das Baby. Einige, als babyfreundlich eingestufte Krankenhäuser sorgen daher dafür, dass Mutter und Kind sobald wie möglich zusammen sein können. Darauf achten auch viele fürsorgliche Hebammen.

Lange herrschte die Meinung, der Geburtsprozess an sich sei ausschlaggebend für die künftige Bindung. Doch weder die Geburt selbst noch der sofortige Kontakt danach sind letztendlich ausschlaggebend für die Intensität der Bindung, wie eine schwedische Studie des Forschers Carl Hwang 1987 ergab.

Untersucht wurden Babys, die unter Vollnarkose per Kaiserschnitt zur Welt kamen, Frühgeburten, die umgehend versorgt werden mussten sowie solche, die per Normalgeburt das Licht der Welt erblickten und direkten Kontakt zur Mutter hatten.

Entwicklungsunterschiede wurden lediglich in den ersten Lebensmonaten festgestellt. Haben sich die Eltern währenddessen intensiv um Ihr Baby gekümmert, gab es diese nicht mehr. Die beidseitige Bindung war ebenso intensiv wie bei Normalgeburten und sofortigem Kontakt.

Nehmen Sie sich Zeit für Ihr Baby

Daraus folgt, dass Sie viel Zeit mit Ihrem Nachwuchs verbringen sollten. Das gilt für Mütter und Väter gleichermaßen. Nutzen Sie ruhige Stunden ohne Ablenkung zum intensiven Schmusen und Kuscheln, machen Sie z.B. das Baden zu einem zärtlichen Erlebnis.

Mütter haben natürlich einen klaren Vorteil: Neun Monate haben sie ihr Baby im Bauch getragen, anschließend wird es vielleicht gestillt. Beide sind sich vertraut. Die Voraussetzungen für eine starke emotionale Bindung sind für Väter völlig andere.

Der Beginn einer Beziehung kann jedoch bereits während der Schwangerschaft hergestellt werden – in dieser Zeit läuft der Kontakt über die Mutter. Natürlich ist das Ungeborene auch in der Lage, die Stimme des Vaters wahrzunehmen, nach der Geburt ist er dann kein ganz Fremder mehr.

Nach der Geburt hat der Vater ausreichend Gelegenheit, die Bindung zu seinem Kind zu intensivieren. Davon profitieren wiederum beide Elternteile, denn die Mutter wird entlastet und ihr Vertrauen in den Vater wächst. Feinfühlige Babys spüren das, sie lernen ihrerseits, verstärkt Vertrauen zu fassen.

 
Fazit
Baby sucht direkt nach der Geburt Geborgenheit
durch engen Kontakt zur Mutter fühlt es sich sicher
es gewinnt Vertrauen
intensiver Kontakt zu beiden Elternteilen ist wichtig
Berührungen fördern die Bindung
Tipps von Hebamme Ina Ilmer
  • Bonding wird wenn möglich bei allen Geburtsverläufen unterstützt . Auch beim Kaiserschnitt sind viele Kliniken darauf eingestellt das Bonding auch im Operationssaal möglich zu machen.
  • Bonding wird wenn möglich bei allen Geburtsverläufen unterstützt . Auch beim Kaiserschnitt sind viele Kliniken darauf eingestellt das Bonding auch im Operationssaal möglich zu machen.
  • Sprechen Sie Ihre Hebamme darauf an – für Ihr Baby der perfekte Start in das Leben !
Tipps von Kindertherapeutin Nicole Ulrich
  • Informieren Sie sich, wie Ihr Krankenhaus das Bonding handhabt
  • Seien Sie selbstbestimmt und bestehen Sie darauf, Ihr Kind vielleicht auch nur für kurze Zeit halten zu dürfen
  • Besprechen Sie mit Ihrem Partner, was Ihnen wichtig ist. Möglicherweise beruhigt es Sie, wenn er sich in den ersten Minuten um das Kind kümmert
terapisti testato

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