Babys Reflexe » Sichern das frühkindliche Überleben

Babys Reflexe » Sichern das frühkindliche Überleben

Dr. Anne Rother

Kinderärztin Anne Katrin Rothe ist Kinder- und Jugendärztin, die ihren Kindheitstraum verwirklicht hat. Ihr medizinischer Werdegang führte sie von Bonn und London über die Schweiz und die USA nach München.…

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Babys Reflexe » Sichern das frühkindliche Überleben

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Das hat die Natur hervorragend eingerichtet: Wenn Babys auf die Welt kommen, sind sie bereits mit einer Reihe angeborener Reflexe ausgestattet, die das Überleben sichern. Ein Reflex ist eine unwillkürliche, rasche und gleichartige Reaktion eines Organismus auf einen bestimmten Reiz. Welche frühkindlichen Reflexe es gibt und warum sie so wichtig für unsere Entwicklung sind, erfahren Sie in diesem Artikel.


Kontrolle der frühkindlichen Reflexe

Im Rahmen der ersten Untersuchungen des Babys kontrolliert der Kinderarzt bestimmte Reflexe. Mithilfe dieser Tests, kann der Arzt die altersgemäße Entwicklung des Kindes überprüfen. Fehlen die Reflexe, so kann dies ein Anzeichen für eine neurologische Erkrankung sein. Verschwinden die frühkindlichen Reflexe allerdings nach einigen Monaten nicht, kann dies zu Entwicklungsstörungen führen. Mit gezielter Physiotherapie kann der Störung in vielen Fällen entgegengewirkt werden.

Wurde beispielsweise der Moro-Reflex (Klammerreflex oder Umklammerungsreflex) in der frühen Kindheit nicht abgebaut und besteht weiter, kann dies im Laufe der kindlichen Entwicklung zu Problemen führen. Anzeichen können Lern- und Verhaltensstörungen, aber auch motorische Entwicklungsstörungen sein.

Die wichtigsten Reflexe beim Baby – ein Überblick

  • Suchreflex: Babys sind von Geburt an mit einem Suchreflex ausgestattet, der ihnen hilft, die Brust der Mutter oder die Milchflasche zu finden. In den ersten 30 Minuten nach der Geburt ist dieser Reflex besonders ausgeprägt. Jungen Müttern wird deshalb auch empfohlen, ihr Baby gleich an die Brust anzulegen. Ein sanftes Streicheln der Wange genügt als Reiz, damit das Baby seinen Kopf zur Nahrungsquelle dreht, seinen Mund öffnet und mit dem Saugen beginnt. Nach einigen Monaten verschwindet dieser Reflex von ganz alleine.
  • Saug- und Schluckreflex: Der Saugreflex gehört zu den wichtigsten angeborenen Reflexen überhaupt, da er das Überleben des Neugeborenen sichert. Sobald der Gaumen des Babys berührt wird, beginnt es kräftig zu saugen und schluckt die Nahrung herunter. Dieser Reflex ist erst in der 36. Schwangerschaftswoche vollständig entwickelt und kann bei Frühchen für Trinkprobleme verantwortlich sein. Nach etwa 6 Monaten ist das Baby in der Lage, die Saugbewegungen selbstständig zu steuern.
  • Palmarer Greifreflex: Beim Greifreflex beugen sich die Finger des Babys zu einer Fausthaltung, sobald es an der Handfläche berührt wird. Mithilfe dieses Reflexes übt das Baby immer und immer wieder das Zugreifen. Nach etwa fünf Monaten wird dieser Reflex durch gezieltes Greifen ersetzt.
  • Plantarer Greifreflex: Ein ähnliches Phänomen wie bei den Händen kann an den Füßchen beobachtet werden: Bei leichtem Druck auf die Fußballen des Babys krallen sich die Zehen zusammen und spreizen sich, wenn man an der Außenkante der Fußsohle entlangfährt. Dieser Reflex bleibt bis zum ersten Lebensjahr bestehen.
  • Atemschutzreflex: Die Atemwege des Säuglings verschließen sich automatisch, wenn Mund und Nase mit Wasser in Berührung kommen. Durch diesen Schutzreflex gelangt kein Wasser in die Lunge. Auch dieser Reflex verschwindet bereits nach wenigen Monaten.
  • Moro-Reflex: Der sogenannte Klammerreflex wird durch plötzliche laute Geräusche, Licht oder Bewegung ausgelöst. Bei diesem Reflex streckt das Baby plötzlich seine Arme und Beine von sich, wirft den Kopf nach hinten, schreit und zieht seine Beine und Arme dann an sich (Klammerhaltung). Bereits nach dem 3. Monat ebbt der Moro-Reflex langsam ab, bis er mit der zunehmenden Reifung des Nervensystems ganz verschwindet.
  • Labyrinthstell-Reflex: Dieser Reflex entwickelt sich zwischen dem 1. und 2. Lebensmonat. Bei Veränderung der Körperlage des Babys, bringt es seinen Kopf in Normalstellung. Dies ermöglicht ihm zusätzlich das Kopfheben in Bauchlage.
  • Schreitreflex: Um die altersgerechte Entwicklung des Babys zu kontrollieren, testet der Kinderarzt beim Neugeborenen den sogenannten Schreitreflex. Das Baby macht Gehbewegungen, sobald es aufrecht gehalten wird und mit den Fußsohlen Kontakt zu einer festen Unterlage hat. Nach spätestens zwei Monaten ist der Schreitreflex wieder verschwunden.
  • Asymmetrisch Tonischer Nackenreflex (ATNR): Dieser Reflex wird auch Fechterstellung genannt und dient dazu, die Muskeln aufzubauen und die motorische Entwicklung zu fördern. Wird der Kopf des Säuglings zum Beispiel nach rechts gedreht, streckt es das rechte Bein und den rechten Arm aus, die Extremitäten auf der linken Seite werden angezogen.

© Aliaksei Lasevich – Fotolia.com

Fazit

  • Angeborene Reflexe sichern das Überleben des Kindes
  • Schutz-Reflexe wie das Husten oder Blinzeln bleiben ein Leben lang erhalten
  • Frühkindliche Reflexe verschwinden nach einigen Monaten mit zunehmender Hirnreife
  • Werden diese Reflexe nicht abgebaut, kann dies zu Entwicklungsstörungen führen
  • Sind die Reflexe nicht vorhanden, kann dies auf eine neurologische Erkrankung hindeuten
  • Anhand der frühkindlichen Reflexe kontrolliert der Kinderarzt den Entwicklungsstand des Babys
Tipps von Kinderärztin Frau Dr. Rothe
  • Eine Sonderform der Reflexe sind die sogenannten Einschlafzuckungen oder Schlafmyokloni. Dabei handelt es sich um plötzliche, kurze Zuckungen (Myoklonien) der Gliedmaßen oder des Rumpfes, die während der Einschlafphase auftreten. Besonders häufig kann man dieses Phänomen im Kleinkindalter beobachten und es ist völlig harmlos.
  • Wenn Ihnen auffällt, dass bestimmte Säuglingsreflexe bei Ihrem Kind sehr lange bestehen bleiben und somit möglicherweise weitere Entwicklungsschritte verhindern (beispielsweise kann ein Kind mit Fußgreifreflex sich nicht auf den flachen Fuß stellen), sollten Sie unbedingt Ihren Kinderarzt bei der nächsten Vorsorgeuntersuchung darauf ansprechen.
Arztgeprüft

Dieser Artikel wurde von unserem Expertenteam geprüft.

Unsere Ratgeber:

Das hat die Natur hervorragend eingerichtet: Wenn Babys auf die Welt kommen, sind sie bereits mit einer Reihe angeborener Reflexe ausgestattet, die das Überleben sichern. Ein Reflex ist eine unwillkürliche, rasche und gleichartige Reaktion eines Organismus auf einen bestimmten Reiz. Welche frühkindlichen Reflexe es gibt und warum sie so wichtig für unsere Entwicklung sind, erfahren Sie in diesem Artikel.


Kontrolle der frühkindlichen Reflexe

Im Rahmen der ersten Untersuchungen des Babys kontrolliert der Kinderarzt bestimmte Reflexe. Mithilfe dieser Tests, kann der Arzt die altersgemäße Entwicklung des Kindes überprüfen. Fehlen die Reflexe, so kann dies ein Anzeichen für eine neurologische Erkrankung sein. Verschwinden die frühkindlichen Reflexe allerdings nach einigen Monaten nicht, kann dies zu Entwicklungsstörungen führen. Mit gezielter Physiotherapie kann der Störung in vielen Fällen entgegengewirkt werden.

Wurde beispielsweise der Moro-Reflex (Klammerreflex oder Umklammerungsreflex) in der frühen Kindheit nicht abgebaut und besteht weiter, kann dies im Laufe der kindlichen Entwicklung zu Problemen führen. Anzeichen können Lern- und Verhaltensstörungen, aber auch motorische Entwicklungsstörungen sein.

Die wichtigsten Reflexe beim Baby – ein Überblick

  • Suchreflex: Babys sind von Geburt an mit einem Suchreflex ausgestattet, der ihnen hilft, die Brust der Mutter oder die Milchflasche zu finden. In den ersten 30 Minuten nach der Geburt ist dieser Reflex besonders ausgeprägt. Jungen Müttern wird deshalb auch empfohlen, ihr Baby gleich an die Brust anzulegen. Ein sanftes Streicheln der Wange genügt als Reiz, damit das Baby seinen Kopf zur Nahrungsquelle dreht, seinen Mund öffnet und mit dem Saugen beginnt. Nach einigen Monaten verschwindet dieser Reflex von ganz alleine.
  • Saug- und Schluckreflex: Der Saugreflex gehört zu den wichtigsten angeborenen Reflexen überhaupt, da er das Überleben des Neugeborenen sichert. Sobald der Gaumen des Babys berührt wird, beginnt es kräftig zu saugen und schluckt die Nahrung herunter. Dieser Reflex ist erst in der 36. Schwangerschaftswoche vollständig entwickelt und kann bei Frühchen für Trinkprobleme verantwortlich sein. Nach etwa 6 Monaten ist das Baby in der Lage, die Saugbewegungen selbstständig zu steuern.
  • Palmarer Greifreflex: Beim Greifreflex beugen sich die Finger des Babys zu einer Fausthaltung, sobald es an der Handfläche berührt wird. Mithilfe dieses Reflexes übt das Baby immer und immer wieder das Zugreifen. Nach etwa fünf Monaten wird dieser Reflex durch gezieltes Greifen ersetzt.
  • Plantarer Greifreflex: Ein ähnliches Phänomen wie bei den Händen kann an den Füßchen beobachtet werden: Bei leichtem Druck auf die Fußballen des Babys krallen sich die Zehen zusammen und spreizen sich, wenn man an der Außenkante der Fußsohle entlangfährt. Dieser Reflex bleibt bis zum ersten Lebensjahr bestehen.
  • Atemschutzreflex: Die Atemwege des Säuglings verschließen sich automatisch, wenn Mund und Nase mit Wasser in Berührung kommen. Durch diesen Schutzreflex gelangt kein Wasser in die Lunge. Auch dieser Reflex verschwindet bereits nach wenigen Monaten.
  • Moro-Reflex: Der sogenannte Klammerreflex wird durch plötzliche laute Geräusche, Licht oder Bewegung ausgelöst. Bei diesem Reflex streckt das Baby plötzlich seine Arme und Beine von sich, wirft den Kopf nach hinten, schreit und zieht seine Beine und Arme dann an sich (Klammerhaltung). Bereits nach dem 3. Monat ebbt der Moro-Reflex langsam ab, bis er mit der zunehmenden Reifung des Nervensystems ganz verschwindet.
  • Labyrinthstell-Reflex: Dieser Reflex entwickelt sich zwischen dem 1. und 2. Lebensmonat. Bei Veränderung der Körperlage des Babys, bringt es seinen Kopf in Normalstellung. Dies ermöglicht ihm zusätzlich das Kopfheben in Bauchlage.
  • Schreitreflex: Um die altersgerechte Entwicklung des Babys zu kontrollieren, testet der Kinderarzt beim Neugeborenen den sogenannten Schreitreflex. Das Baby macht Gehbewegungen, sobald es aufrecht gehalten wird und mit den Fußsohlen Kontakt zu einer festen Unterlage hat. Nach spätestens zwei Monaten ist der Schreitreflex wieder verschwunden.
  • Asymmetrisch Tonischer Nackenreflex (ATNR): Dieser Reflex wird auch Fechterstellung genannt und dient dazu, die Muskeln aufzubauen und die motorische Entwicklung zu fördern. Wird der Kopf des Säuglings zum Beispiel nach rechts gedreht, streckt es das rechte Bein und den rechten Arm aus, die Extremitäten auf der linken Seite werden angezogen.

© Aliaksei Lasevich – Fotolia.com

Fazit

  • Angeborene Reflexe sichern das Überleben des Kindes
  • Schutz-Reflexe wie das Husten oder Blinzeln bleiben ein Leben lang erhalten
  • Frühkindliche Reflexe verschwinden nach einigen Monaten mit zunehmender Hirnreife
  • Werden diese Reflexe nicht abgebaut, kann dies zu Entwicklungsstörungen führen
  • Sind die Reflexe nicht vorhanden, kann dies auf eine neurologische Erkrankung hindeuten
  • Anhand der frühkindlichen Reflexe kontrolliert der Kinderarzt den Entwicklungsstand des Babys
Tipps von Kinderärztin Frau Dr. Rothe
  • Eine Sonderform der Reflexe sind die sogenannten Einschlafzuckungen oder Schlafmyokloni. Dabei handelt es sich um plötzliche, kurze Zuckungen (Myoklonien) der Gliedmaßen oder des Rumpfes, die während der Einschlafphase auftreten. Besonders häufig kann man dieses Phänomen im Kleinkindalter beobachten und es ist völlig harmlos.
  • Wenn Ihnen auffällt, dass bestimmte Säuglingsreflexe bei Ihrem Kind sehr lange bestehen bleiben und somit möglicherweise weitere Entwicklungsschritte verhindern (beispielsweise kann ein Kind mit Fußgreifreflex sich nicht auf den flachen Fuß stellen), sollten Sie unbedingt Ihren Kinderarzt bei der nächsten Vorsorgeuntersuchung darauf ansprechen.
Arztgeprüft

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