Die U1 ist ein wichtiger Bestandteil des engmaschigen Untersuchungsnetzes im Rahmen von Schwangerschaft und Geburt. Die ersten Tage nach der Geburt gelten für Säuglinge in der Medizin als kritisch, da die Anpassung an die neue Umgebung sehr viel Kraft kostet. Weiterhin bringt die Geburt oftmals Stresssituationen mit sich, die ein Baby zusätzlich verarbeiten und meistern muss. Darüber hinaus können einige Entwicklungsschwierigkeiten trotz ausführlicher Schwangerschaftsvorsorge erst nach der Geburt entdeckt bzw. genauer geklärt werden.
U1: Die erste Untersuchung nach der Geburt
Die U1 erfolgt im Anschluss an die Geburt. Die darauf folgende U2 findet zwischen dem dritten und zehnten Lebenstag des Säuglings statt und dient ebenfalls dazu eventuelle Anpassungsstörungen oder gesundheitliche Probleme zu entdecken und zu behandeln.
Die U1 im Überblick
Obwohl die U1 zu den wichtigsten Vorsorgeuntersuchungen in der Babyzeit gehört, dauert sie oftmals nur wenige Minuten. Je nach Geburtssituation überprüft der Frauen- oder Kinderarzt meist mit Unterstützung der Hebamme oder der Hebamme alleine den Zustand und die Körperfunktionen des Neugeborenen. Durch die gezielte Beobachtung sowie ein gründliches Abtasten können eventuelle Schwierigkeiten schnell erkannt und behandelt werden.
Je nach Art und Schwierigkeit der Geburt geben viele Ärzte und Hebammen dem Baby und seiner Mama Zeit füreinander. Während in den 1980er und teilweise 1990er Jahren Neugeborene in den Minuten direkt nach der Geburt untersucht wurden, haben sie heutzutage bei einer normalen Geburt die Möglichkeit, in Ruhe die Nähe ihrer Mama zu spüren und in der neuen Welt anzukommen. Nicht selten findet schon das erste Brustanlegen vor der ersten Untersuchung U1 statt.
Das sagt der APGAR-Test bei der U1 aus:
Untersuchungsmerkmal | 0 Punkte | 1 Punkt | 2 Punkte |
Atmung | keine | flach und unregelmäßig | regelmäßig |
Hautfarbe | blass & blau | blaue Hände und Füße | gesamter Körper rosig |
Herzschlag | kein | unter 100 Schläge/Minute | über 100 Schläge/Minute |
Muskelspannung | schlaff | leichte Bewegung | aktive Bewegung |
Reflexe | keine | Gesichtsgrimassen | kräftiges Schreien |
Dieser Test wird nach 5 bis 10 Minuten nochmals wiederholt. Das Ergebnis auf einer Skala von 1 bis 10 wird im Mutterpass sowie im gelben Vorsorgeheft des Babys eingetragen. Ein Wert von 8 bis 10 gilt als unbedenklich bzw. bestätigt die Gesundheit des Kindes kann aber nicht allein davon abhängig gemacht werden. Dazu muss auch immer die Anpassung des Kindes auf die aktuelle Situation mit bewertet werden.
Was wird bei der U1 untersucht?
- Der Reifegrad des Babys, beispielsweise durch die Beobachtung seiner Reaktionsfähigkeit und die Betrachtung der Haut, Körperlänge und -größe beurteilt.
- Der pH-Wert des Nabelschnurblutes wird bestimmt. Bei gesunden Neugeborenen liegt er in der Regel zwischen 7,21 und 7,31. Beträgt er weniger als 7 war der Geburtsstress für das Baby wahrscheinlich sehr hoch und eventuell mit Sauerstoffmangel verbunden.
- Die Atemgänge untersucht und verschlucktes Fruchtwasser abgesaugt.
- Etwaige Geburtsverletzungen oder Fehlentwicklungen werden festgestellt.
- Der Kopfumfang wird dokumentiert.
Sofern sich die Eltern nicht gegen die Vitamin-K-Prophylaxe aussprechen, erhält das Neugeborene Vitamin-K-Tropfen in den Mund geträufelt, um die eventuelle Gefahr von Blutgerinnungsstörungen stark zu reduzieren. Ist der Mangel von Vitamin K zu groß, kann es zu gefährlichen Hirnblutungen kommen.
Die U1 nach Kaiserschnitt- und häuslichen Geburten
Die U1 ist für viele Mütter die einzige Untersuchung an ihrem Baby, bei der sie nicht direkt dabei sind. Bei einer natürlichen Entbindung im Kreißsaal erfolgt die U1 oftmals mit im Geburtsraum, während die Mutter meist im Bett liegt und sich von der Geburt erholt. Nach einem Kaiserschnitt findet die U1 oft in einem anderen Raum statt.
Der Vater darf natürlich bei der U1 dabei sein und auf Wunsch auch das Neugeborene zum ersten Mal baden. Findet die Geburt in den eigenen vier Wänden statt, so übernimmt die Hebamme zunächst die Erstuntersuchung.
Nachsorgeuntersuchungen bei der Mutter
Rund um die Geburt sollte neben der Gesundheit des Kindes natürlich auch die Gesundheit der Mutter im Vordergrund stehen. Aus diesem Grund finden neben der U1 selbstverständlich auch Untersuchungen bei der Mutter statt. Diese betreffen:
- Die Überprüfung der Nachgeburt auf Vollständigkeit. Die Plazenta kann auf Wunsch gemeinsam mit dem medizinischen Personal betrachtet und auch für traditionelle Bräuche mitgenommen werden.
- Beurteilung und Behandlung von Blutungen und Geburtsverletzungen.
- Die Kontrolle des Blutdrucks und des Allgemeinbefindens.
Bei Müttern mit negativem Rhesusfaktor im Blutbild wird nach der Geburt zusätzlich eine Impfung gespritzt, wenn das Baby einen positiven Rhesusfaktor hat. Diese vermeidet unerwünschte Reaktionen des mütterlichen Abwehrsystems auf späteren Nachwuchs mit positivem Rhesusfaktor.
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- Besprechen Sie mit Ihrer betreuenden Hebamme, dass Ihnen die Anwesenheit bei der Erstuntersuchung wichtig ist. In der Regel ist es auch beim Kaiserschnitt möglich, die U1 erst mit der Anwesenheit der Mutter im Kreißsaal durchzuführen.
Dieser Artikel wurde von unserem Expertenteam geprüft.