Wenn Jungs Mädchen sein wollen und Mädchen Jungs

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Sophie Nicole Ulrich

Sophie Nicole Ulrich ist Psychotherapeutin für Kinder und hat ihre Leidenschaft für diesen Beruf schon als Teenager entdeckt. Sie hat eine breite Ausbildung in Sonder- und Heilpädagogik sowie Erfahrung in der Arbeit mit psychisch kranken Erwachsenen…

Alle Beiträge des Experten

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Die Entdeckung der eigenen Geschlechtsidentität – Statistisch gesehen gibt es in jeder vierten Grundschulklasse mindestens ein Kind, dessen scheinbares, soziales Geschlecht nicht mit dem biologischen übereinstimmt.


Die Entwicklung der Geschlechtsidentität

Spürt ein Kind, dass das eigene biologische Geschlecht nicht mit seinem äußerlichen Erscheinungsbild übereinstimmt, kann dies durchaus für viele besondere Entwicklungen und Situationen sorgen. So entscheiden sich kleine Jungen lieber für mädchentypische Spielzeuge und Mädchen spielen lieber mit den Nachbarjungs Fußball als mit ihren Puppen.

Die Wahl geschlechtstypischer Spielzeuge und Spiele beginnt bereits im zweiten Lebensjahr. Die Spielzeugwahl hängt allerdings häufig von der Geschlechterrollenerwartung der Umwelt ab. Das heißt, wenn die Eltern Mädchen ganz selbstverständlich Spielzeugautos und Jungen eine Babypuppe zum Spielen geben, nehmen Kleinkinder die Spielzeuge noch nicht geschlechterspezifisch wahr.

Ab dem 4. bis 5. Lebensjahr bilden sich jedoch rigide Geschlechtervorstellungen heraus, die im Vorschulalter und Schulbeginn zum sogenannten Geschlechtskonstanzerwerb führen. Das bedeutet: Ein Kind nimmt wahr, dass das eigene Geschlecht immer gleich bleiben wird.

An diesem Punkt können bei Kindern, deren biologisches Geschlecht äußerlich nicht sichtbar ist, erste für Bezugspersonen scheinbar bemerkenswerte Entwicklungen, wie der Wunsch als Junge später ein Mädchen zu werden, eintreten.

In den ersten beiden Grundschuljahren verfestigt sich das Konzept von Geschlechterrollen nochmal deutlich. Das kann soweit gehen, dass Jungs nicht mehr mit Mädchen und Mädchen nicht mehr mit Jungs spielen möchten.

Nach dem siebten Lebensjahr löst sich dieses starre Empfinden der Geschlechterrollen langsam wieder auf.

Es gibt mehr als nur zwei Geschlechter

Der fachwissenschaftliche Begriff der Transidentität beweist, dass aus biologischer Sicht mehr als nur zwei Geschlechter existieren. Die Vielfalt der Geschlechter umfasst neben äußeren Merkmalen auch die unterschiedlichen sexuellen Lebensweisen, die ein Mensch meist mit Beginn der Pubertät entwickelt.

In vielen Köpfen und auch Kinderbüchern findet dies nach Meinung vieler Pädagogen und Psychologen noch zu wenig Beachtung. Dort sind die Geschlechterrollen von Mann und Frau sowie auch die Familienformen oft nur einseitig anstatt vielfältig und somit lebenswirklich gestaltet.

Vielleicht klingt diese Ansicht für Sie als Eltern zunächst ungewohnt. Spricht Ihr Kind jedoch über längere Zeit davon, lieber zum anderen Geschlecht gehören zu wollen, sollten Sie es nicht davon abbringen. Versuchen Sie lieber gemeinsam mit ihm zu ergründen, wie sich die Persönlichkeit Ihres Kindes am besten entwickelt.

Dafür können Sie natürlich auch kinderpsychologische Hilfe in Anspruch nehmen. Von dieser sollten Sie allerdings nicht erwarten, dass sie Ihr Kind davon überzeugt, in traditionellen Geschlechtsrollenbildern zu denken. Vielmehr ist eine psychotherapeutische Begleitung in diesem Fall als Unterstützung zu sehen, den individuell richtigen Lebensweg zu gehen und die passende Geschlechterrolle sowie spätere sexuelle Orientierung und Familiengestaltung zu finden.

Fazit

  • Das eigene Kind lieben, so wie es ist
  • Das Geschlecht eines Kindes lässt sich nicht durch die äußerlichen Körpermerkmale, die entsprechende Erziehung und Geschlechterrollenerwartung des Umfelds bestimmen oder gar prägen.
  • Interessante und anrührende Einblicke dafür bietet der Film «Mein Leben in rosarot» (Originaltitel: Ma vie en rose). In der Geschichte des Films wird das Leben eines kleinen Jungen gezeigt, der gern mit Puppen spielt und von einer Hochzeit mit seinem Nachbarsfreund träumt. Schon Erstklässler können den Film anschauen.
  • Sie möchten Ihr Kind gern auf solch ein Thema ansprechen, wissen aber nicht wie Ihnen das gelingen kann? Filme, wie dieser, oder auch altersgerechte Bücher können helfen, eine gemeinsame Gesprächsebene zu finden. Zudem können sie Ihrem Kind gegebenenfalls erklären, dass es in seiner Situation nicht alleine ist und es noch mehr Mädchen gibt, die gern ein Junge sein möchten und umgekehrt.
terapisti testato

Dieser Artikel wurde von unserem Expertenteam geprüft.

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Die Wahl geschlechtstypischer Spielzeuge und Spiele beginnt bereits im zweiten Lebensjahr. Die Spielzeugwahl hängt allerdings häufig von der Geschlechterrollenerwartung der Umwelt ab. Das heißt, wenn die Eltern Mädchen ganz selbstverständlich Spielzeugautos und Jungen eine Babypuppe zum Spielen geben, nehmen Kleinkinder die Spielzeuge noch nicht geschlechterspezifisch wahr.

Ab dem 4. bis 5. Lebensjahr bilden sich jedoch rigide Geschlechtervorstellungen heraus, die im Vorschulalter und Schulbeginn zum sogenannten Geschlechtskonstanzerwerb führen. Das bedeutet: Ein Kind nimmt wahr, dass das eigene Geschlecht immer gleich bleiben wird.

An diesem Punkt können bei Kindern, deren biologisches Geschlecht äußerlich nicht sichtbar ist, erste für Bezugspersonen scheinbar bemerkenswerte Entwicklungen, wie der Wunsch als Junge später ein Mädchen zu werden, eintreten.

In den ersten beiden Grundschuljahren verfestigt sich das Konzept von Geschlechterrollen nochmal deutlich. Das kann soweit gehen, dass Jungs nicht mehr mit Mädchen und Mädchen nicht mehr mit Jungs spielen möchten.

Nach dem siebten Lebensjahr löst sich dieses starre Empfinden der Geschlechterrollen langsam wieder auf.

Es gibt mehr als nur zwei Geschlechter

Der fachwissenschaftliche Begriff der Transidentität beweist, dass aus biologischer Sicht mehr als nur zwei Geschlechter existieren. Die Vielfalt der Geschlechter umfasst neben äußeren Merkmalen auch die unterschiedlichen sexuellen Lebensweisen, die ein Mensch meist mit Beginn der Pubertät entwickelt.

In vielen Köpfen und auch Kinderbüchern findet dies nach Meinung vieler Pädagogen und Psychologen noch zu wenig Beachtung. Dort sind die Geschlechterrollen von Mann und Frau sowie auch die Familienformen oft nur einseitig anstatt vielfältig und somit lebenswirklich gestaltet.

Vielleicht klingt diese Ansicht für Sie als Eltern zunächst ungewohnt. Spricht Ihr Kind jedoch über längere Zeit davon, lieber zum anderen Geschlecht gehören zu wollen, sollten Sie es nicht davon abbringen. Versuchen Sie lieber gemeinsam mit ihm zu ergründen, wie sich die Persönlichkeit Ihres Kindes am besten entwickelt.

Dafür können Sie natürlich auch kinderpsychologische Hilfe in Anspruch nehmen. Von dieser sollten Sie allerdings nicht erwarten, dass sie Ihr Kind davon überzeugt, in traditionellen Geschlechtsrollenbildern zu denken. Vielmehr ist eine psychotherapeutische Begleitung in diesem Fall als Unterstützung zu sehen, den individuell richtigen Lebensweg zu gehen und die passende Geschlechterrolle sowie spätere sexuelle Orientierung und Familiengestaltung zu finden.

Fazit

  • Das eigene Kind lieben, so wie es ist
  • Das Geschlecht eines Kindes lässt sich nicht durch die äußerlichen Körpermerkmale, die entsprechende Erziehung und Geschlechterrollenerwartung des Umfelds bestimmen oder gar prägen.
  • Interessante und anrührende Einblicke dafür bietet der Film «Mein Leben in rosarot» (Originaltitel: Ma vie en rose). In der Geschichte des Films wird das Leben eines kleinen Jungen gezeigt, der gern mit Puppen spielt und von einer Hochzeit mit seinem Nachbarsfreund träumt. Schon Erstklässler können den Film anschauen.
  • Sie möchten Ihr Kind gern auf solch ein Thema ansprechen, wissen aber nicht wie Ihnen das gelingen kann? Filme, wie dieser, oder auch altersgerechte Bücher können helfen, eine gemeinsame Gesprächsebene zu finden. Zudem können sie Ihrem Kind gegebenenfalls erklären, dass es in seiner Situation nicht alleine ist und es noch mehr Mädchen gibt, die gern ein Junge sein möchten und umgekehrt.
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