Wenn Kinder Schimpfwörter entdecken » Wie reagieren? | windeln.ch

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Sophie Nicole Ulrich

Sophie Nicole Ulrich ist Psychotherapeutin für Kinder und hat ihre Leidenschaft für diesen Beruf schon als Teenager entdeckt. Sie hat eine breite Ausbildung in Sonder- und Heilpädagogik sowie Erfahrung in der Arbeit mit psychisch kranken Erwachsenen…

Alle Beiträge des Experten

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Was macht Schimpfwörter für Kinder so interessant und wie sollten Eltern reagierender – Kinder entdecken die Welt, so auch die Sprache, zu der sich früher oder später Schimpfwörter gesellen. mit seiner Provokation gehen kann.


Schimpfwörter sind interessant

Ob auf dem Spaziergang, beim Einkaufen, im Bus oder auf dem Spielplatz, immer wieder kann es vorkommen, dass in Anwesenheit Ihres Kindes Schimpfwörter fallen. Plötzlich ertönt bei jeder Gelegenheit «Assloch» oder «Seisse» aus dem kleinen Mund. Das Repertoire erweitert sich, da an anderer Stelle erneut ein Schimpfwort fällt und auch andere Kinder welche zum Besten geben.

Was aber macht ausgerechnet Schimpfwörter so interessant für Kinder? Kaum ein Erwachsener kann sich davon freisprechen, selbst gelegentlich zu fluchen, auch Eltern nicht. Selten geschieht dies in einem emotional ausgeglichenen Zustand. Bereits dadurch begreifen Kinder intuitiv, dass es sich dabei um etwas Besonderes handelt.

Zunächst können sie nicht erfassen, was die einzelnen Ausdrücke bedeuten, wann und warum sie verwendet werden. Der kleine Forschergeist möchte es aber natürlich herausfinden, also plappert er sie nach und beobachtet, was passiert. Reagieren Anwesende dann pikiert oder entsetzt oder kommt es gar zu entrüsteten Diskussionen mit den Eltern, erfahren Kinder, dass sie mit Schimpfwörtern Beachtung finden und Aufmerksamkeit erhalten.

Schimpfwörter bewirken etwas, also haben sie Macht. Sie bieten völlig neue Möglichkeiten, sich auszudrücken, auszutesten, zu provozieren, Reaktionen hervorzurufen.

Hat ein Kleinkind sich im Supermarkt zuvor noch schreiend auf den Boden geworfen, weil es keine Gummibärchen bekommt, erhält Mama oder Papa als Quittung nun vielleicht ein «blöde Kuh» oder «dumme Sau». Eltern ist es peinlich, Umstehende schütteln entgeistert den Kopf.

Die ungeliebte Nachbarin wurde möglicherweise bisher mit einem ungehaltenen Blick begrüßt, nun schallt ihr «Stinkkuh» oder Ähnliches entgegen und die Eltern müssen sich für das ungezogene Verhalten rechtfertigen. Das Kind erfährt: Mit einem Schimpfwort kann es seinem Unmut wirksam Ausdruck verleihen.

Schimpfwort ist nicht gleich Schimpfwort

Bevor sie sprechen lernen, sind Kinder sehr eingeschränkt in ihren Ausdrucksmöglichkeiten. Diese werden differenzierter, sobald sie die ersten Worte beherrschen und nochmals, wenn sie ganze Sätze formulieren. Damit erhalten auch Schimpfwörter Einzug in den Wortschatz, selbst, wenn Artikulation und Aussprache noch unausgereift sind.

Ebenso, wie sich der Sprachsinn entwickelt, entwickelt sich anhand der Reaktionen anderer Menschen ein Verständnis dafür, dass einige Wörter mehr Wirkung zeigen als andere. Folglich werden vorzugsweise Schimpfworte genutzt, die effektiver sind als andere.

Keine moralische Bewertung

Kinder haben noch nicht die Wert- und Moralvorstellungen von Erwachsenen, deshalb bewerten sie auch Schimpfworte nicht so negativ. Sie erfahren, welche Reaktion sie damit hervorrufen und setzen sie nach dem unbefangenen Ausprobieren ein, um ihren Emotionen Ausdruck zu verleihen. Zu sachlichen verbalen Auseinandersetzungen sind sie noch nicht in der Lage, dieser Kanal ist daher für Kinder eine logische Alternative.

Ein kleines Kind meint dies aber nicht persönlich oder möchte gezielt verletzen, sondern macht situationsbezogen seinem Unmut Luft oder testet, wie weit es mit seiner Provokation gehen kann.

Lernprozess

Nachdem es sich beim Aufschnappen von Schimpfwörtern zunächst also lediglich um ein Nachplappern handelt, folgt eine Phase des Austestens, bis der Gebrauch geläufiger wird. Diesen Prozess können Eltern beeinflussen.

Je weniger Aufmerksamkeit Ihr Kind beim ersten Schimpfwort erfährt, umso weniger interessant werden die unliebsamen Worte. Dennoch lassen sich Reaktionen von anderen Kindern und Erwachsenen natürlich immer vermeiden, Ihr Kind lernt also selbst dann, wenn Sie völlig gleichgültig bleiben und ihm keine Beachtung schenken, dass bestimmte Worte eine effektivere Wirkung zeigen als andere.

Ebenso wenig können Sie vermeiden, dass Ihr Kind Schimpfwörter lernt, wohl aber können Sie darauf achten, selbst keine in dessen Anwesenheit zu verwenden.

Weiterhin können Sie Ihrem Kind erklären, dass die Bedeutung verschiedener Wörter andere Menschen verletzt und traurig macht. Dabei gilt es auch zwischen einer persönlichen und einer unpersönlichen Beschimpfung zu unterscheiden, schließlich ist es etwas Anderes, ob ein frustriertes «Seisse» fällt, weil der Bauklotzturm eingestürzt ist oder ob einem Menschen ein «du bist seisse» entgegengeworfen wird. Die Bauklötze macht es nicht traurig, den Gegenüber schon.

Beglückt Ihr Kind Sie mit einem Schimpfwort, können Sie es ganz ruhig fragen, warum es Sie beschimpft. So erhält es Gelegenheit, sich zu erklären und kann lernen, sich sachlich und situationsbezogen auszudrücken.

Auch ist es möglich, Alternativen aufzuzeigen. Möchte Ihr Kind seinem Unmut freien Lauf lassen und schimpfen, ist zum Beispiel «blöde Sache» deutlich, gilt aber als wesentlich harmloser als andere Worte. Insbesondere gegenüber anderen Menschen sollten Sie Ihrem Kind nahezubringen, dass manche Worte unter die Gürtellinie gehen.

Es kann außerdem hilfreich sein, eine Schimpfpause einzulegen – in seinem Zimmer kann Ihr Kind sämtliche Schimpfwörter rauslassen, die es kennt. Das wird so alleine natürlich schnell langweilig, entsprechend verlieren sie an Bedeutung.

Kleine Kinder sind in der Lage wahrzunehmen, wenn sie selbst traurig sind, die Empathie und das Verständnis gegenüber der Gefühle anderer müssen sich erst entwickeln. Fragen sie es also, ob es nicht traurig wäre, wenn Sie ein verletzendes Wort zu ihm sagen würden. So bringen Sie ihm näher, was Schimpfworte bewirken können. Überlegen Sie gemeinsam, wie es sich anders ausdrücken könnte.

Bestrafung ist kontraproduktiv

Keinesfalls sollten Sie mit Ihrem Kind schimpfen oder es bestrafen, wenn es Schimpfwörter verwendet. Davon abgesehen, dass diese dadurch nur interessanter werden und sich für Ihr Kind als geeignetes Mittel zur Provokation entpuppen, lernt es dadurch nicht, seine Ausdrucksfähigkeit zu verfeinern und sich sachlich und konstruktiv zu äußern. Im späteren Leben ist das jedoch in vielen Situationen eine Notwendigkeit, während wildes Geschimpfe kaum produktiv ist.

Versuchen Sie also stets, gelassen zu bleiben. Unterstützen Sie Ihr Kind und achten Sie auf Ihren eigenen Sprachgebrauch, lernt es, was Schimpfwörter bedeuten und auf alternative Weise zu kommunizieren. Dann können Sie davon ausgehen, dass es sich bei der Begeisterung und auch einem häufigen Gebrauch nur um eine Phase handelt.

© Kitty – Fotolia.com

Zusammenfassend: Schimpfwörter sind für Kinder interessant weil…

  • sich neue verbale Möglichkeiten auftun
  • sie Aufmerksamkeit provozieren
  • sie effektive Wirkung erzielen
  • sie ein einfaches Ausdrucksmittel sind
  • sie kreativen Wetteifer mit anderen Kindern ermöglichen
Tipps von Kindertherapeutin Nicole Ulrich
  • Wichtig ist der Umgang mit digitalen Medien. Auch hier lernt Ihr Kind allerlei Schimpfwörter
  • Spiegeln Sie Ihrem Kind sein Verhalten und klären es auf, wie es mit Mitmenschen umzugehen hat
  • Sagen Sie Ihrem Kind klar, dass Sie sein Schimpfwort-Verhalten nicht dulden
terapisti testato

Dieser Artikel wurde von unserem Expertenteam geprüft.

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Schimpfwörter sind interessant

Ob auf dem Spaziergang, beim Einkaufen, im Bus oder auf dem Spielplatz, immer wieder kann es vorkommen, dass in Anwesenheit Ihres Kindes Schimpfwörter fallen. Plötzlich ertönt bei jeder Gelegenheit «Assloch» oder «Seisse» aus dem kleinen Mund. Das Repertoire erweitert sich, da an anderer Stelle erneut ein Schimpfwort fällt und auch andere Kinder welche zum Besten geben.

Was aber macht ausgerechnet Schimpfwörter so interessant für Kinder? Kaum ein Erwachsener kann sich davon freisprechen, selbst gelegentlich zu fluchen, auch Eltern nicht. Selten geschieht dies in einem emotional ausgeglichenen Zustand. Bereits dadurch begreifen Kinder intuitiv, dass es sich dabei um etwas Besonderes handelt.

Zunächst können sie nicht erfassen, was die einzelnen Ausdrücke bedeuten, wann und warum sie verwendet werden. Der kleine Forschergeist möchte es aber natürlich herausfinden, also plappert er sie nach und beobachtet, was passiert. Reagieren Anwesende dann pikiert oder entsetzt oder kommt es gar zu entrüsteten Diskussionen mit den Eltern, erfahren Kinder, dass sie mit Schimpfwörtern Beachtung finden und Aufmerksamkeit erhalten.

Schimpfwörter bewirken etwas, also haben sie Macht. Sie bieten völlig neue Möglichkeiten, sich auszudrücken, auszutesten, zu provozieren, Reaktionen hervorzurufen.

Hat ein Kleinkind sich im Supermarkt zuvor noch schreiend auf den Boden geworfen, weil es keine Gummibärchen bekommt, erhält Mama oder Papa als Quittung nun vielleicht ein «blöde Kuh» oder «dumme Sau». Eltern ist es peinlich, Umstehende schütteln entgeistert den Kopf.

Die ungeliebte Nachbarin wurde möglicherweise bisher mit einem ungehaltenen Blick begrüßt, nun schallt ihr «Stinkkuh» oder Ähnliches entgegen und die Eltern müssen sich für das ungezogene Verhalten rechtfertigen. Das Kind erfährt: Mit einem Schimpfwort kann es seinem Unmut wirksam Ausdruck verleihen.

Schimpfwort ist nicht gleich Schimpfwort

Bevor sie sprechen lernen, sind Kinder sehr eingeschränkt in ihren Ausdrucksmöglichkeiten. Diese werden differenzierter, sobald sie die ersten Worte beherrschen und nochmals, wenn sie ganze Sätze formulieren. Damit erhalten auch Schimpfwörter Einzug in den Wortschatz, selbst, wenn Artikulation und Aussprache noch unausgereift sind.

Ebenso, wie sich der Sprachsinn entwickelt, entwickelt sich anhand der Reaktionen anderer Menschen ein Verständnis dafür, dass einige Wörter mehr Wirkung zeigen als andere. Folglich werden vorzugsweise Schimpfworte genutzt, die effektiver sind als andere.

Keine moralische Bewertung

Kinder haben noch nicht die Wert- und Moralvorstellungen von Erwachsenen, deshalb bewerten sie auch Schimpfworte nicht so negativ. Sie erfahren, welche Reaktion sie damit hervorrufen und setzen sie nach dem unbefangenen Ausprobieren ein, um ihren Emotionen Ausdruck zu verleihen. Zu sachlichen verbalen Auseinandersetzungen sind sie noch nicht in der Lage, dieser Kanal ist daher für Kinder eine logische Alternative.

Ein kleines Kind meint dies aber nicht persönlich oder möchte gezielt verletzen, sondern macht situationsbezogen seinem Unmut Luft oder testet, wie weit es mit seiner Provokation gehen kann.

Lernprozess

Nachdem es sich beim Aufschnappen von Schimpfwörtern zunächst also lediglich um ein Nachplappern handelt, folgt eine Phase des Austestens, bis der Gebrauch geläufiger wird. Diesen Prozess können Eltern beeinflussen.

Je weniger Aufmerksamkeit Ihr Kind beim ersten Schimpfwort erfährt, umso weniger interessant werden die unliebsamen Worte. Dennoch lassen sich Reaktionen von anderen Kindern und Erwachsenen natürlich immer vermeiden, Ihr Kind lernt also selbst dann, wenn Sie völlig gleichgültig bleiben und ihm keine Beachtung schenken, dass bestimmte Worte eine effektivere Wirkung zeigen als andere.

Ebenso wenig können Sie vermeiden, dass Ihr Kind Schimpfwörter lernt, wohl aber können Sie darauf achten, selbst keine in dessen Anwesenheit zu verwenden.

Weiterhin können Sie Ihrem Kind erklären, dass die Bedeutung verschiedener Wörter andere Menschen verletzt und traurig macht. Dabei gilt es auch zwischen einer persönlichen und einer unpersönlichen Beschimpfung zu unterscheiden, schließlich ist es etwas Anderes, ob ein frustriertes «Seisse» fällt, weil der Bauklotzturm eingestürzt ist oder ob einem Menschen ein «du bist seisse» entgegengeworfen wird. Die Bauklötze macht es nicht traurig, den Gegenüber schon.

Beglückt Ihr Kind Sie mit einem Schimpfwort, können Sie es ganz ruhig fragen, warum es Sie beschimpft. So erhält es Gelegenheit, sich zu erklären und kann lernen, sich sachlich und situationsbezogen auszudrücken.

Auch ist es möglich, Alternativen aufzuzeigen. Möchte Ihr Kind seinem Unmut freien Lauf lassen und schimpfen, ist zum Beispiel «blöde Sache» deutlich, gilt aber als wesentlich harmloser als andere Worte. Insbesondere gegenüber anderen Menschen sollten Sie Ihrem Kind nahezubringen, dass manche Worte unter die Gürtellinie gehen.

Es kann außerdem hilfreich sein, eine Schimpfpause einzulegen – in seinem Zimmer kann Ihr Kind sämtliche Schimpfwörter rauslassen, die es kennt. Das wird so alleine natürlich schnell langweilig, entsprechend verlieren sie an Bedeutung.

Kleine Kinder sind in der Lage wahrzunehmen, wenn sie selbst traurig sind, die Empathie und das Verständnis gegenüber der Gefühle anderer müssen sich erst entwickeln. Fragen sie es also, ob es nicht traurig wäre, wenn Sie ein verletzendes Wort zu ihm sagen würden. So bringen Sie ihm näher, was Schimpfworte bewirken können. Überlegen Sie gemeinsam, wie es sich anders ausdrücken könnte.

Bestrafung ist kontraproduktiv

Keinesfalls sollten Sie mit Ihrem Kind schimpfen oder es bestrafen, wenn es Schimpfwörter verwendet. Davon abgesehen, dass diese dadurch nur interessanter werden und sich für Ihr Kind als geeignetes Mittel zur Provokation entpuppen, lernt es dadurch nicht, seine Ausdrucksfähigkeit zu verfeinern und sich sachlich und konstruktiv zu äußern. Im späteren Leben ist das jedoch in vielen Situationen eine Notwendigkeit, während wildes Geschimpfe kaum produktiv ist.

Versuchen Sie also stets, gelassen zu bleiben. Unterstützen Sie Ihr Kind und achten Sie auf Ihren eigenen Sprachgebrauch, lernt es, was Schimpfwörter bedeuten und auf alternative Weise zu kommunizieren. Dann können Sie davon ausgehen, dass es sich bei der Begeisterung und auch einem häufigen Gebrauch nur um eine Phase handelt.

© Kitty – Fotolia.com

Zusammenfassend: Schimpfwörter sind für Kinder interessant weil…

  • sich neue verbale Möglichkeiten auftun
  • sie Aufmerksamkeit provozieren
  • sie effektive Wirkung erzielen
  • sie ein einfaches Ausdrucksmittel sind
  • sie kreativen Wetteifer mit anderen Kindern ermöglichen
Tipps von Kindertherapeutin Nicole Ulrich
  • Wichtig ist der Umgang mit digitalen Medien. Auch hier lernt Ihr Kind allerlei Schimpfwörter
  • Spiegeln Sie Ihrem Kind sein Verhalten und klären es auf, wie es mit Mitmenschen umzugehen hat
  • Sagen Sie Ihrem Kind klar, dass Sie sein Schimpfwort-Verhalten nicht dulden
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