Woher kommen Vornamen und was bedeuten sie? – «Wer die Wahl hat, hat die Qual.» Auf Eltern, die vor der Aufgabe stehen, einen Namen für ihr Kind auszuwählen, trifft dieser Satz nicht selten besonders zu. Doch woher kommen die Vornamen eigentlich?
Die Herkunft der Vornamen
Kaum jemand weiß, dass circa 600 alte Vornamen auch heute noch in fast allen europäischen Staaten verwendet werden. Der Grund: Sie haben sich kulturell gemeinsam entwickelt. Während bis ins 12. Jahrhundert einfach derjenige Name gebräuchlich war, mit dem jemand gerufen wurde, kam mit dem späteren Bevölkerungswachstum zur besseren Unterscheidung ein sogenannter Beiname hinzu. Bei vielen der heute in Deutschland gebräuchlichen Vornamen ist der ursprüngliche germanische Wortstamm, zumindest ansatzweise noch zu erkennen:
- Wortstämme, die auf Kampf oder Krieg hinweisen: gund, hild, wig, ger, bald, kuni, sieg, trud, fried
- Wortstämme, die aus dem Tierreich stammen: wolf, arn, bero, brun, gard, witu, diet,
Sicherlich hatten unsere Vorfahren einen völlig anderen Blick auf die Bedeutung der Namen. Wer sich mit alten Namen näher beschäftigt, bekommt interessante geschichtliche Einblicke. Im Laufe der Zeit sind viele der Wortstämme und Buchstaben dann teilweise einfach weggefallen, sodass es neben den zweistämmigen vermehrt zu einstämmigen Namen kam, wie Ernst, Karl oder Bruno.
Je weiter sich das Christentum verbreitete, umso mehr wurden römische und griechische Vornamen gebräuchlich. Im Gegensatz zu den germanischen Namen sind sie oft recht nüchtern:
- Ursprung nach Bedeutung: Paulus (der Kleine), Claudius (der Hinkende), Claudia (die Hinkende), Fabius (der Bohnenzüchter), Amanda (die Liebenswerte), Felix (der Glückliche)
- Ursprung nach der Geburtsreihenfolge: Secunda (die Zweite)
Vornamen im Wandel der Zeit
Im Laufe der Jahrhunderte gab es eine ständige Entwicklung und Veränderung der gebräuchlichsten Vornamen. Bis zum Beginn des 12. Jahrhunderts wählten Eltern hauptsächlich Vornamen germanischen Ursprungs, wie Adalbert, Eberhart, Friedrich, Rudolf oder Konrad für Jungs und Adelheid, Irmgart, Berta, Emma, Gerthrud oder Hedwig für kleine Mädchen.
Im Zuge der Reformation im 16. Jahrhundert und dem Zugang zur Heiligen Schrift bevorzugten viele Familien plötzlich biblische Namen des Neuen Testaments, wie Johannes, Nikolaus, Gerhard, Ludwig, Elisabeth, Anna, Mathilde, Ursula oder Greta. Ergänzt wurde der gewählte Erstname durch den Namen des Taufpaten. In katholischen Gegenden kam als zweiter Vorname in aller Regel noch der Name des Heiligen des Tauf- oder Geburtstages hinzu.
Die Sitte mit den Taufpaten nahm im 18. Jahrhundert oft groteske Züge an. Aus Geltungssucht wurden es immer mehr Paten und das Eintragen all ihrer Vornamen mitsamt dazugehöriger Titel in die Taufpapiere des Babys war keine Seltenheit. Durch diese «Namenslitaneien» versprachen sich die Eltern für ihr Kind mehr Ansehen. Später beeinflussten auch die Politik, Literatur und die Mode die Popularität verschiedenster Namen. So erlebte beispielsweise Mitte des 19. Jahrhunderts das Mittelalter eine Art Renaissance und Babys bekamen plötzlich wieder Namen, wie Kunigunde, Berta oder Berthold.
Aktuell beliebte Vornamen
Normal, verrückt, lächerlich, populär, schön oder ungewöhnlich: Neugeborene von heute müssen nicht selten Vornamen, wie: Mia Kathalena, Anastasia Finja, Zoe Laureen, Leon Alexander, Thrien Mariek oder Knud Elbowin hinnehmen. Ob derartige Namenkonstellationen auf das spätere Leben der Kleinen einen positiven oder negativen Einfluss haben, bleibt abzuwarten. Eines ist allerdings sicher: Chantal und Erko können nichts für ihre Namen.
Die beliebtesten Vornamen des 20 Jahrhunderts sind bis heute: Alexander, Leonie, Luca, Anne, Paul, Maria, Maximilian, Sophie, Leon und Marie.
Wer die Bedeutung von Vornamen genauer ergründen möchte, findet neben verschiedenen Büchern zum Thema, auch im Internet eine große Anzahl sogenannter «Namen-von-A-bis-Z-Ratgeber».
Fazit
Unabhängig von der Familientradition und persönlichem Geschmack sollten Eltern bei der Namensfindung darauf achten, dass…
- …er gut verständlich ist
- …er sich problemlos aussprechen lässt
- ..er nicht allzu kompliziert zu schreiben ist
- …er keine negativen Gefühle zu historischen Ereignissen oder Figuren auslöst
- …er möglichst nicht zu Hänseleien verführt