Die Erkrankung ist nicht heilbar, kann aber mit Medikamenten herausgezögert werden – Multiple Sklerose, auch bekannt als die «Krankheit mit den tausend Gesichtern», gehört zu den häufigsten neurologischen Erkrankungen im jungen Erwachsenenalter. Aber auch Kinder können MS bekommen.
MS – Was ist das?
Wie MS entsteht, welche Symptome typisch sind und wie die Familie mit der Krankheit umgehen kann, lesen Sie in diesem Artikel. Außerdem bekommen Sie hilfreiche Internetadressen rund um das Thema Multiple Sklerose bei Kindern.
Multiple Sklerose ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung des Gehirns und Rückenmarks. Es handelt sich dabei um eine Autoimmunerkrankung, bei der sich die Abwehrzellen gegen das eigene Nervensystem richten. Nervenfasern und Nervenzellen werden attackiert und im weiteren Verlauf ganz zerstört. Genaugenommen werden die Nervenzellen zerstört, die die Isolierschicht (Myelin) von Nervenfasern bilden. Es entstehen Entzündungen, die Narben zurücklassen und so die Isolierschicht kaputt machen.
Die Symptome bei der MS sind vielfältig, da die Entzündungen im ganzen Bereich des zentralen Nervensystems auftreten können. Sie reichen von einem starken Kribbeln in den Armen und Beinen bis zu Seh- und Blasenfunktionsstörungen sowie Lähmungen.
Verschiedene Verlaufsformen von MS
Mediziner unterscheiden bei Multipler Sklerose zwischen drei verschiedenen Verlaufsformen: Zu der häufigsten gehört die schubförmige MS, bei der sich die Symptome nach einer akuten Phase für einige Zeit wieder völlig zurückbilden. Zwischen den Schüben sind die MS-Patienten häufig frei von Beschwerden.
Da die Autoimmunerkrankung bei jedem Menschen anders verlaufen kann, wird sie auch als «Krankheit mit den tausend Gesichtern» bezeichnet. In Deutschland sind rund 130.000 Menschen von der Autoimmunerkrankung MS betroffen, davon etwa doppelt so viele Frauen wie Männer.
In den meisten Fällen beginnt die Erkrankung zwischen 20 und 40 Jahren. Damit gehört Multiple Sklerose zu den häufigsten neurologischen Krankheiten im jungen Erwachsenenalter. Bei Kindern ist MS seltener: 3 bis 6 Prozent erkranken vor ihrem 17. und 0.5 Prozent vor dem 10. Lebensjahr. Multiple Sklerose ist nicht heilbar, der Verlauf der Krankheit kann mit Medikamenten allerdings verlangsamt werden.
Ursache der Multiplen Sklerose
Die genaue Ursache von MS ist bis heute ungeklärt. Neben der Fehlreaktion des Immunsystems wird aber mittlerweile davon ausgegangen, dass es eine erbliche Veranlagung für die MS-Erkrankung gibt. Zusätzlich werden bestimmte Infektionen durch Viren oder Bakterien, die im Kindes- und Jugendalter auftreten, verdächtigt, eine MS-Erkrankung zu begünstigen.
Verlaufsformen bei Multipler Sklerose
Bei Multipler Sklerose wird zwischen drei verschiedenen Verlaufsformen unterschieden:
- Schubförmige MS: Etwa 80 Prozent aller MS-Erkrankungen beginnen mit dieser Form. Dabei treten in unregelmäßigen Abständen Schübe auf, die sich mit Phasen abwechseln, in denen keine oder nur wenig Symptome auftreten. Im Verlauf der Krankheit entwickelt sich etwa bei der Hälfte der MS-Patienten eine fortschreitende Form, die sogenannte sekundär progrediente MS.
- Sekundär progrediente MS: Diese Form der Multiplen Sklerose beginnt zunächst mit Schüben, im weiteren Verlauf kommt es zu einer kontinuierlichen Verschlechterung.
- Primär progrediente MS: Diese eher seltene Verlaufsform tritt häufig bei Patienten ab dem 40. Lebensjahr auf. Die Krankheit schreitet kontinuierlich und ohne Schübe voran.
Symptome bei MS
Auch wenn die Autoimmunerkrankung Multiple Sklerose bei jedem Menschen unterschiedlich verlaufen kann, gibt es mehrere typische Symptome. Wie oben beschrieben, treten die Symptome bei den meisten MS-Erkrankten in schubartigen Attacken auf. Bei über einem Drittel der MS-Patienten treten Gefühlsstörungen an Armen und Beinen auf, wie zum Beispiel ein Kribbeln oder ein Taubheitsgefühl. Aber auch starke Müdigkeit, Seh- und Gleichgewichtsstörungen sowie Funktionsstörungen der Blase und des Darms (z.B. Entleerungsstörungen oder Inkontinenz) sind Anzeichen einer MS-Erkrankung.
Im weiteren Verlauf der Erkrankung kann es zu stärkeren Bewegungs- und Koordinationsstörungen sowie Sprech- und Schluckstörungen kommen. Außerdem können Lähmungen entstehen. Auch psychische und kognitive Beschwerden kommen vor: So leiden 50% der MS-Erkrankten unter Depressionen, und viele Betroffene erleben Gedächtnis- und Konzentrationsstörungen. Bei Kindern kann sich dies durch eine allgemeine Traurigkeit und durch Lernschwierigkeiten in der Schule bemerkbar machen.
Therapie bei Multipler Sklerose
MS ist nicht heilbar. Je früher die Erkrankung entdeckt wird, desto besser stehen jedoch die Chancen für einen günstigen Verlauf. Bei einer MS, die bereits im Kindesalter beginnt, heißt es: Je früher eine Behandlung beginnt, desto eher kann einer späteren schweren Behinderung vorgebeugt werden. Spätere Lähmungen können durch eine rechtzeitig begonnene Therapie mitunter herausgezögert oder sogar ganz vermieden werden. Um den Verlauf der Krankheit zu verlangsamen und die Zahl der Schübe zu verringern gibt es Medikamente, die bei Kindern gespritzt werden müssen. Akute Schübe werden mit Kortison behandelt, um die Entzündungen im Nervensystem zu bekämpfen. Die verschiedenen Symptome, die durch Multiple Sklerose hervorgerufen werden, können außerdem mit speziellen Therapien behandelt werden. Bei körperlichen Symptomen, wie z.B Störungen der Koordination und Sprechstörungen, sind Physiotherapie, Ergotherapie und Logopädie hilfreich. Bei psychischen und kognitiven Symptomen können eine Psychotherapie, Gedächtnistraining und Entspannungstechniken von Nutzen sein.
Hilfe für Eltern: Der richtige Umgang mit MS
Gerade weil Multiple Sklerose eine unheilbare Krankheit ist, ist es wichtig mit diesem Thema angemessen umzugehen. Da die Autoimmunerkrankung bei jedem Menschen ganz unterschiedlich verläuft, hilft es der Familie nicht weiter, sich die Zukunft schwarz auszumalen.
Wenn das eigene Kind an Multipler Sklerose erkrankt, möchten Eltern ihr Kind selbstverständlich beschützen. Allerdings besteht schnell die Gefahr, dass die kleinen Patienten überbehütet und in ihrer normalen Entwicklung eingeschränkt werden. Eltern sollten deshalb versuchen, ihrem Kind nötige Freiräume zu lassen und gleichzeitig das Selbstbewusstsein zu stärken.
Um mit der Krankheit besser umgehen zu können und sich mit anderen Familien auszutauschen, sind örtliche Selbsthilfegruppen oft sehr hilfreich. Umfangreiche Informationen gibt es zum Beispiel bei der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft (DMSG). Haben Eltern und Kinder große Probleme mit der Krankheit umzugehen, kann auch eine Familien- oder Psychotherapie weiterhelfen.
Internet-Adressen
- www.dmsg.de (Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft)
- www.msundich.de (Austausch mit anderen betroffenen Kindern und Jugendlichen möglich)
- An der Universität Göttingen gibt es deutschlandweit das einzige MS-Zentrum speziell für Kinder und Jugendliche: http://www.kinder-mszentrum-goettingen.de/
© Dan Race – Fotolia.com
Fazit
- Multiple Sklerose ist eine Autoimmunerkrankung
- Häufigste neurologische Erkrankung bei jungen Erwachsenen
- 3 bis 6 Prozent aller Kinder sind betroffen
- Symptome: Extreme Müdigkeit, Seh- und Gleichgewichtsstörungen, Kribbeln und Taubheitsgefühl an Armen und Beinen
- MS ist nicht heilbar, der Verlauf kann mit Medikamenten herausgezögert und die Symptome durch verschiedene Therapieangebote gelindert werden
Dieser Artikel wurde von unserem Expertenteam geprüft.