Aus ärztlicher Sicht sind sowohl eine zu geringe Gewichtszunahme als auch ein zu großes Plus auf der Waage für die Entwicklung des Kindes bedenklich. Doch wo liegen die Normalwerte und welche Empfehlungen gelten für über- und untergewichtige Schwangere? Wir klären Sie auf.
Wie viel nehme ich in der Schwangerschaft zu?
Laut dem amerikanischen Institute of Medicine (IOM) nimmt eine Frau nicht während der gesamten Schwangerschaft kontinuierlich zu. Im ersten Drittel der Schwangerschaft verlieren einige Frauen sogar Gewicht, da die Hormonumstellung zu starker Übelkeit und Erbrechen führen kann.
Eine starke Zunahme in den ersten drei Monaten hängt daher sehr oft mit einem gesteigerten Essverhalten zusammen. Ab dem zweiten Trimester erfolgt normalerweise eine Gewichtszunahme von 250 bis 400 Gramm pro Woche. Mit dem sechsten Monat steigert sie sich auf 400 bis 600 Gramm wöchentlich.
Durchschnittlich 14 Kilogramm Zunahme während der Schwangerschaft
Im Schnitt nehmen Schwangere 14 Kilogramm zu, wobei laut Ärzten die Gewichtskurve bei Untergewichtigen höher und bei Übergewichtigen eher flacher ansteigen sollte. Aufgeschlüsselt nach dem BMI (Bodymaßindex) ist laut dem IOM die folgende Gewichtsverteilung normal:
- Zunahme von 12,7 bis 18,1 kg bei unter 18,5 BMI vor der Schwangerschaft
- Zunahme von 11,3 bis 15,9 kg bei 18,5 bis 24,9 BMI vor der Schwangerschaft
- Zunahme von 6,8 bis 11,3 kg bei 25 bis 29,9 BMI vor der Schwangerschaft
- Zunahme von maximal 9 kg bei BMI über 30 vor der Schwangerschaft.
Die im Durchschnitt zugenommenen 14 Kilogramm verteilen sich am Ende einer Schwangerschaft auf etwa:
- 3,5 kg Geburtsgewicht des Babys,
- 3 kg Flüssigkeitseinlagerungen im Gewebe,
- 2 kg zusätzliches Blutvolumen,
- 2 kg zusätzliche Fettreserven für die spätere Stillzeit,
- 1 kg Fruchtwasser,
- 0,5 kg Brustwachstum,
- 0,5 kg Plazenta (Nachgeburt).
Die Werte schwanken allerdings individuell und hängen stark vom Ausgangsgewicht und der Größe der werdenden Mutter und des Babys ab.
Wann sind Schwangere übergewichtig?
Erst ab dem vierten Monat steigt der tägliche Kalorienbedarf einer Schwangeren um 250 Kilokalorien pro Tag. Dies entspricht etwa einem zusätzlichen belegten Brötchen mit Käse. Isst eine Schwangere mehr und nimmt übermäßig zu oder hat sie bereits Übergewicht, erhöht sich das Risiko für:
- Komplikationen bei der Geburt aufgrund eines höheren Gewichts des Babys,
- eine spätere Diabetes beim Kind,
- Bluthochdruck
Überernährung führt in der Schwangerschaft oftmals dazu, dass ein Baby schon im Mutterleib lernt, eine hohe Menge an Nahrung zu sich zu nehmen. Diese Erfahrung kann die Entwicklung eines späteren Übergewichts im Kindes- und Erwachsenenalter begünstigen.
Untergewicht und Mangelernährung sind ebenfalls problematisch
Hat eine werdende Mama Untergewicht, raten viele Ärzte dazu, dass sie möglichst mehr an Gewicht zunehmen sollte als eine normal- oder übergewichtige Schwangere. Der weibliche Körper leistet in der Zeit der Schwangerschaft Enormes, sodass körperliche Reserven für das Kindeswachstum und die spätere Stillzeit unbedingt gebraucht und aufgebaut werden müssen.
Untergewicht in der Schwangerschaft
Untergewicht schadet meist weniger dem Wohl und der Entwicklung des Babys als dem der Schwangeren. Da der Körper einen Großteil seiner Energien in das Heranwachsen des Babys investiert, kann das Wohlbefinden und die Gesundheit der Mutter bei Untergewicht mitunter stärker leiden als bei Normalgewicht.
Ebenfalls führt ein Nährstoffmangel sowie unzureichendes Essverhalten zu einem niedrigen Geburtsgewicht und wird ebenfalls in der Medizin als Ursache für ein späteres Übergewicht des Kindes diskutiert.
Hohe Gewichtszunahme während der Schwangerschaft
Einige normalgewichtige Frauen nehmen während der Schwangerschaft wesentlich mehr zu als es die Normalverteilung zeigt. Die Gründe hierfür sollten unbedingt ärztlich abgeklärt werden, da eine zu hohe Gewichtszunahme ein Hinweis auf zu viele Wassereinlagerungen, Schwangerschaftsdiabetes oder eine sich entwickelnde Präeklampsie sein kann.
Bei einigen Frauen verändert sich auch das Essverhalten so stark, dass sie mehr Lebensmittel zu sich nehmen als sie vielleicht benötigen. Eine Ernährungsberatung kann in diesem Fall sinnvoll sein, um zu gesunden Lebensmitteln zu greifen, die den Appetit und Hunger stillen, ohne einen hohen Fett- und Zuckergehalt zu haben. Vielen Schwangeren ist nicht bekannt, dass ihnen in der Schwangerschaft eine Ernährungsberatung zusteht, die von der Krankenkasse übernommen wird.
Nach der Schwangerschaft oft Ernährungsumstellung nötig
Zugenommenes Körperfett, welches weit über die benötigten Stillreserven hinausgeht, lässt sich nach der Schwangerschaft meist nur durch eine entsprechende Ernährungsumstellung sowie Sport wieder reduzieren – eine Herausforderung mit einem Neugeborenen.
Da sich starke Gewichtsschwankungen in einer kurzen Zeit auf dem Bindegewebe durch Dehnungs- und Schwangerschaftsstreifen zeigen können, empfiehlt es sich, auf eine entsprechende Pflege mit Hautölen zu achten. Diese können die Dehnungsstreifen zwar nicht vermeiden, doch nachgewiesen reduzieren und lindern sowie deren späteres Verblassen fördern.
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Nehmen Sie bei Fragen rund um das Thema Gewicht und Ernährung in der Schwangerschaft eine Ernährungsberatung in Anspruch. Bei der Suche hiernach kann Ihnen Ihr Gynäkologe, Ihre Gynäkologin oder die Krankenkasse behilflich sein.
Dieser Artikel wurde von unserem Expertenteam geprüft.