Der Geburtsschmerz und seine Bedeutung

Der Geburtsschmerz und seine Bedeutung

Dr. Verena Breitenbach

Die Autorin, Dr. Verena Breitenbach, ist eine ganzheitliche Frauenärztin mit internationalem Studium und breiter Ausbildung in Naturheilkunde, Psychosomatik, Onkologie und mehr…

Alle Beiträge des Experten

Der Geburtsschmerz und seine Bedeutung

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Der Geburtsschmerz ist eine aktive und natürliche Reaktion des Körpers – Vor allem Frauen, die ihr erstes Kind erwarten, fragen sich, wie sie mit dem Geburtsschmerz umgehen und wie sie ihn ertragen werden. Bei ihrer Bewältigung kann helfen, zu verstehen, wie sie zustande kommen und welche physiologischen und psychischen Funktionen sie haben.

Geburtsschmerz vs normaler Schmerz

Der Geburtsschmerz unterscheidet sich von Schmerzen, die durch eine Krankheit oder Verletzung zustande kommen – er ist eine aktive und natürliche Reaktion des Körpers. Die Schmerzen während der Geburt entstehen durch kräftige, rhythmische Kontraktionen der Muskulatur des Uterus, die während der Eröffnungsphase über einen längeren Zeitraum stärker werden.

Neben den Wehen bereitet auch die Dehnung der Gewebe und Organe Schmerzen – unter anderem werden während der Geburt die Bänder und Muskeln des Beckenbodens weit gedehnt.

Endorphine mildern den Geburtsschmerz ab

Alle Phasen einer Geburt erfolgen in einem engen Wechselspiel mit der Wirkung verschiedener Hormone, die dafür sorgen, dass Körper und Psyche der Mutter sich auf den Geburtsvorgang fokussieren.

Dabei werden körpereigene Schmerzlinderungsmechanismen aktiviert, die der Gebärenden dabei helfen, den Geburtsschmerz zu ertragen: Wehen kommen nicht permanent, sondern in zeitlich begrenzten und allmählich kürzer werdenden Intervallen, so dass der Körper zwischen den Kontraktionen Zeit hat, neue Kraft zu schöpfen.

Oxytocin – ein Zaubermittel in deinem Körper

Das Kuschel- und Still-Hormon Oxytocin bringt einerseits den Geburtsprozess in Gang, sorgt aber auch für die Freisetzung von Endorphinen – körpereigenen Opioiden – die den Geburtsschmerz erträglich bleiben lassen und auf seinem Höhepunkt sogar eine Art Trance oder Bewusstseinserweiterung bewirken können. Ihre Wirkung trägt auch dazu bei, dass sich viele Mütter später an den Geburtsschmerz kaum noch erinnern können.

Geburtsschmerzen und ihre Bedeutung

Anspannung, Angst und Stress steigern das Schmerzempfinden

Das Schmerzempfinden während der Geburt unterscheidet sich von Frau zu Frau. Auch Anspannung, Angst und Stress tragen dazu bei, dass der Geburtsschmerz stärker wahrgenommen wird. An diesem Punkt setzen Hebammen und Gynäkologen an, die für eine möglichst sanfte und natürliche Geburt plädieren.

Der britische Frauenarzt Grantly Dick-Read (1890 bis 1959), einer der Begründer der Lehre von einer natürlichen Geburt, ging davon aus, dass sich Geburtsschmerzen durch die aktive Mitarbeit der Frau und deren seelische und körperliche Konditionierung eliminieren lassen. Die Verfechter einer sanften Geburt – allen voran die französischen Geburtshelfer Frédérick Leboyer und Michel Odent – haben seinen Ansatz in einen neuen ganzheitlichen Zusammenhang gestellt, in dem die körperlichen und seelischen Funktionen der Geburtsschmerzen eine wesentliche Rolle spielen.

Schmerzen sind ein Führer durch den Geburtsprozess

Die physiologische Funktion von Schmerzen besteht darin, Alarmsignale auszusenden, entsprechende Reaktionen zu provozieren und den Körper so vor Schaden zu bewahren. Bei einer natürlichen Geburt haben Frauen unter anderem durch den Schmerz die Möglichkeit, ihren eigenen Geburtsrhythmus zu finden.

Bei einer normal verlaufenden Geburt befähigt er die Mutter, auf die Anforderungen des Geburtsprozesses situationsabhängig zu reagieren – durch bestimmte Bewegungen, ihren Atemrhythmus («Wegatmen» der Wehen), das Einnehmen schmerzlindernder Geburtspositionen, im Hinblick auf die Fähigkeit und Bereitschaft, sich körperlich zu öffnen, ohne die eigenen physiologischen Grenzen so zu überschreiten, dass es für sie oder das Kind gefährlich wird.

Ein guter Geburtshelfer agiert hier als Begleiter, ohne den natürlichen Rhythmus der Gebärenden grundsätzlich zu ändern.

In psychologischer Hinsicht ist der Geburtsschmerz im Rahmen einer natürlichen Geburt einerseits ein Katalysator der körperlichen Trennung, aber auch die Voraussetzung für eine neue Qualität der Bindung zwischen Müttern und ihren Babys.

Medikamente blockieren die orientierende Funktion des Schmerzes

In Geburtsvorbereitungskursen lernen schwangere Frauen und ihre Partner, wie Geburtsschmerzen entstehen und wie sie sich durch verschiedene Atem- und Entspannungstechniken lindern lassen. Während der Geburt besteht die Möglichkeit, schmerzlindernde Medikamente oder eine Periduralanästhesie (PDA) zu erhalten, die dafür sorgt, dass der Geburtsschmerz nicht mehr spürbar ist.

Statistiken besagen, dass sich rund ein Drittel aller Frauen, die ihr Kind in einem Krankenhaus bekommen, für eine PDA entscheidet. Allerdings führt diese auch dazu, dass der Geburtsschmerz seine aktivierenden und Orientierung gebenden Funktionen nicht mehr ausübt – eine PDA-Geburt dauert meist deutlich länger als eine natürliche Geburt. Akupunkturbehandlungen, homöopathische Arzneien, Aromatherapien oder Massagen sind hier sanftere Alternativen.

Alternative Konzepte bieten die Möglichkeit der Selbstbestimmung

Im Lauf der Zeit wurden – beispielsweise von Leboyer und Odent – verschiedene Entspannungsmethoden zur Schmerzlinderung bei der Geburt entwickelt, bei denen es jeweils darum geht, dass die Schwangere auf ihren Körper hört und durch Atemtechniken, Yoga, Meditation, aber auch Schreien oder Singen einen individuellen Weg findet, mit den Schmerzen umzugehen.

All diesen Methoden ist gemeinsam, dass durch sie der Geburtsschmerz zwar nicht völlig ausgeschaltet wird, jedoch so erträglich ist, dass Schmerzmedikamente oft nicht nötig sind. Besonders wichtig ist, dass Frauen damit die Geburt ihrer Kinder selbstbestimmt erleben.

© lovleah – iStock.com

Fazit
Der Geburtsschmerz ist eine natürliche und aktive Reaktion des Körpers.
In allen Phasen der Geburt erfolgt ein jeweils spezifisches Zusammenspiel mit verschiedenen Hormonen. Diese sorgen ebenso wie die Endorphine als körpereigene «Betäubungsmittel» dafür, dass der Schmerz erträglich bleibt.
Geburtsschmerzen erfüllen physiologische und psychologische Funktionen, die durch schmerzlindernde Maßnahmen möglichst nicht ausgeschaltet werden sollten.
Alternative Methoden zur Schmerzbekämpfung sind oft wirkungsvoll und erlauben Frauen, die Geburt als einen selbstbestimmten Vorgang zu erleben.
Tipps von Gynäkologin Dr. Verena Breitenbach
  • Bei einer Wassergeburt ist der Schmerz häufig geringer.
Arztgeprüft

Dieser Artikel wurde von unserem Expertenteam geprüft.

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Der Geburtsschmerz ist eine aktive und natürliche Reaktion des Körpers – Vor allem Frauen, die ihr erstes Kind erwarten, fragen sich, wie sie mit dem Geburtsschmerz umgehen und wie sie ihn ertragen werden. Bei ihrer Bewältigung kann helfen, zu verstehen, wie sie zustande kommen und welche physiologischen und psychischen Funktionen sie haben.

Geburtsschmerz vs normaler Schmerz

Der Geburtsschmerz unterscheidet sich von Schmerzen, die durch eine Krankheit oder Verletzung zustande kommen – er ist eine aktive und natürliche Reaktion des Körpers. Die Schmerzen während der Geburt entstehen durch kräftige, rhythmische Kontraktionen der Muskulatur des Uterus, die während der Eröffnungsphase über einen längeren Zeitraum stärker werden.

Neben den Wehen bereitet auch die Dehnung der Gewebe und Organe Schmerzen – unter anderem werden während der Geburt die Bänder und Muskeln des Beckenbodens weit gedehnt.

Endorphine mildern den Geburtsschmerz ab

Alle Phasen einer Geburt erfolgen in einem engen Wechselspiel mit der Wirkung verschiedener Hormone, die dafür sorgen, dass Körper und Psyche der Mutter sich auf den Geburtsvorgang fokussieren.

Dabei werden körpereigene Schmerzlinderungsmechanismen aktiviert, die der Gebärenden dabei helfen, den Geburtsschmerz zu ertragen: Wehen kommen nicht permanent, sondern in zeitlich begrenzten und allmählich kürzer werdenden Intervallen, so dass der Körper zwischen den Kontraktionen Zeit hat, neue Kraft zu schöpfen.

Oxytocin – ein Zaubermittel in deinem Körper

Das Kuschel- und Still-Hormon Oxytocin bringt einerseits den Geburtsprozess in Gang, sorgt aber auch für die Freisetzung von Endorphinen – körpereigenen Opioiden – die den Geburtsschmerz erträglich bleiben lassen und auf seinem Höhepunkt sogar eine Art Trance oder Bewusstseinserweiterung bewirken können. Ihre Wirkung trägt auch dazu bei, dass sich viele Mütter später an den Geburtsschmerz kaum noch erinnern können.

Geburtsschmerzen und ihre Bedeutung

Anspannung, Angst und Stress steigern das Schmerzempfinden

Das Schmerzempfinden während der Geburt unterscheidet sich von Frau zu Frau. Auch Anspannung, Angst und Stress tragen dazu bei, dass der Geburtsschmerz stärker wahrgenommen wird. An diesem Punkt setzen Hebammen und Gynäkologen an, die für eine möglichst sanfte und natürliche Geburt plädieren.

Der britische Frauenarzt Grantly Dick-Read (1890 bis 1959), einer der Begründer der Lehre von einer natürlichen Geburt, ging davon aus, dass sich Geburtsschmerzen durch die aktive Mitarbeit der Frau und deren seelische und körperliche Konditionierung eliminieren lassen. Die Verfechter einer sanften Geburt – allen voran die französischen Geburtshelfer Frédérick Leboyer und Michel Odent – haben seinen Ansatz in einen neuen ganzheitlichen Zusammenhang gestellt, in dem die körperlichen und seelischen Funktionen der Geburtsschmerzen eine wesentliche Rolle spielen.

Schmerzen sind ein Führer durch den Geburtsprozess

Die physiologische Funktion von Schmerzen besteht darin, Alarmsignale auszusenden, entsprechende Reaktionen zu provozieren und den Körper so vor Schaden zu bewahren. Bei einer natürlichen Geburt haben Frauen unter anderem durch den Schmerz die Möglichkeit, ihren eigenen Geburtsrhythmus zu finden.

Bei einer normal verlaufenden Geburt befähigt er die Mutter, auf die Anforderungen des Geburtsprozesses situationsabhängig zu reagieren – durch bestimmte Bewegungen, ihren Atemrhythmus («Wegatmen» der Wehen), das Einnehmen schmerzlindernder Geburtspositionen, im Hinblick auf die Fähigkeit und Bereitschaft, sich körperlich zu öffnen, ohne die eigenen physiologischen Grenzen so zu überschreiten, dass es für sie oder das Kind gefährlich wird.

Ein guter Geburtshelfer agiert hier als Begleiter, ohne den natürlichen Rhythmus der Gebärenden grundsätzlich zu ändern.

In psychologischer Hinsicht ist der Geburtsschmerz im Rahmen einer natürlichen Geburt einerseits ein Katalysator der körperlichen Trennung, aber auch die Voraussetzung für eine neue Qualität der Bindung zwischen Müttern und ihren Babys.

Medikamente blockieren die orientierende Funktion des Schmerzes

In Geburtsvorbereitungskursen lernen schwangere Frauen und ihre Partner, wie Geburtsschmerzen entstehen und wie sie sich durch verschiedene Atem- und Entspannungstechniken lindern lassen. Während der Geburt besteht die Möglichkeit, schmerzlindernde Medikamente oder eine Periduralanästhesie (PDA) zu erhalten, die dafür sorgt, dass der Geburtsschmerz nicht mehr spürbar ist.

Statistiken besagen, dass sich rund ein Drittel aller Frauen, die ihr Kind in einem Krankenhaus bekommen, für eine PDA entscheidet. Allerdings führt diese auch dazu, dass der Geburtsschmerz seine aktivierenden und Orientierung gebenden Funktionen nicht mehr ausübt – eine PDA-Geburt dauert meist deutlich länger als eine natürliche Geburt. Akupunkturbehandlungen, homöopathische Arzneien, Aromatherapien oder Massagen sind hier sanftere Alternativen.

Alternative Konzepte bieten die Möglichkeit der Selbstbestimmung

Im Lauf der Zeit wurden – beispielsweise von Leboyer und Odent – verschiedene Entspannungsmethoden zur Schmerzlinderung bei der Geburt entwickelt, bei denen es jeweils darum geht, dass die Schwangere auf ihren Körper hört und durch Atemtechniken, Yoga, Meditation, aber auch Schreien oder Singen einen individuellen Weg findet, mit den Schmerzen umzugehen.

All diesen Methoden ist gemeinsam, dass durch sie der Geburtsschmerz zwar nicht völlig ausgeschaltet wird, jedoch so erträglich ist, dass Schmerzmedikamente oft nicht nötig sind. Besonders wichtig ist, dass Frauen damit die Geburt ihrer Kinder selbstbestimmt erleben.

© lovleah – iStock.com

Fazit
Der Geburtsschmerz ist eine natürliche und aktive Reaktion des Körpers.
In allen Phasen der Geburt erfolgt ein jeweils spezifisches Zusammenspiel mit verschiedenen Hormonen. Diese sorgen ebenso wie die Endorphine als körpereigene «Betäubungsmittel» dafür, dass der Schmerz erträglich bleibt.
Geburtsschmerzen erfüllen physiologische und psychologische Funktionen, die durch schmerzlindernde Maßnahmen möglichst nicht ausgeschaltet werden sollten.
Alternative Methoden zur Schmerzbekämpfung sind oft wirkungsvoll und erlauben Frauen, die Geburt als einen selbstbestimmten Vorgang zu erleben.
Tipps von Gynäkologin Dr. Verena Breitenbach
  • Bei einer Wassergeburt ist der Schmerz häufig geringer.
Arztgeprüft

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