Lachgas während der Entbindung » Eine bessere Alternative? | windeln.ch

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Dr. Verena Breitenbach

Die Autorin, Dr. Verena Breitenbach, ist eine ganzheitliche Frauenärztin mit internationalem Studium und breiter Ausbildung in Naturheilkunde, Psychosomatik, Onkologie und mehr…

Alle Beiträge des Experten

Lachgas während der Entbindung » Eine bessere Alternative? | windeln.ch

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Das Sauerstoff-Stickstoff-Gemisch als Alternative zur PDA?  – Lachgas wird in der Geburtshilfe seit über 100 Jahren eingesetzt, in Deutschland war das traditionelle Mittel zur Schmerzbekämpfung über Jahrzehnte jedoch fast vergessen…


Was ist Lachgas?

Lachgas (Distickstoffmonoxid, N2O) ist ein farbloses Gas, das zur Gruppe der Stickoxide gehört. Früher war es auch unter der Bezeichnung Stickoxydul bekannt. Synthetisiert wurde es zum ersten Mal im Jahr 1772 durch den britischen Naturwissenschaftler Joseph Priestley. Die schmerzstillende und narkotisierende Wirkung wies der Chemiker Humphry Davy 1799 in Selbstversuchen nach.

In der Medizin wurde Lachgas zum ersten Mal in den USA verwendet – der Zahnarzt Horace Wells setzte es dort ab 1844 zur Schmerzlinderung bei Zahnextraktionen ein, nachdem er dessen Wirkung bei einer Vergnügungsanwendung beobachtet hatte – die Verwendung von Lachgas galt seinerzeit als Jahrmarktsattraktion. Seinen Namen erhielt der Stoff möglicherweise wegen seiner euphorisierenden Effekte – vielleicht aber auch deshalb, weil das Inhalieren zu Schluckauf führen kann, was von Außenstehenden als «Lachen» wahrgenommen wurden.

Lachgas ist das historisch älteste Narkosemittel, das bis heute in der Zahnmedizin, bei leichten chirurgischen Eingriffen sowie in der Geburtshilfe Verwendung findet. Es wird als Lachgas-Sauerstoff-Gemisch verabreicht. In der Vergangenheit war es unter anderem wegen der Gefahr von Überdosierungen in die Kritik geraten: Ein Anteil von mehr als 79 Prozent N2O kann bei den damit behandelten Patienten zu einer Unterversorgung an Sauerstoff führen. Diese Gefahr ist heute grundsätzlich ausgeschlossen.

In der Geburtshilfe findet das Mittel ausschließlich in einem 50:50-Mischungsverhältnis zu Sauerstoff Verwendung – der Sauerstoffanteil des Gemischs ist damit höher als in der Raumluft, wo er nur 21 Prozent beträgt. In Deutschland ist es seit 2008 unter dem Handelsnamen Livopan erhältlich, international heißt das Gasgemisch meist Entonox.

Schmerzlinderung während der Geburt – oft ein kontroverses Thema

Schmerzlinderung während der Geburt ist für schwangere Frauen ebenso wie für Hebammen oder Ärzte oft ein kontroverses Thema. Die meisten Frauen wünschen sich eine sanfte und natürliche Geburt. Falls schmerzlindernde Maßnahmen nötig werden, sollen sie einen möglichst geringen Einfluss auf den Ablauf der Geburt und vor allem auf das Baby haben. Die Realität in den Geburtskliniken sieht jedoch anders aus. Medizinstatistiken belegen, dass auch bei einem normalen Geburtsverlauf jede zweite Frau Medikamente zur Schmerzerleichterung erhält.

Lachgas als Alternative zu einer PDA (Periduralanästhesie)

Zwar gibt es verschiedene natürliche Methoden zur Schmerzlinderung während der Geburt – beispielsweise Atem- und Entspannungstechniken, Massagen, Akupunktur, Bachblüten oder homöopathische Arzneien – eine Wirksamkeit im medizinischen Sinne wurde jedoch vor allem für die PDA und Lachgas sowie einige lokal wirkende Schmerzmittel (Krampflöser, Schmerzspritzen mit Opiaten) nachgewiesen.

Ein wichtiger Vorteil von N2O besteht darin, dass die Gebärende das Schmerzmittel nach ihren Bedürfnissen dosieren kann. Seine Verwendung kommt dem individuellen Schmerzempfinden jeder Frau und ihrer Art, mit Schmerzen umzugehen, weit entgegen. Es schaltet den Geburtsschmerz nicht völlig aus, nimmt ihm jedoch die Spitzen. Das bewusste Miterleben der Geburt sowie die Wehentätigkeit werden hierdurch nicht beeinflusst.

Patientinnen der Frauenklinik Erlangen, die während der Geburt Lachgas erhalten hatten, gaben an, dass sich hierdurch ihr Schmerzempfinden – beschrieben anhand einer Skala von 1 bis 10 – von 9 auf 5 verringert hatte. 68 Prozent der befragten Frauen würden sich bei einer weiteren Geburt wieder für diese Form der Schmerzlinderung entscheiden.

Nach Angaben der Klinik ist der häufigste Grund für den Einsatz von Lachgas – immerhin bei 59 Prozent der Frauen – die Ablehnung einer PDA, bei weiteren 25 Prozent war diese aufgrund einer medizinischen Indikation nicht möglich. In anderen Fällen wollen die Geburtshelfer den Zeitraum überbrücken, bis die PDA ihre Wirksamkeit entfaltet. Zum Teil wurde es auch angewendet, weil die Geburt so weit fortgeschritten war, dass eine PDA nicht mehr in Frage kam.

Wie wird Lachgas in der Geburtshilfe angewendet?

Lachgas wird in mobilen Flaschen angeboten, die in den Kreißsaal gefahren werden können. Der Aufenthalt im Bett ist für die Anwendung nicht zwingend erforderlich. Die Gebärende trägt ein Mundstück oder eine Atemmaske, die Zufuhr des Schmerzmittels löst sie per Knopfdruck aus. Wie stark das Mittel wirken soll, beeinflusst sie auch durch die Tiefe ihrer Atemzüge. Wichtig ist, dass das Lachgas-Sauerstoffgemisch kurz vor dem Höhepunkt einer Wehe eingeatmet wird, da es seine Wirksamkeit sehr schnell entfaltet.

Nebenwirkungsarme Schmerzbekämpfung

Die Verwendung des Gasgemisches gilt als ausgesprochen nebenwirkungsarm. N2O kann allerdings kurzfristig eine leichte Euphorie, eine Dämpfung der Wahrnehmung oder Benommenheit erzeugen. Manche Frauen berichten auch über Schwindel oder Übelkeit. Da die Wirkung des Gases bereits nach wenigen Minuten wieder abklingt, ist mit stärkeren Nebenwirkungen oder gar Langzeitwirkungen nicht zu rechnen. Auf das Baby hat es nach heutigem Stand der Wissenschaft keinen Einfluss.

Aus Sicht von Frauenärzten ist Lachgas eine empfehlenswerte Methode zur Schmerzbekämpfung während der Geburt – Voraussetzung dafür ist, dass die Gebärende sich damit wohlfühlt und das Personal der Klinik in der Anwendung geschult ist. Schwangere, die sich dafür interessieren, sollten diese Möglichkeit rechtzeitig mit ihrer Hebamme oder ihrem Frauenarzt besprechen und eine Klinik wählen, in der diese Schmerzbehandlung angewendet wird.

Für Frauen, die an bestimmten Herzkrankheiten, einem Mangel an Folsäure oder Vitamin B12 leiden, kommt sie jedoch nicht in Frage – diese und mögliche andere Gegenindikationen sollten mit den Geburtshelfern ebenfalls vorab besprochen werden.

Fazit

  • Lachgas ist das älteste Narkosemittel. Auch in Deutschland findet es inzwischen zunehmend zur Schmerzbekämpfung während der Geburt Verwendung.
  • Es gilt als ausgesprochen nebenwirkungsarm und hat keinen Einfluss auf den natürlichen Geburtsverlauf. Auch das bewusste Erleben des Geburtsprozesses wird durch Lachgas nicht gestört, jedoch mildert es sehr zuverlässig den Schmerz der Wehenspitzen.
  • Ein wesentlicher Vorteil seiner Anwendung besteht darin, dass die Gebärenden die Dosierung selbst bestimmen können.
Tipps von Gynäkologin Dr. Verena Breitenbach
  • In anderen Ländern, wie England, Finnland und Frankreich ist es schon Standard.
  • Im Gegensatz zur PDA werden die Wehen nicht beeinflusst.
  • Die Frau kann bei extrem starken Wehen vorher Lachgas nehmen, um so die Spitze der Wehe zu mindern.
Arztgeprüft

Dieser Artikel wurde von unserem Expertenteam geprüft.

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Lachgas (Distickstoffmonoxid, N2O) ist ein farbloses Gas, das zur Gruppe der Stickoxide gehört. Früher war es auch unter der Bezeichnung Stickoxydul bekannt. Synthetisiert wurde es zum ersten Mal im Jahr 1772 durch den britischen Naturwissenschaftler Joseph Priestley. Die schmerzstillende und narkotisierende Wirkung wies der Chemiker Humphry Davy 1799 in Selbstversuchen nach.

In der Medizin wurde Lachgas zum ersten Mal in den USA verwendet – der Zahnarzt Horace Wells setzte es dort ab 1844 zur Schmerzlinderung bei Zahnextraktionen ein, nachdem er dessen Wirkung bei einer Vergnügungsanwendung beobachtet hatte – die Verwendung von Lachgas galt seinerzeit als Jahrmarktsattraktion. Seinen Namen erhielt der Stoff möglicherweise wegen seiner euphorisierenden Effekte – vielleicht aber auch deshalb, weil das Inhalieren zu Schluckauf führen kann, was von Außenstehenden als «Lachen» wahrgenommen wurden.

Lachgas ist das historisch älteste Narkosemittel, das bis heute in der Zahnmedizin, bei leichten chirurgischen Eingriffen sowie in der Geburtshilfe Verwendung findet. Es wird als Lachgas-Sauerstoff-Gemisch verabreicht. In der Vergangenheit war es unter anderem wegen der Gefahr von Überdosierungen in die Kritik geraten: Ein Anteil von mehr als 79 Prozent N2O kann bei den damit behandelten Patienten zu einer Unterversorgung an Sauerstoff führen. Diese Gefahr ist heute grundsätzlich ausgeschlossen.

In der Geburtshilfe findet das Mittel ausschließlich in einem 50:50-Mischungsverhältnis zu Sauerstoff Verwendung – der Sauerstoffanteil des Gemischs ist damit höher als in der Raumluft, wo er nur 21 Prozent beträgt. In Deutschland ist es seit 2008 unter dem Handelsnamen Livopan erhältlich, international heißt das Gasgemisch meist Entonox.

Schmerzlinderung während der Geburt – oft ein kontroverses Thema

Schmerzlinderung während der Geburt ist für schwangere Frauen ebenso wie für Hebammen oder Ärzte oft ein kontroverses Thema. Die meisten Frauen wünschen sich eine sanfte und natürliche Geburt. Falls schmerzlindernde Maßnahmen nötig werden, sollen sie einen möglichst geringen Einfluss auf den Ablauf der Geburt und vor allem auf das Baby haben. Die Realität in den Geburtskliniken sieht jedoch anders aus. Medizinstatistiken belegen, dass auch bei einem normalen Geburtsverlauf jede zweite Frau Medikamente zur Schmerzerleichterung erhält.

Lachgas als Alternative zu einer PDA (Periduralanästhesie)

Zwar gibt es verschiedene natürliche Methoden zur Schmerzlinderung während der Geburt – beispielsweise Atem- und Entspannungstechniken, Massagen, Akupunktur, Bachblüten oder homöopathische Arzneien – eine Wirksamkeit im medizinischen Sinne wurde jedoch vor allem für die PDA und Lachgas sowie einige lokal wirkende Schmerzmittel (Krampflöser, Schmerzspritzen mit Opiaten) nachgewiesen.

Ein wichtiger Vorteil von N2O besteht darin, dass die Gebärende das Schmerzmittel nach ihren Bedürfnissen dosieren kann. Seine Verwendung kommt dem individuellen Schmerzempfinden jeder Frau und ihrer Art, mit Schmerzen umzugehen, weit entgegen. Es schaltet den Geburtsschmerz nicht völlig aus, nimmt ihm jedoch die Spitzen. Das bewusste Miterleben der Geburt sowie die Wehentätigkeit werden hierdurch nicht beeinflusst.

Patientinnen der Frauenklinik Erlangen, die während der Geburt Lachgas erhalten hatten, gaben an, dass sich hierdurch ihr Schmerzempfinden – beschrieben anhand einer Skala von 1 bis 10 – von 9 auf 5 verringert hatte. 68 Prozent der befragten Frauen würden sich bei einer weiteren Geburt wieder für diese Form der Schmerzlinderung entscheiden.

Nach Angaben der Klinik ist der häufigste Grund für den Einsatz von Lachgas – immerhin bei 59 Prozent der Frauen – die Ablehnung einer PDA, bei weiteren 25 Prozent war diese aufgrund einer medizinischen Indikation nicht möglich. In anderen Fällen wollen die Geburtshelfer den Zeitraum überbrücken, bis die PDA ihre Wirksamkeit entfaltet. Zum Teil wurde es auch angewendet, weil die Geburt so weit fortgeschritten war, dass eine PDA nicht mehr in Frage kam.

Wie wird Lachgas in der Geburtshilfe angewendet?

Lachgas wird in mobilen Flaschen angeboten, die in den Kreißsaal gefahren werden können. Der Aufenthalt im Bett ist für die Anwendung nicht zwingend erforderlich. Die Gebärende trägt ein Mundstück oder eine Atemmaske, die Zufuhr des Schmerzmittels löst sie per Knopfdruck aus. Wie stark das Mittel wirken soll, beeinflusst sie auch durch die Tiefe ihrer Atemzüge. Wichtig ist, dass das Lachgas-Sauerstoffgemisch kurz vor dem Höhepunkt einer Wehe eingeatmet wird, da es seine Wirksamkeit sehr schnell entfaltet.

Nebenwirkungsarme Schmerzbekämpfung

Die Verwendung des Gasgemisches gilt als ausgesprochen nebenwirkungsarm. N2O kann allerdings kurzfristig eine leichte Euphorie, eine Dämpfung der Wahrnehmung oder Benommenheit erzeugen. Manche Frauen berichten auch über Schwindel oder Übelkeit. Da die Wirkung des Gases bereits nach wenigen Minuten wieder abklingt, ist mit stärkeren Nebenwirkungen oder gar Langzeitwirkungen nicht zu rechnen. Auf das Baby hat es nach heutigem Stand der Wissenschaft keinen Einfluss.

Aus Sicht von Frauenärzten ist Lachgas eine empfehlenswerte Methode zur Schmerzbekämpfung während der Geburt – Voraussetzung dafür ist, dass die Gebärende sich damit wohlfühlt und das Personal der Klinik in der Anwendung geschult ist. Schwangere, die sich dafür interessieren, sollten diese Möglichkeit rechtzeitig mit ihrer Hebamme oder ihrem Frauenarzt besprechen und eine Klinik wählen, in der diese Schmerzbehandlung angewendet wird.

Für Frauen, die an bestimmten Herzkrankheiten, einem Mangel an Folsäure oder Vitamin B12 leiden, kommt sie jedoch nicht in Frage – diese und mögliche andere Gegenindikationen sollten mit den Geburtshelfern ebenfalls vorab besprochen werden.

Fazit

  • Lachgas ist das älteste Narkosemittel. Auch in Deutschland findet es inzwischen zunehmend zur Schmerzbekämpfung während der Geburt Verwendung.
  • Es gilt als ausgesprochen nebenwirkungsarm und hat keinen Einfluss auf den natürlichen Geburtsverlauf. Auch das bewusste Erleben des Geburtsprozesses wird durch Lachgas nicht gestört, jedoch mildert es sehr zuverlässig den Schmerz der Wehenspitzen.
  • Ein wesentlicher Vorteil seiner Anwendung besteht darin, dass die Gebärenden die Dosierung selbst bestimmen können.
Tipps von Gynäkologin Dr. Verena Breitenbach
  • In anderen Ländern, wie England, Finnland und Frankreich ist es schon Standard.
  • Im Gegensatz zur PDA werden die Wehen nicht beeinflusst.
  • Die Frau kann bei extrem starken Wehen vorher Lachgas nehmen, um so die Spitze der Wehe zu mindern.
Arztgeprüft

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