Insertio velamentosa » eine Nabelschnuranomalie

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Dr. Verena Breitenbach

Die Autorin, Dr. Verena Breitenbach, ist eine ganzheitliche Frauenärztin mit internationalem Studium und breiter Ausbildung in Naturheilkunde, Psychosomatik, Onkologie und mehr…

Alle Beiträge des Experten

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Eine seltene aber gefährliche Nabelschnuranomalie – Eine Insertio velamentosa ist eine Anomalie, bei der die Nabelschnur nicht an der Plazenta, sondern direkt an den Eihäuten – also der Fruchtblase – ansetzt (inseriert). Gefährlich ist sie deshalb, weil die Gefäße der Nabelschnur in diesem Fall frei über die Eihäute verlaufen.


Insertio velamentosa – eine seltene Nabelschnuranomalie

Durch die Nabelschnur wird das ungeborene Kind aus dem Blut der Mutter mit Sauerstoff und allen lebenswichtigen Nährstoffen versorgt, die Abbauprodukte seines Stoffwechsels werden auf dem gleichen Weg entsorgt. In 70 Prozent aller Schwangerschaften befindet sich der Ansatz der Nabelschnur in der Mitte der Plazenta – medizinisch heißt dieser Normalzustand «Insertio centralis». In den restlichen Fällen setzt die Nabelschnur entweder seitlich an der Plazenta an (Insertio paracentralis, Insertio marginalis) oder inseriert – insgesamt sehr selten – als Insertio velamentosa direkt in die Eihäute.

Bei Einlingsschwangerschaften findet sich diese Nabelschnuranomalie bei 1 Prozent aller Schwangerschaften. Bei Mehrlingsschwangerschaften steigt die Wahrscheinlichkeit an.

Da die Gefäße direkt an der Eihaut ansetzen, kann es bereits frühzeitig in der Schwangerschaft zur Kompression einzelner Nabelschnurgefäße kommen.

Eine Insertio velamentosa wurde lange erst während oder nach der Geburt als Zufallsbefund erkannt. Bei einem gesund und komplikationslos geborenen Kind sind danach keine Folgeschäden zu erwarten. Jedoch lässt sich die Nabelschnuranomalie auch schon weitaus früher im Ultraschall erkennen.

DEGUM, die Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin, fordert inzwischen, die Früherkennung von Nabelschnuranomalien in die standardisierte Schwangerschaftsvorsorge aufzunehmen, um spätere Komplikationen zu vermeiden. Die meisten Geburtshelfer schauen jedoch auch heute schon gezielt danach.

Hohes Risiko für Geburtskomplikationen und Mangelzustände in der Schwangerschaft

Die Insertio velamentosa ist zwar selten, kann jedoch für das ungeborene Kind eine Gefahr bedeuten.

Durch das freie Inserieren der Nabelschnurgefäße in der Eihaut kann es schon frühzeitig zu Kompressionen einzelner Gefäße kommen. Falls dies in der Embryonalphase geschieht und die Sauerstoffversorgung des Babys darunter in hohem Maße leidet, können daraus Fehlbildungen entstehen. In 25 Prozent aller Fälle ist eine Insertio velamentosa mit solchen nicht chromosomal bedingten (nicht erblichen) Fehlentwicklungen des Embryos verbunden.

Fetale Blutungen während der Geburt

Die größte Gefahr für das Baby besteht bei einer Insertio velamentosa jedoch während einer eventuell nötigen Amniozentese (Fruchtwasseruntersuchung) und vor allem während der Geburt, falls ein Nabelschnurgefäß verletzt wird. Besonders riskant ist hier der Blasensprung.

Falls sich der Nabelschnuransatz in den Eihäuten unmittelbar oder sehr nahe am inneren Muttermund befindet (Vasa praevia), können ein oder mehrere Nabelschnurgefäße während des Blasensprunges reißen. Dies führt zu akutem Sauerstoffmangel. Gleichzeitig läuft das Kind Gefahr, innerhalb weniger Minuten zu verbluten.

Bei einer vaginalen Blutung während des Blasensprungs werden die Ärzte immer auch an eine Insertio Velamentosa denken. Falls in diesem Blut fetales Hämoglobin – HbF, der rote Blutfarbstoff des Kindes – nachgewiesen wird, wird die Geburt unverzüglich eingeleitet. Je nach Gefährdungsgrad des Kindes kann diese durch einen Kaiserschnitt oder vaginal vor sich gehen.

Wenn auch die Zeit für einen Notkaiserschnitt nicht mehr ausreicht, wird das Kind durch eine sogenannte Vakuumextraktion (Perfusion Toulousienne) geholt. Seine Lebensfunktionen werden dabei medikamentös gestützt, unmittelbar danach ist eine intensivmedizinische Behandlung nötig.

Prävention von Komplikationen durch einen geplanten Kaiserschnitt

Derart schwere Komplikationen bei einer Insertio velamentosa sind heute jedoch selten. Falls die Nabelschnuranomalie bekannt ist, planen die Geburtshelfer oft einen frühzeitigen Kaiserschnitt, dessen Termin je nach dem individuellen Verlauf der Schwangerschaft meist zwischen der 36. und vollendeten 37. Schwangerschaftswoche liegt.

Der richtige Zeitpunkt für den Kaiserschnitt wird im Rahmen einer sogenannten risikoadaptiven Betreuung der Schwangeren bestimmt, in der unter anderem das Risiko einer vorzeitigen Geburt sowie die Geburtsreife von Gebärmutterhals und Muttermund berücksichtigt werden. Professor Dr. Wolfgang Henrich, Leiter der Geburtshilfeabteilung an der Berliner Charité, betont, dass durch diese Maßnahmen heute fast alle Kinder mit einer Insertio velamentosa gesund zur Welt kommen.

Wenn die Nabelschnur weit entfernt vom inneren Muttermund beginnt, ist aus seiner Sicht auch eine natürliche Geburt nicht unmöglich. Selbstverständlich werden der Herzschlag und das Allgemeinbefinden des Kindes dabei besonders sorgfältig überwacht.

Besonders engmaschige Überwachung in der Schwangerschaft

Falls das Baby durch eine Insertio velamentosa bereits vor der Geburt an Mangelerscheinungen leidet, werden die Ärzte abwägen, ob und wann eine vorzeitige Geburt angeraten ist, um dauerhafte Schäden zu vermeiden. Oft verläuft die Schwangerschaft trotz der Nabelschnuranomalie jedoch völlig problemlos.

In jedem Fall werden Mutter und Kind nach dieser Diagnose besonders engmaschig überwacht. Dass eine Insertio velamentosa bei einer nachfolgenden Schwangerschaft wieder auftritt, ist äußerst selten.

Falls du fürchtest, dass dein Baby von einer Nabelschnuranomalie betroffen ist, solltest du deinen Gynäkologen darauf ansprechen. Nach der Ultraschalluntersuchung und vielleicht auch einem Feinultraschall wird er dir fast immer Entwarnung geben können.

Auch wenn du wider Erwarten doch die Diagnose «Insertio velamentosa» erhalten solltest, besteht kein Grund zur Panik. Deine Ärzte werden darauf achten, dass es deinem Baby gut geht und dafür sorgen, dass während der Geburt größtmögliche Sicherheit besteht. Deine Schwangerschaft darfst du auch dann genießen. Wenn dein Kind die risikoreichen ersten drei Monate gut überstanden hat, wirst du demnächst sehr wahrscheinlich ein gesundes Baby in die Arme schließen.

© Paul Hakimata – Fotolia.com

Fazit

  • Eine Insertio velamentosa ist eine Anomalie der Nabelschnur, bei der diese direkt an den Eihäuten (der Fruchtblase) ansetzt
  • Sie kommt bei ca. 1 Prozent aller Schwangerschaften vor und ist damit sehr selten
  • Durch das Reißen von Nabelschnurgefäßen während der Geburt kann eine Insertio velamentosa für das Baby lebensgefährlich werden
  • Sofern die Nabelschnuranomalie bekannt ist, werden die Kinder durch einen geplanten Kaiserschnitt – meist in der 36. oder 37. Schwangerschaftswoche – auf die Welt geholt. Zum Teil ist auch eine natürliche Geburt nicht ausgeschlossen
  • Eine Schwangerschaft mit einer Insertio velamentosa gilt als Risikoschwangerschaft. Mutter und Baby werden ab der Diagnose besonders engmaschig überwacht
Tipps von Gynäkologin Dr. Verena Breitenbach
  • Du solltest auf jeden Fall bei einer Verdachtsdiagnose einen Feinultraschall machen lassen
  • In manchen Fällen empfiehlt es sich, eine Klinik mit angeschlossener Kinderklinik aufzusuchen
Arztgeprüft

Dieser Artikel wurde von unserem Expertenteam geprüft.

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Eine seltene aber gefährliche Nabelschnuranomalie – Eine Insertio velamentosa ist eine Anomalie, bei der die Nabelschnur nicht an der Plazenta, sondern direkt an den Eihäuten – also der Fruchtblase – ansetzt (inseriert). Gefährlich ist sie deshalb, weil die Gefäße der Nabelschnur in diesem Fall frei über die Eihäute verlaufen.


Insertio velamentosa – eine seltene Nabelschnuranomalie

Durch die Nabelschnur wird das ungeborene Kind aus dem Blut der Mutter mit Sauerstoff und allen lebenswichtigen Nährstoffen versorgt, die Abbauprodukte seines Stoffwechsels werden auf dem gleichen Weg entsorgt. In 70 Prozent aller Schwangerschaften befindet sich der Ansatz der Nabelschnur in der Mitte der Plazenta – medizinisch heißt dieser Normalzustand «Insertio centralis». In den restlichen Fällen setzt die Nabelschnur entweder seitlich an der Plazenta an (Insertio paracentralis, Insertio marginalis) oder inseriert – insgesamt sehr selten – als Insertio velamentosa direkt in die Eihäute.

Bei Einlingsschwangerschaften findet sich diese Nabelschnuranomalie bei 1 Prozent aller Schwangerschaften. Bei Mehrlingsschwangerschaften steigt die Wahrscheinlichkeit an.

Da die Gefäße direkt an der Eihaut ansetzen, kann es bereits frühzeitig in der Schwangerschaft zur Kompression einzelner Nabelschnurgefäße kommen.

Eine Insertio velamentosa wurde lange erst während oder nach der Geburt als Zufallsbefund erkannt. Bei einem gesund und komplikationslos geborenen Kind sind danach keine Folgeschäden zu erwarten. Jedoch lässt sich die Nabelschnuranomalie auch schon weitaus früher im Ultraschall erkennen.

DEGUM, die Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin, fordert inzwischen, die Früherkennung von Nabelschnuranomalien in die standardisierte Schwangerschaftsvorsorge aufzunehmen, um spätere Komplikationen zu vermeiden. Die meisten Geburtshelfer schauen jedoch auch heute schon gezielt danach.

Hohes Risiko für Geburtskomplikationen und Mangelzustände in der Schwangerschaft

Die Insertio velamentosa ist zwar selten, kann jedoch für das ungeborene Kind eine Gefahr bedeuten.

Durch das freie Inserieren der Nabelschnurgefäße in der Eihaut kann es schon frühzeitig zu Kompressionen einzelner Gefäße kommen. Falls dies in der Embryonalphase geschieht und die Sauerstoffversorgung des Babys darunter in hohem Maße leidet, können daraus Fehlbildungen entstehen. In 25 Prozent aller Fälle ist eine Insertio velamentosa mit solchen nicht chromosomal bedingten (nicht erblichen) Fehlentwicklungen des Embryos verbunden.

Fetale Blutungen während der Geburt

Die größte Gefahr für das Baby besteht bei einer Insertio velamentosa jedoch während einer eventuell nötigen Amniozentese (Fruchtwasseruntersuchung) und vor allem während der Geburt, falls ein Nabelschnurgefäß verletzt wird. Besonders riskant ist hier der Blasensprung.

Falls sich der Nabelschnuransatz in den Eihäuten unmittelbar oder sehr nahe am inneren Muttermund befindet (Vasa praevia), können ein oder mehrere Nabelschnurgefäße während des Blasensprunges reißen. Dies führt zu akutem Sauerstoffmangel. Gleichzeitig läuft das Kind Gefahr, innerhalb weniger Minuten zu verbluten.

Bei einer vaginalen Blutung während des Blasensprungs werden die Ärzte immer auch an eine Insertio Velamentosa denken. Falls in diesem Blut fetales Hämoglobin – HbF, der rote Blutfarbstoff des Kindes – nachgewiesen wird, wird die Geburt unverzüglich eingeleitet. Je nach Gefährdungsgrad des Kindes kann diese durch einen Kaiserschnitt oder vaginal vor sich gehen.

Wenn auch die Zeit für einen Notkaiserschnitt nicht mehr ausreicht, wird das Kind durch eine sogenannte Vakuumextraktion (Perfusion Toulousienne) geholt. Seine Lebensfunktionen werden dabei medikamentös gestützt, unmittelbar danach ist eine intensivmedizinische Behandlung nötig.

Prävention von Komplikationen durch einen geplanten Kaiserschnitt

Derart schwere Komplikationen bei einer Insertio velamentosa sind heute jedoch selten. Falls die Nabelschnuranomalie bekannt ist, planen die Geburtshelfer oft einen frühzeitigen Kaiserschnitt, dessen Termin je nach dem individuellen Verlauf der Schwangerschaft meist zwischen der 36. und vollendeten 37. Schwangerschaftswoche liegt.

Der richtige Zeitpunkt für den Kaiserschnitt wird im Rahmen einer sogenannten risikoadaptiven Betreuung der Schwangeren bestimmt, in der unter anderem das Risiko einer vorzeitigen Geburt sowie die Geburtsreife von Gebärmutterhals und Muttermund berücksichtigt werden. Professor Dr. Wolfgang Henrich, Leiter der Geburtshilfeabteilung an der Berliner Charité, betont, dass durch diese Maßnahmen heute fast alle Kinder mit einer Insertio velamentosa gesund zur Welt kommen.

Wenn die Nabelschnur weit entfernt vom inneren Muttermund beginnt, ist aus seiner Sicht auch eine natürliche Geburt nicht unmöglich. Selbstverständlich werden der Herzschlag und das Allgemeinbefinden des Kindes dabei besonders sorgfältig überwacht.

Besonders engmaschige Überwachung in der Schwangerschaft

Falls das Baby durch eine Insertio velamentosa bereits vor der Geburt an Mangelerscheinungen leidet, werden die Ärzte abwägen, ob und wann eine vorzeitige Geburt angeraten ist, um dauerhafte Schäden zu vermeiden. Oft verläuft die Schwangerschaft trotz der Nabelschnuranomalie jedoch völlig problemlos.

In jedem Fall werden Mutter und Kind nach dieser Diagnose besonders engmaschig überwacht. Dass eine Insertio velamentosa bei einer nachfolgenden Schwangerschaft wieder auftritt, ist äußerst selten.

Falls du fürchtest, dass dein Baby von einer Nabelschnuranomalie betroffen ist, solltest du deinen Gynäkologen darauf ansprechen. Nach der Ultraschalluntersuchung und vielleicht auch einem Feinultraschall wird er dir fast immer Entwarnung geben können.

Auch wenn du wider Erwarten doch die Diagnose «Insertio velamentosa» erhalten solltest, besteht kein Grund zur Panik. Deine Ärzte werden darauf achten, dass es deinem Baby gut geht und dafür sorgen, dass während der Geburt größtmögliche Sicherheit besteht. Deine Schwangerschaft darfst du auch dann genießen. Wenn dein Kind die risikoreichen ersten drei Monate gut überstanden hat, wirst du demnächst sehr wahrscheinlich ein gesundes Baby in die Arme schließen.

© Paul Hakimata – Fotolia.com

Fazit

  • Eine Insertio velamentosa ist eine Anomalie der Nabelschnur, bei der diese direkt an den Eihäuten (der Fruchtblase) ansetzt
  • Sie kommt bei ca. 1 Prozent aller Schwangerschaften vor und ist damit sehr selten
  • Durch das Reißen von Nabelschnurgefäßen während der Geburt kann eine Insertio velamentosa für das Baby lebensgefährlich werden
  • Sofern die Nabelschnuranomalie bekannt ist, werden die Kinder durch einen geplanten Kaiserschnitt – meist in der 36. oder 37. Schwangerschaftswoche – auf die Welt geholt. Zum Teil ist auch eine natürliche Geburt nicht ausgeschlossen
  • Eine Schwangerschaft mit einer Insertio velamentosa gilt als Risikoschwangerschaft. Mutter und Baby werden ab der Diagnose besonders engmaschig überwacht
Tipps von Gynäkologin Dr. Verena Breitenbach
  • Du solltest auf jeden Fall bei einer Verdachtsdiagnose einen Feinultraschall machen lassen
  • In manchen Fällen empfiehlt es sich, eine Klinik mit angeschlossener Kinderklinik aufzusuchen
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