Tobende Kinder – gewähren lassen oder eingreifen?

Tobende Kinder – gewähren lassen oder eingreifen?

Sophie Nicole Ulrich

Sophie Nicole Ulrich ist Psychotherapeutin für Kinder und hat ihre Leidenschaft für diesen Beruf schon als Teenager entdeckt. Sie hat eine breite Ausbildung in Sonder- und Heilpädagogik sowie Erfahrung in der Arbeit mit psychisch kranken Erwachsenen…

Alle Beiträge des Experten

Tobende Kinder – gewähren lassen oder eingreifen?

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Wie Sie auf Wutanfälle von Kindern richtig reagieren – Was Eltern in den eigenen vier Wänden bereits auf eine Geduldsprobe stellt, kann sie in der Öffentlichkeit an den Rand der Verzweiflung bringen. Bei vielen Kindern setzt dieses Verhalten etwa im Alter von zwei Jahren ein – die sogenannte Trotzphase hat begonnen.


Was hat es auf sich mit den Wutanfällen?

Kleine Kinder müssen die Welt und sich selbst noch entdecken. Täglich werden sie mit zahlreichen Eindrücken konfrontiert, die sie verarbeiten müssen. Noch können sie sich aber nicht artikulieren, einige reagieren darauf mit verzweifelter Wut.

Sie entdecken außerdem ihren eigenen Willen und möchten zunehmend selbst Entscheidungen treffen, ganz gleich, ob diese aus Sicht der Erwachsenen sinnvoll sind. Mit dem Erwachen ihres Willens möchten sie sich außerdem abgrenzen, schließlich haben sie eine eigene Persönlichkeit und möchten das der Welt auch kundtun. Möglichkeiten dazu finden sie, indem sie versuchen, ihren Kopf durchzusetzen, oder sich ungestümt in den Vordergrund zu spielen.

Ob Wutausbruch oder Ungestüm, Eltern stellt dieses Verhalten vor eine Herausforderung, bisweilen ist es ihnen peinlich, wenn sich das eigene Kind derart aufführt. Dieses jedoch durchläuft schlicht eine wichtige Entwicklungsphase, die natürlich nicht bei allen Kindern derart extrem ausgeprägt ist.

Statt zu kleinen Wildfängen zu mutieren, verarbeiten andere ihre Emotionen ruhig und sind in der Öffentlichkeit eher zurückhaltend, statt mit Gefühlsausbrüchen alle Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.

Wie auf ungezügeltes Verhalten reagieren?

Bedenken Sie, dass Wut an sich eine normale Emotion ist, die als Ventil dient. Ebenso hilfreich ist es, sich vor Augen zu führen, dass Kinder wütend reagieren können, wenn sie ihre Gefühle oder Bedürfnisse nicht mit Worten ausdrücken können: Die eigene Hilflosigkeit frustriert.

Ihr Kind muss einerseits lernen, mit seiner Wut umzugehen, andererseits, dass es seinen Willen nicht immer durchsetzen kann. Es macht täglich die Erfahrung, dass es nicht alles darf oder etwas noch nicht kann. Sie stehen vor der Aufgabe, es in seiner Entwicklung zu unterstützen. Die Herausforderung ist, ihm dies vorzuleben – in Situationen, in denen Sie möglicherweise selbst am liebsten laut schreien würden. Es gilt also in erster Linie, Ruhe zu bewahren.

Kinder testen ihre Grenzen

Können Kinder ihren Willen nicht durchsetzen, zum Beispiel, weil sie den Schokoriegel im Supermarkt nicht bekommen, endet das nicht selten in einem Tobsuchtsanfall. Geben Sie nun doch nach, ist das ein Erfolgserlebnis. Ein Tobsuchtsanfall wird dann wieder das Mittel der Wahl sein, um sich durchzusetzen. Setzen Sie hingegen in aller Gelassenheit klare Grenzen, macht Ihr Kind die umgekehrte Erfahrung.

Inkonsequenz führt also lediglich zu der Erkenntnis, dass Wutausbrüche tolle manipulative Mittel sind. Kinder sollen in dieser Entwicklungsphase jedoch lernen, dass sie sehr wohl ihren eigenen Willen haben und äußern dürfen, ihn aber nicht immer durchsetzen können.

Geeignete Maßnahmen ergreifen

Bekommt Ihr Kind einen Wutanfall, weil Sie ihm die Jacke anziehen möchten, es das aber selbst machen will, besteht sicher kein Grund, ihm an dieser Stelle Grenzen zu setzen. Bleiben Sie geduldig, bis die kleinen Ärmchen ihren Weg gefunden haben. Klappt es nicht gleich, kann die Frustration darüber den nächsten Wutausbruch auslösen. Ermutigen Sie es, versuchen Sie es gemeinsam, loben Sie es anschließend.

In anderen Situationen ist Konsequenz natürlich sinnvoller. Das ist nicht immer einfach – ein im Supermarkt auf dem Boden liegendes, schreiendes Kind erregt nun mal Aufmerksamkeit und gerne mischen sich andere Menschen ein.

Gelassenheit ist in solchen Momenten die beste Lösung, sie überträgt sich auf Ihr Kind und das Umfeld. Erklären Sie ihm ruhig, dass es keinen Schokoriegel gibt, nehmen Sie es ebenso ruhig an die Hand oder auf den Arm und setzen den Einkauf unbeeindruckt fort, auch wenn es weiter schreit.

Bekommt Ihr Kind im Bekanntenkreis einen Wutanfall, können Sie es aus der Situation herausholen, indem Sie beispielsweise für kurze Zeit mit ihm in ein anderes Zimmer gehen. Es muss Gelegenheit haben, sich wieder zu sammeln und zu beruhigen.

Auch zu Hause können Sie es in sein Zimmer schicken. Das sollte aber keinesfalls als Bestrafung vermittelt werden, sondern als Möglichkeit, Abstand vom Grund der Aggression zu gewinnen. Sobald es sich beruhigt hat, können Sie es in den Arm nehmen, trösten und je nach Alter über den Grund des Gefühlsausbruchs mit ihm reden.

Es gilt stets: Je weniger Sie auf Wutausbrüche eingehen, umso schneller lernt Ihr Kind, dass solche kein probates Mittel sind. Durch Ihre Ruhe und Konsequenz zeigen Sie, wie unbeeindruckt Sie sind, und entschärfen die Situation. Ignorieren Sie auch die weisen Kommentare Umstehender in der Öffentlichkeit. Bekannte können Sie bitten, angemessen – nämlich nicht – zu reagieren.

Umgang mit ungestümem Verhalten

Kinder lernen ständig dazu und sind stolz darauf, was sie schon alles können. Das kann sich in ungestümem, lautstarkem Verhalten auswirken. Ein Kind, das sich auf diese Weise ständig in den Vordergrund drängen möchte, kann für Eltern und andere Anwesende ebenso nervenaufreibend sein wie emotionale Ausbrüche.

Bis zu einem gewissen Grad ist dieses Verhalten aber normal, denn Kinder möchten sich mit anderen messen, ihre Persönlichkeit kundtun und Bestätigung erhalten. Wird es jedoch zu extrem und das Kind steigert sich so richtig schön in sein lautstarkes Verhalten hinein oder es müssen gar andere Kinder darunter leiden, sollten Sie eingreifen.

Im akuten Fall ist ein ähnliches Verhalten wie bei einem Wutausbruch sinnvoll: Bleiben Sie ruhig und führen Sie das Kind aus der Situation hinaus. Langfristig gilt es, herauszufinden, warum sich Ihr Kind derart verhält. Möglicherweise ist es über- oder unterfordert, vielleicht ist auch sein Selbstwertgefühl wenig ausgeprägt.

Langfristige Maßnahmen

Sprechen Sie in einer ruhigen Situation mit ihrem Kind. Fragen Sie es, warum es dieses oder jenes getan hat und erklären Sie ihm, warum es unangemessen war. Zeigen Sie ihm Alternativen auf – statt lautstark vor anderen anzugeben, kann es sie beispielsweise zum Spielen auffordern, das macht schließlich viel mehr Spaß.

Beschäftigen Sie sich aktiv mit Ihrem Kind und loben Sie es, wenn es etwas gut gemacht hat. Fördern und unterstützen Sie es, wann immer es möglich beziehungsweise nötig ist.

Zeigen Sie ihm Ihre bedingungslose Liebe, gerade dann, wenn Sie ein Verhalten verärgert hat. Ihre Liebe und Geborgenheit gibt ihm Sicherheit. Genau die benötigt es, um zu lernen, mit seinen überwältigenden Emotionen umzugehen. Auch wird es mit einem gesunden Selbstwertgefühl überflüßig, sich gegenüber anderen in den Vordergrund zu spielen.

Trotzphase, Wutausbruch, ungestüm Sein – das hilft Ihrem Kind:

  • Gelassen bleiben
  • Konsequenz
  • Aus der Situation herausbringen
  • Verständnis und Trost, wenn es sich beruhigt hat
  • Fähigkeiten fördern, loben
Tipps von Kindertherapeutin Nicole Ulrich
  • Bleiben Sie gelassen
  • Finden Sie für sich das passende Maß zwischen Eigenständigkeit und Grenzen setzen
terapisti testato

Dieser Artikel wurde von unserem Expertenteam geprüft.

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Was hat es auf sich mit den Wutanfällen?

Kleine Kinder müssen die Welt und sich selbst noch entdecken. Täglich werden sie mit zahlreichen Eindrücken konfrontiert, die sie verarbeiten müssen. Noch können sie sich aber nicht artikulieren, einige reagieren darauf mit verzweifelter Wut.

Sie entdecken außerdem ihren eigenen Willen und möchten zunehmend selbst Entscheidungen treffen, ganz gleich, ob diese aus Sicht der Erwachsenen sinnvoll sind. Mit dem Erwachen ihres Willens möchten sie sich außerdem abgrenzen, schließlich haben sie eine eigene Persönlichkeit und möchten das der Welt auch kundtun. Möglichkeiten dazu finden sie, indem sie versuchen, ihren Kopf durchzusetzen, oder sich ungestümt in den Vordergrund zu spielen.

Ob Wutausbruch oder Ungestüm, Eltern stellt dieses Verhalten vor eine Herausforderung, bisweilen ist es ihnen peinlich, wenn sich das eigene Kind derart aufführt. Dieses jedoch durchläuft schlicht eine wichtige Entwicklungsphase, die natürlich nicht bei allen Kindern derart extrem ausgeprägt ist.

Statt zu kleinen Wildfängen zu mutieren, verarbeiten andere ihre Emotionen ruhig und sind in der Öffentlichkeit eher zurückhaltend, statt mit Gefühlsausbrüchen alle Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.

Wie auf ungezügeltes Verhalten reagieren?

Bedenken Sie, dass Wut an sich eine normale Emotion ist, die als Ventil dient. Ebenso hilfreich ist es, sich vor Augen zu führen, dass Kinder wütend reagieren können, wenn sie ihre Gefühle oder Bedürfnisse nicht mit Worten ausdrücken können: Die eigene Hilflosigkeit frustriert.

Ihr Kind muss einerseits lernen, mit seiner Wut umzugehen, andererseits, dass es seinen Willen nicht immer durchsetzen kann. Es macht täglich die Erfahrung, dass es nicht alles darf oder etwas noch nicht kann. Sie stehen vor der Aufgabe, es in seiner Entwicklung zu unterstützen. Die Herausforderung ist, ihm dies vorzuleben – in Situationen, in denen Sie möglicherweise selbst am liebsten laut schreien würden. Es gilt also in erster Linie, Ruhe zu bewahren.

Kinder testen ihre Grenzen

Können Kinder ihren Willen nicht durchsetzen, zum Beispiel, weil sie den Schokoriegel im Supermarkt nicht bekommen, endet das nicht selten in einem Tobsuchtsanfall. Geben Sie nun doch nach, ist das ein Erfolgserlebnis. Ein Tobsuchtsanfall wird dann wieder das Mittel der Wahl sein, um sich durchzusetzen. Setzen Sie hingegen in aller Gelassenheit klare Grenzen, macht Ihr Kind die umgekehrte Erfahrung.

Inkonsequenz führt also lediglich zu der Erkenntnis, dass Wutausbrüche tolle manipulative Mittel sind. Kinder sollen in dieser Entwicklungsphase jedoch lernen, dass sie sehr wohl ihren eigenen Willen haben und äußern dürfen, ihn aber nicht immer durchsetzen können.

Geeignete Maßnahmen ergreifen

Bekommt Ihr Kind einen Wutanfall, weil Sie ihm die Jacke anziehen möchten, es das aber selbst machen will, besteht sicher kein Grund, ihm an dieser Stelle Grenzen zu setzen. Bleiben Sie geduldig, bis die kleinen Ärmchen ihren Weg gefunden haben. Klappt es nicht gleich, kann die Frustration darüber den nächsten Wutausbruch auslösen. Ermutigen Sie es, versuchen Sie es gemeinsam, loben Sie es anschließend.

In anderen Situationen ist Konsequenz natürlich sinnvoller. Das ist nicht immer einfach – ein im Supermarkt auf dem Boden liegendes, schreiendes Kind erregt nun mal Aufmerksamkeit und gerne mischen sich andere Menschen ein.

Gelassenheit ist in solchen Momenten die beste Lösung, sie überträgt sich auf Ihr Kind und das Umfeld. Erklären Sie ihm ruhig, dass es keinen Schokoriegel gibt, nehmen Sie es ebenso ruhig an die Hand oder auf den Arm und setzen den Einkauf unbeeindruckt fort, auch wenn es weiter schreit.

Bekommt Ihr Kind im Bekanntenkreis einen Wutanfall, können Sie es aus der Situation herausholen, indem Sie beispielsweise für kurze Zeit mit ihm in ein anderes Zimmer gehen. Es muss Gelegenheit haben, sich wieder zu sammeln und zu beruhigen.

Auch zu Hause können Sie es in sein Zimmer schicken. Das sollte aber keinesfalls als Bestrafung vermittelt werden, sondern als Möglichkeit, Abstand vom Grund der Aggression zu gewinnen. Sobald es sich beruhigt hat, können Sie es in den Arm nehmen, trösten und je nach Alter über den Grund des Gefühlsausbruchs mit ihm reden.

Es gilt stets: Je weniger Sie auf Wutausbrüche eingehen, umso schneller lernt Ihr Kind, dass solche kein probates Mittel sind. Durch Ihre Ruhe und Konsequenz zeigen Sie, wie unbeeindruckt Sie sind, und entschärfen die Situation. Ignorieren Sie auch die weisen Kommentare Umstehender in der Öffentlichkeit. Bekannte können Sie bitten, angemessen – nämlich nicht – zu reagieren.

Umgang mit ungestümem Verhalten

Kinder lernen ständig dazu und sind stolz darauf, was sie schon alles können. Das kann sich in ungestümem, lautstarkem Verhalten auswirken. Ein Kind, das sich auf diese Weise ständig in den Vordergrund drängen möchte, kann für Eltern und andere Anwesende ebenso nervenaufreibend sein wie emotionale Ausbrüche.

Bis zu einem gewissen Grad ist dieses Verhalten aber normal, denn Kinder möchten sich mit anderen messen, ihre Persönlichkeit kundtun und Bestätigung erhalten. Wird es jedoch zu extrem und das Kind steigert sich so richtig schön in sein lautstarkes Verhalten hinein oder es müssen gar andere Kinder darunter leiden, sollten Sie eingreifen.

Im akuten Fall ist ein ähnliches Verhalten wie bei einem Wutausbruch sinnvoll: Bleiben Sie ruhig und führen Sie das Kind aus der Situation hinaus. Langfristig gilt es, herauszufinden, warum sich Ihr Kind derart verhält. Möglicherweise ist es über- oder unterfordert, vielleicht ist auch sein Selbstwertgefühl wenig ausgeprägt.

Langfristige Maßnahmen

Sprechen Sie in einer ruhigen Situation mit ihrem Kind. Fragen Sie es, warum es dieses oder jenes getan hat und erklären Sie ihm, warum es unangemessen war. Zeigen Sie ihm Alternativen auf – statt lautstark vor anderen anzugeben, kann es sie beispielsweise zum Spielen auffordern, das macht schließlich viel mehr Spaß.

Beschäftigen Sie sich aktiv mit Ihrem Kind und loben Sie es, wenn es etwas gut gemacht hat. Fördern und unterstützen Sie es, wann immer es möglich beziehungsweise nötig ist.

Zeigen Sie ihm Ihre bedingungslose Liebe, gerade dann, wenn Sie ein Verhalten verärgert hat. Ihre Liebe und Geborgenheit gibt ihm Sicherheit. Genau die benötigt es, um zu lernen, mit seinen überwältigenden Emotionen umzugehen. Auch wird es mit einem gesunden Selbstwertgefühl überflüßig, sich gegenüber anderen in den Vordergrund zu spielen.

Trotzphase, Wutausbruch, ungestüm Sein – das hilft Ihrem Kind:

  • Gelassen bleiben
  • Konsequenz
  • Aus der Situation herausbringen
  • Verständnis und Trost, wenn es sich beruhigt hat
  • Fähigkeiten fördern, loben
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  • Bleiben Sie gelassen
  • Finden Sie für sich das passende Maß zwischen Eigenständigkeit und Grenzen setzen
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