Glücklich, überrascht, traurig, enttäuscht, ängstlich oder wütend: Die ganze Bandbreite an positiven und negativen Gefühlen ist nie wieder so direkt und stark ausgeprägt wie in der Kindheit. Abhängig vom individuellen Temperament, der Erziehung und dem kulturellen Hintergrund, gehen Kinder ganz unterschiedlich mit diesen Gefühlen um.
Kinder und Gefühle: Auch negative Gefühle zulassen
Wie stark die verschiedenen Gefühle bei Kindern tatsächlich zum Ausdruck kommen, hängt von der Erziehung und dem sozialen Umfeld ab. Während positive Gefühle wie zum Beispiel Freude und Stolz bei Kindern gern gesehen sind und ausgelebt werden dürfen, sieht es bei den negativen Gefühlen ganz anders aus.
Wut und Ärger sind in der Regel gesellschaftlich unerwünscht und stehen häufig dem Harmoniebedürfnis der Eltern im Weg. Die Folge: Kindliche Aggressionen werden von Eltern nicht selten im Keim erstickt, statt sie ausleben zu dürfen. Dabei gehören sie zu der Entwicklung eines Kindes unbedingt dazu.
Der bekannte dänische Familientherapeut Jesper Juul plädiert sogar dafür, dass Kinder ihre Aggressionen ausleben sollen, da gerade diese Emotionen eine ganz besondere Kraft haben. Aggressionen und Wut in der Familie zu unterdrücken wirkt sich laut Juul negativ auf die Entwicklung eines gesunden Selbstvertrauens aus.
Kinder müssen aber auch lernen mit nicht so schönen, schmerzlichen Gefühlen wie Enttäuschung, Trauer oder Angst umzugehen. Nur zu gerne möchten Eltern ihre Kinder vor diesen Gefühlen und unangenehmen Erfahrungen beschützen. Ist ein Kind traurig oder wurde es enttäuscht, trösten es die Eltern nicht selten mit Süßigkeiten oder einem neuen Spielzeug.
Zur Entwicklung eines Kindes gehört aber auch dazu, dass sie lernen, mit diesen negativen Gefühlen umzugehen und sie auszuhalten. Trauer oder Angst haben eine wichtige Funktion und dürfen nicht unterdrückt werden. Werden sie ignoriert, rächt es sich später.
Kinder dürfen traurig oder sauer sein! Wenn Eltern Gefühle wie Traurigkeit oder Angst abschwächen oder gar unterdrücken, lernen Kinder, dass diese so wichtigen Gefühle nicht erwünscht sind. Äußerungen wie «Ein Indianer kennt keinen Schmerz», damit der Sohn seine Trauer unterdrückt, sind völlig unangebracht.
Ein Patentrezept für den richtigen Umgang mit Gefühlen gibt es für Eltern wie so oft in der Erziehung nicht, weil jedes Kind anders mit seinen Gefühlen umgeht. Eltern sollten deshalb aufmerksam sein, wenn es ihren Kindern einmal nicht so gut geht. Hinter heftigen Wutausbrüchen steht nicht selten der Wunsch nach mehr Aufmerksamkeit.
Umgang mit Gefühlen
Gefühle brechen häufig ungefiltert und mit aller Wucht auf Kinder ein und sie müssen erst lernen, damit umzugehen. Um einen angemessenen Umgang damit zu lernen, sollten Eltern ihren Kindern im geschützten Raum der Familie gestatten, die ganze Bandbreite an Gefühlen erleben zu dürfen, positive genau wie negative.
Eltern können ihre Kinder unterstützen, indem sie die verschiedenen Gefühlsäußerungen ernst nehmen und ihnen Aufmerksamkeit schenken. Eltern sollten ihren Kinder den Umgang mit Gefühlen aber auch im Alltag vorleben. Eine Mutter, die stets fröhlich ist und ein Vater, der immer nur stark sein möchte, ist seinem Kind kein gutes Vorbild, weil es an der Realität mit all seinen Höhen und Tiefen vorbeigeht.
Ein angemessener Umgang mit Gefühlen hat übrigens einen großen Einfluss auf die Entwicklung der sozialen Kompetenz im späteren Leben. Wenn Kinder in der Lage sind ihre eigenen Gefühle wahrzunehmen, können sie auch besser auf die Bedürfnisse anderer Menschen reagieren und sich in sie hineinversetzen.
Kinder und Gefühle: Umgang spielerisch fördern
Im Familienalltag kommt es immer mal vor, dass Kinder bedrückt sind und nicht über ihre Gefühle sprechen möchten. Während jüngere Kinder sich häufig verbal oder bei einem Wutanfall körperlich äußern, ziehen sich ältere Kinder schon mal zurück. Damit Kinder den Umgang mit ihren Gefühlen lernen, können sie innerhalb der Familie spielerisch zum Thema gemacht werden.
- Ein schönes Spiel für Kindergartenkinder, um Gefühle wie Angst, Freude, Überraschung oder Trauer zu erkennen und zu benennen ist das Ausschneiden von Gesichtern aus einer Zeitung. Die verschiedenen Gesichtsausdrücke und Gefühlsregungen werden gemeinsam ausgeschnitten, sortiert und besprochen.
- Eine Möglichkeit für den spielerischen Umgang mit Gefühlen bei kleineren Kindern stellt die Stimmungsuhr dar: Dazu wird ein Kreis aus Pappe in vier Felder unterteilt. In diese Felder werden vier verschiedene Gefühle eingetragen, wie zum Beispiel glücklich, traurig, wütend oder ängstlich. Außerdem wird in der Mitte ein beweglicher Zeiger befestigt. Kinder können nun zeigen, in welcher Stimmung sie sind.
- In einem Familienkummerkasten können Schulkinder ihre Sorgen aufschreiben oder auch dem Ärger über ihre Eltern Luft machen. Dazu wird einfach ein alter Schuhkarton oder eine Kiste beklebt und mit einem Schlitz versehen. An einem festen Tag in der Woche, vielleicht am Sonntag, werden mit der ganzen Familie die Probleme besprochen. Ein toller Effekt für Kinder: Sie lernen, Gefühle wie Wut und Enttäuschung, in Worte zufassen.
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- Kindern, die sehr wütend sind oder vermeintlich stören, wird schneller geholfen. Kinder, die sehr angepasst oder sehr zurückhaltend sind, werden oft mit ihrem Leid übersehen. Traurige Kinder haben oft eine Aggressionshemmung, das sollte im Hinterkopf behalten werden!
- Ein Sorgenfresserchen bietet ihrem Kind die Möglichkeit, über Gefühle zu sprechen.
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