Alle unter einem Dach: Pflege von Großeltern und Kindern
Die mittlere Generation steht in einem Mehrgenerationenhaus vor der größten Herausforderung – Kinder, Eltern und Großeltern unter einem Dach. In vielerlei Hinsicht können alle Beteiligten davon profitieren, zwischen Jung und Alt gibt es jedoch auch Konfliktpotenzial.
Generationsunterschiede – Chancen oder Chaos vorprogrammiert?
Zeitgeist, Bräuche, Sitten und Lebensführung sind von Generation zu Generation Wandlungen unterworfen. Entsprechend unterscheiden sich die Ansichten der Erwachsenen bezüglich Lebensführung und Erziehung.
Das kann sich wunderbar ergänzen, jeder kann von den Erfahrungen des anderen profitieren, aber auch Meinungsverschiedenheiten sind möglich. Insbesondere, wenn es um die Haushaltsführung und Erziehungsfragen geht, können die Generationen aneinandergeraten.
Ständige Auseinandersetzungen zehren an den Nerven der Erwachsenen und für Kinder sind klare Regeln und Abläufe wichtig. Sie bekommen von den älteren Generationen Werte übermittelt und orientieren sich an deren Vorbildfunktion. Sind Differenzen, was «richtig» und was «falsch» ist, an der Tagesordnung, führt das bei Kindern zu Verwirrung.
Das Zusammenleben organisieren
Mit mehreren Generationen unter einem Dach zu leben erfordert in allen Bereichen des Miteinanders Absprachen. Toleranz, Akzeptanz und Kompromissbereitschaft sind die wichtigsten Voraussetzungen, dass das Zusammenleben funktioniert.
Eine klare Aufgaben- und Rollenverteilung kann zu einem ausgewogenen Nehmen und Geben führen. Regeln sind wichtig, Sie sollten jedoch nicht stur an Ihnen festhalten. Gelegentlich ist es sinnvoll, sie zu überdenken und in einigen Bereichen anzupassen.
Jeder sollte seine eigenen Ansichten haben und vertreten dürfen, sie aber dem anderen nicht aufdrängen. Unterschiedliche Meinungen gehören zum Leben, sie müssen keine Doktrin, sondern können eine Anregung darstellen.
Kommunikation ist wichtig bei mehreren Generationen unter einem Dach
Setzen Sie sich regelmäßig zusammen und sprechen Sie über alles, was Sie bewegt. So lassen sich Konflikte bereits im Ansatz offenlegen und Kompromisse finden. Offenheit aller Beteiligten vorausgesetzt, kann der Erfahrungsschatz jedes Einzelnen eine Bereicherung sein. Sicher hat die ältere Generation auch lustige Anekdoten zu erzählen, wie einst mit dieser oder jener Situation umgegangen wurde.
Akzeptieren Sie die Schwächen und Eigenheiten jedes Haushaltsmitglieds und versuchen Sie, die jeweiligen Fähigkeiten und Erfahrungen für ein positives Miteinander zu nutzen.
Gegenseitige Hilfe im Alltag
So können beispielsweise die Großeltern tagsüber die Kinder betreuen, während Sie Ihrem Beruf nachgehen, und auch einige Haushaltsarbeiten übernehmen. Im Gegenzug können Sie Einkäufe erledigen und bei Dingen helfen, die älteren Menschen nicht mehr so leicht von der Hand gehen.
Von einem solchen Gefüge profitiert die Sozialkompetenz der Kinder. Sie erleben, wie das Nehmen und Geben funktioniert und wie Probleme gelöst werden können. Für die Eltern bedeutet es eine Erleichterung, die Großeltern vereinsamen nicht, sondern haben vertraute Menschen um sich herum und dürfen Verantwortung übernehmen.
Mittlere Generation als Vermittler
Sicher gibt es auch dann noch Konflikte: Wie viele Süßigkeiten dürfen die Kinder essen, wie viel Fernsehen ist erlaubt, welche Kleidung ist angemessen? Herrscht hier keine Einigkeit oder halten sich nicht alle an getroffene Absprachen, wissen Kinder das schnell auszunutzen – dürfen sie bei einer Person etwas nicht, wenden sie sich an die andere. Auf diese Weise wird eventuelles Konfliktpotenzial noch geschürt.
Die mittlere Generation steht in einem Mehrgenerationenhaus stets vor der größten Herausforderung. Sie muss der älteren und der jüngeren Generation gegenüber ihre Elternrolle klarstellen und vertreten. Weder die eigenen noch die Bedürfnisse und Interessen der anderen dürfen dabei zu kurz kommen.
Klare Absprachen bei mehreren Generationen im Haus notwendig
Eine gesunde Mischung aus Nähe und Distanz ist neben klaren Absprachen förderlich für das Zusammenleben. Dabei ist vor allem auch die Privatsphäre zu respektieren. Niemand sollte einfach in den Wohnraum des anderen eindringen.
Wird zum Beispiel die Küche gemeinsam genutzt, sollte es keine Rolle spielen, auf welche Weise der Haushalt geführt wird. Wichtig ist nicht wie, sondern dass etwas erledigt wird.
Besonders schwierig wird es, wenn die Großeltern pflegebedürftig sind. Erfordert das Zusammenleben mehrerer Generationen ohnehin schon Organisationsgeschick, Fingerspitzengefühl und Kompromissbereitschaft, ist nun die Pflege der Großeltern, die Betreuung der Kinder, die Haushaltsführung und gegebenenfalls der Beruf zu bewältigen.
Umgang mit Pflegebedürftigkeit
Wie die Pflege der älteren Generation organisiert wird, hängt vor allem von deren Gebrechen und dem Alter der Kinder ab. Es ist kaum möglich, 24 Stunden täglich für ein Baby da zu sein und zusätzlich noch ältere, bettlägerige Menschen angemessen zu versorgen. Neben dem Zeit- und Energieaufwand darf der finanzielle Aspekt nicht vernachlässigt werden.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, sich Unterstützung zu holen. Vielleicht leben noch andere Verwandte in der Nähe, die sich zu vereinbarten Zeiten um die pflegebedürftigen Personen kümmern oder im Haushalt helfen. Alternativ bietet es sich an, ausgebildete Pflegekräfte zu beauftragen.
In einigen Fällen kann es sinnvoll sein, den Wohnraum senioren- oder behindertengerecht einzurichten, um gebrechlichen Menschen das alltägliche Leben zumindest teilweise ohne Hilfe zu ermöglichen.
Finanzielle Unterstützung bei pflegebedürftigen Eltern
Bis zu einem gewissen Grad ist jeder verpflichtet, für den Unterhalt der pflegebedürftigen Eltern aufzukommen. Der eigene Lebensstandard darf allerdings darunter nicht leiden. Eine Familie, die eigene Kinder zu versorgen hat, gerät schnell an ihre Grenzen, wenn zusätzlich die ältere Generation zu pflegen ist und die Pflegemaßnahmen auch noch finanziert werden müssen.
Verschiedene ärztlich verordnete Hilfsmittel werden von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen, für bauliche Maßnahmen kann ein Zuschuss bei der Pflegeversicherung beantragt werden. In einigen Gemeinden gibt es Förderprogramme der KfW für Umbaumaßnahmen bei Pflegebedürftigkeit.
Dabei handelt es sich um zinsgünstige Darlehen und die Bezuschussung von Eigeninvestitionen. Nähere Auskunft erteilen die Gemeinden.
Reichen die vorhandenen Mittel und Zuschüsse nicht zur Finanzierung des Lebensunterhalts und der Pflege, besteht außerdem die Möglichkeit, einen Antrag auf Sozialhilfe zu stellen.
Beratungsstellen
Seit Januar 2009 gibt es einen gesetzlich geregelten Anspruch auf kostenlose Pflegeberatung. Qualifizierte Berater finden Sie bei den Pflegekassen und bei den Pflegestützpunkten der Länder. Ob es in Ihrer Umgebung einen solchen gibt, erfahren Sie bei der Pflegekasse.
Die Mitarbeiter sind sowohl in Fragen der Pflege als auch des Sozialrechts versiert. Sie nehmen sich der Belange der Pflegebedürftigen und der Angehörigen an und informieren über das Leistungsangebot.
Ihre Aufgabe ist weiterhin, praktische Tipps zu geben sowie über Finanzierungsmöglichkeiten und die damit verbundenen Formalitäten zu beraten. In einigen Fällen können sie auch vermittelnd einwirken, wenn es Probleme mit anderen Leistungsträgern gibt.
Die eigenen Grenzen beachten
Bei aller Fürsorge ist es wichtig, selbst nicht zu kurz zu kommen. Niemand im gemeinsamen Haushalt hat letztendlich etwas davon, wenn Sie vor Erschöpfung zusammenbrechen.
Prüfen Sie alle Möglichkeiten, Unterstützung zu erhalten. Ein ambulanter Pflegedienst kann ebenso eine Entlastung darstellen wie eine Teilzeit-Pflegekraft, beides kann die Pflegekasse vermitteln.
Eventuell erhalten Sie auch über das Jugendamt Hilfe, wenn Sie der Pflegeaufwand derart auslastet, dass Sie Schwierigkeiten haben, die Kinderbetreuung und den eigenen Haushalt angemessen zu organisieren.