Sind die Rachenmandeln (Adenoide; umgangssprachlich «Polypen») zu groß (Adenoide Konstitution), können sie die Atmung und das Gehör beeinträchtigen. Ist das der Fall, raten viele Ärzte zur operativen Entfernung der Rachenmandeln (Adenotomie), die allerdings nicht immer die Behandlungsmethode der ersten Wahl sein muss.
Wenn es im Nasen-Rachen-Raum zu eng ist
Die umgangsprachliche Bezeichnung «Polypen» führt oft zur namentlichen Verwechslung mit echten (Nasen-) Polypen – hierbei handelt es sich um chronisch entzündete Ausstülpungen der Schleimhaut in den Nasennebenhöhlen oder der Nase die vorallem bei Erwachsenen gelegentlich auftritt.
Wissenswertes zum Thema Polypen
Unsichtbar im Nasen-Rachen-Raum verborgen, befinden sich beim Menschen die Rachenmandeln. Sie bilden gemeinsam mit den sichtbaren Gaumenmandeln eine Art Abwehrring, um Krankheitserreger aus dem Körper fernzuhalten. Die Gewebestruktur der Mandeln gleicht der von Muskeln.
Werden sie häufig beansprucht und ist das Abwehrsystem eines Kindes sehr aktiv, vergrößern sie sich. Trifft das auf die Rachenmandeln im Nasen-Rachen-Raum zu, kann es bei einigen Kindern aufgrund ihrer anatomischen Kopfverhältnisse zu Problemen führen.
Die vergrößerten Rachenmandeln können für die Platzverhältnisse im Kinderkopf zu groß sein. Das Gefühl einer verstopften Nase sowie Behinderung der Ohrbelüftung können die Folge sein, da die Verbindung zwischen Ohrtrompete und Rachen nicht mehr frei ist.
Bei einer fehlenden Ohrbelüftung kann sich Wasser oder Sekret hinter dem Trommelfell sammeln und zu einer sogenannten Schallleitungssschwerhörigkeit führen. Kinder, die davon betroffen sind, hören alles wie unter einer dicken Käseglocke.
Besonders in lauten Umgebungen ist es für sie schwer Stimmen herauszuhören. Die verminderte Hörfähigkeit führt in einigen Fällen auch zu einer schlechteren Sprachentwicklung. Zusätzlich gehen zu große (Rachen-) Mandeln sehr oft mit häufigeren Mittelohrentzündungen und grippalen Infekten einher, da der Rachengang versperrt ist.
Mit dem Kopfwachstum des Kindes verliert sich das ungünstige Platzverhältnis im Nasen-Rachenraum. Dies beginnt jedoch erst mit dem siebten bis achten Lebensjahr. Da bis zu diesem Zeitpunkt die Sprachentwicklung und die Gesundheit des Kindes durch strak vergrößerte «Polypen» stark beeinträchtigt werden können, werden sie oft entfernt.
Sie wachsen jedoch oft in ein bis zwei Jahren wieder nach. Weiterhin setzen viele HNO-Ärzte Paukenröhrchen in die Ohren ein, um die Belüftung des Mittelohres zusätzlich zu fördern. Die kleinen Röhrchen fallen in der Regel innerhalb von sechs bis zwölf Monaten von allein wieder aus.
Schnarchen als Nebenwirkung sehr großer Polypen
Die Behinderung der Nasenatmung durch die «Polypen» führt bei vielen Kinder dazu, dass sie den Mund zum Atmen geöffnet halten und auch nasal sprechen. Die behinderte Atmung führt beim Schlafen auch zum Schnarchen und kann sogar von Atemaussetzern begleitet sein.
Für einige Kinder ist das so störend, dass sie tagsüber unkonzentriert und müde sind. Eine OP bringt oftmals eine starke Verbesserung.
Homöopathie in Verbindung mit schulmedizinischen Therapieformen
Je nachdem, wie sich ein Kind mit zu stark vergrößerten Polypen fühlt, ist es teilweise ratsam vor der Entscheidung für eine OP verschiedene therapeutische Alternativen auszuprobieren. So helfen einigen kleinen Patienten Globuli und andere homöopathische Mittel.
Die Verwendung spezieller, medizinischer Luftballons, die mit der Nase aufgeblasen werden, kann beispielsweise die Ohrbelüftung wieder herstellen. Fragen Sie hierzu auch Ihren Kinderarzt oder HNO-Arzt sowie einen Heilpraktiker oder Homöopathen Ihres Vertrauens.
War die «Polypen»-OP vor einigen Jahren noch die nahezu unumstrittene Therapieform der Wahl, hat sich diese Meinung unter den HNO- und Kinderärzten nach verschiedenen wissenschaftlichen Erhebungen gewandelt.
Leidet ein Kind kaum unter seinen großen Rachenmandeln und hat weniger als drei oder vier Mandel– und Mittelohrentzündungen im Jahr, ist unter Umständen eine «Polypen»-OP vermeidbar.
Eine niederländische Studie zeigt, dass die Entfernung von «Polypen», nicht immer zu weniger Infekten bei Kindern führt. Zwei Jahre nach einer «Polypen»-OP bewegte sich die Erkrankungshäufigkeit an Erkältungen und Streptokokken-Infektionen bei den operierten Kindern auf dem gleichen Niveau wie bei der Untersuchungsgruppe, die nur medikamentös therapiert wurden.
Die Leitung der Studie vermutet, dass bei den nicht operierten Kindern einerseits die zu großen Rachenmandeln Infekte begünstigen. Andererseits führt das Fehlen der Rachenmandeln unter Umständen zu einer geringeren Abwehrreaktion des Körpers und somit wiederum zu Infekten, sodass sich beide Behandlungsmethoden ausgleichen.
Innerhalb der ersten Untersuchungsmonate erkrankten die operierten Kinder allerdings seltener an Infekten als die Kontrollgruppe ohne Polypen OP.
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