Fleisch in der Schwangerschaft » Wieviel ist ok ? Was gilt es zu beachten?

Fleisch in der Schwangerschaft » Wieviel ist ok ? Was gilt es zu beachten?

Dr. Anja Kneller

Anja Kneller ist eine Frauenärztin, die einen gesunden Mittelweg zwischen ganzheitlicher Medizin und Schulmedizin in ihrer Praxis in Berg am Starnberger See verfolgt. Neben ihrer beruflichen Tätigkeit engagiert sie sich in sozialen Projekten…

Alle Beiträge des Experten

Fleisch in der Schwangerschaft » Wieviel ist ok ? Was gilt es zu beachten?

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Worauf Schwangere beim Fleischverzehr achten sollten – Fleisch ist ein wertvoller Lieferant des in der Schwangerschaft besonders wichtigen Vitamin B12. Daneben kann ein Großteil des Eisen– und Proteinbedarfs mit Fleisch gedeckt werden. Der Verzehr birgt allerdings auch Risiken: Rohes Fleisch kann Salmonellen, Listerien und Toxoplasmose-Parasiten enthalten, nicht alle Fleischsorten sind empfehlenswert und ein zu hoher Konsum ist nach Studienerkenntnissen ungesund.


Kein rohes Fleisch in der Schwangerschaft

Essen Sie während der Schwangerschaft Fleisch, sollte dieses stets gut durchgegart oder -gebraten sein. Insbesondere bei Geflügelfleisch ist auf eine sorgfältige Zubereitung zu achten. So ist gewährleistet, dass eventuelle Salmonellen oder Parasiten abgetötet werden.

Auf rohes Mett, Tatar, geräucherten Parmaschinken, Salami und blutiges Steak sollten Sie grundsätzlich verzichten. Im Umgang mit Fleischprodukten ist eine sorgfältige Hygiene wichtig: Achten Sie darauf, dass die rohen Produkte und deren Saft nicht mit anderen Lebensmitteln in Berührung kommen, verwenden Sie gesondertes Geschirr für die Zubereitung und reinigen Sie anschließend dieses sowie die genutzten Küchengeräte und Ihre Hände sorgfältig.

Salmonellenvergiftung in der Schwangerschaft

Salmonellen können zu einer Lebensmittelvergiftung führen. Diese äußert sich in Kopf- und Bauchschmerzen, Durchfall, Erbrechen und oft auch leichtem Fieber. In der Schwangerschaft ist das besonders unangenehm, denn das Immunsystem der werdenden Mutter ist ohnehin geschwächt und wird durch eine Salmonellenvergiftung noch mehr belastet. Daneben leidet der Kreislauf unter der durch Durchfall und Erbrechen ausgelösten Dehydrierung.

Dem Ungeborenen schadet eine Salmonellenvergiftung nicht direkt. Der Zustand der Mutter sollte jedoch durch ärztliche Behandlungsmaßnahmen schnellstmöglich stabilisiert werden, wenn sich die obigen Symptome zeigen.

Toxoplasmose-Infektion

Wie andere Lebensmittel kann auch Fleisch Parasiten enthalten, die die Infektionskrankheit Toxoplasmose auslösen. Üblicherweise bemerken Erwachsene eine Infektion gar nicht oder leiden lediglich unter leichten Grippe-Symptomen. In der Schwangerschaft sind die Folgen drastischer, denn das Ungeborene kann schwer geschädigt werden. Haben Sie sich bereits vor der Schwangerschaft einmal mit Toxoplasmose infiziert, besteht kein Risiko, denn anschließend ist der Körper immun. Ein Bluttest kann im Zweifel Aufschluss geben.

Andernfalls sollten Sie besonders sorgfältig mit rohen Fleischprodukten umgehen. Im Falle einer Infektion kommt das Ungeborene über die Plazenta mit dem Parasiten in Berührung, was zu schweren körperlichen und geistigen Behinderungen führen kann. Das größte Risiko besteht bei einer Infektion im ersten Schwangerschaftsdrittel, schlimmstenfalls droht eine Fehlgeburt.

Fleisch in der Schwangerschaft

Vorsicht bei Leber

Sofern Sie die genannten Kriterien beachten, müssen Sie auf Fleisch nicht verzichten. Bei Leber sollten Sie jedoch unabhängig davon, ob sie vollständig durchgegart ist, Vorsicht walten lassen: In Leber ist Vitamin A enthalten. Dieses ist zwar unter anderem wichtig für die Zellbildung und die Entwicklung der Sehkraft, zu viel Vitamin A kann jedoch zu Wachstumsstörungen und Missbildungen beim Ungeborenen führen. Dies ist vor allem im ersten Drittel der Schwangerschaft der Fall.

Ernährungsexperten empfehlen daher, während der ersten 12 Wochen der Schwangerschaft auf Leber zu verzichten, dazu zählen auch Produkte wie Leberkäse (wenn wirklich Leber enthalten ist), Leberwurst und Leberpastete. Danach ist gegen einen moderaten Konsum nichts einzuwenden.

Fleischverzicht während der Schwangerschaft

Leben Sie vegetarisch oder vegan oder möchten aus anderen Gründen während der Schwangerschaft völlig auf Fleisch verzichten? Nach Ansicht amerikanischer Ernährungswissenschaftler ist das kein Problem, sofern der erhöhte Nährstoffbedarf anderweitig gedeckt wird. So kann der Verzehr von Sojaprodukten die Proteinversorgung sichern, wichtige Vitamine, Mineralien und Spurenelemente können über Nahrungsergänzungsmittel zugeführt werden. Dies betrifft vor allem Vitamin B12, Folat (Folsäure), Jod und Eisen.

Da Eisen aus Gemüse und Obst schlechter verwertet werden kann als das insbesondere in rotem Fleisch enthaltene, benötigt der Körper außerdem ausreichend Vitamin C, um die Aufnahme zu verbessern. Bei einem Fleischverzicht während der Schwangerschaft sollten Sie sich regelmäßig auf eventuelle Mangelerscheinungen untersuchen lassen, denn ein Nährstoffmangel kann körperliche und geistige Entwicklungsstörungen beim Ungeborenen zur Folge haben. Ferner kann die Leber auch mit Schadstoffen belastet sein.

Risiken bei zu hohem Fleischkonsum

Im Jahr 2007 veröffentlichte die University of Southampton die Ergebnisse einer Studie, die sich mit der Stressanfälligkeit von Kindern befasste, deren Mütter während der Schwangerschaft einen verhältnismäßig hohen Fleischkonsum hatten. Dieser wurde häufig in den 60er Jahren empfohlen, um mit einer besonders proteinreichen Ernährung der mit Bluthochdruck, Ödemen und Proteinurie einhergehenden Präeklampsie vorzubeugen. Dabei handelt es sich um eine Schwangerschaftskomplikation, die das Risiko einer Frühgeburt birgt. Die inzwischen erwachsenen Kinder wurden auf ihre Stressanfälligkeit untersucht und bei allen wurde ein erhöhter Cortisolspiegel festgestellt, der zu einer niedrigen Stresstoleranz führt.

In einer anderen Studie untersuchten amerikanische Wissenschaftler den Zusammenhang zwischen Fleischkonsum und Schwangerschaftsdiabetes. Die Ergebnisse der als «Nurses Health Study II» bezeichneten Untersuchungen wurden 2013 veröffentlicht: Das Risiko eines Schwangerschaftsdiabetes steigt mit der Aufnahme tierischer Proteine, insbesondere aus roten Fleischsorten.

Aufgrund derartiger Erkenntnisse empfehlen Wissenschaftler zwar den Fleischkonsum während der Schwangerschaft, um den Nährstoffbedarf von Mutter und Kind zu decken, raten jedoch zugleich zu einer abwechslungsreichen, ausgewogenen Ernährung, die auch Fisch, Vollkornprodukte und proteinhaltige Pflanzenkost umfasst.

Fleisch während der Schwangerschaft – Nutzen und Risiken:

  • wichtig für die Vitamin B12-Versorgung
  • deckt einen Großteil des Eisenbedarfs
  • sichert die Eiweißversorgung
  • rohes Fleisch kann zu Salmonellenvergiftung, Listeriose und Toxoplasmose führen
  • Leber enthält zu viel Vitamin A
  • zu hoher Fleischkonsum begünstigt Schwangerschaftsdiabetes
  • Stressanfälligkeit der Kinder steigt mit der Aufnahme tierischer Proteine durch die Mutter in der Schwangerschaft

© AnnaMoskvina – Fotolia.com

Tipps von Gynäkologin Dr. Anja Kneller

Verzichten Sie wenn möglich auf verarbeitete Fleisch- und Wurstprodukte, da diese in den meisten Fällen beispielsweise viel Fett und Pökelsalze enthalten. Setzen Sie bei Fleischkonsum eher auf Schinken und fettarmes Muskelfleisch.

Arztgeprüft

Dieser Artikel wurde von unserem Expertenteam geprüft.

Unsere Ratgeber:

Worauf Schwangere beim Fleischverzehr achten sollten – Fleisch ist ein wertvoller Lieferant des in der Schwangerschaft besonders wichtigen Vitamin B12. Daneben kann ein Großteil des Eisen– und Proteinbedarfs mit Fleisch gedeckt werden. Der Verzehr birgt allerdings auch Risiken: Rohes Fleisch kann Salmonellen, Listerien und Toxoplasmose-Parasiten enthalten, nicht alle Fleischsorten sind empfehlenswert und ein zu hoher Konsum ist nach Studienerkenntnissen ungesund.


Kein rohes Fleisch in der Schwangerschaft

Essen Sie während der Schwangerschaft Fleisch, sollte dieses stets gut durchgegart oder -gebraten sein. Insbesondere bei Geflügelfleisch ist auf eine sorgfältige Zubereitung zu achten. So ist gewährleistet, dass eventuelle Salmonellen oder Parasiten abgetötet werden.

Auf rohes Mett, Tatar, geräucherten Parmaschinken, Salami und blutiges Steak sollten Sie grundsätzlich verzichten. Im Umgang mit Fleischprodukten ist eine sorgfältige Hygiene wichtig: Achten Sie darauf, dass die rohen Produkte und deren Saft nicht mit anderen Lebensmitteln in Berührung kommen, verwenden Sie gesondertes Geschirr für die Zubereitung und reinigen Sie anschließend dieses sowie die genutzten Küchengeräte und Ihre Hände sorgfältig.

Salmonellenvergiftung in der Schwangerschaft

Salmonellen können zu einer Lebensmittelvergiftung führen. Diese äußert sich in Kopf- und Bauchschmerzen, Durchfall, Erbrechen und oft auch leichtem Fieber. In der Schwangerschaft ist das besonders unangenehm, denn das Immunsystem der werdenden Mutter ist ohnehin geschwächt und wird durch eine Salmonellenvergiftung noch mehr belastet. Daneben leidet der Kreislauf unter der durch Durchfall und Erbrechen ausgelösten Dehydrierung.

Dem Ungeborenen schadet eine Salmonellenvergiftung nicht direkt. Der Zustand der Mutter sollte jedoch durch ärztliche Behandlungsmaßnahmen schnellstmöglich stabilisiert werden, wenn sich die obigen Symptome zeigen.

Toxoplasmose-Infektion

Wie andere Lebensmittel kann auch Fleisch Parasiten enthalten, die die Infektionskrankheit Toxoplasmose auslösen. Üblicherweise bemerken Erwachsene eine Infektion gar nicht oder leiden lediglich unter leichten Grippe-Symptomen. In der Schwangerschaft sind die Folgen drastischer, denn das Ungeborene kann schwer geschädigt werden. Haben Sie sich bereits vor der Schwangerschaft einmal mit Toxoplasmose infiziert, besteht kein Risiko, denn anschließend ist der Körper immun. Ein Bluttest kann im Zweifel Aufschluss geben.

Andernfalls sollten Sie besonders sorgfältig mit rohen Fleischprodukten umgehen. Im Falle einer Infektion kommt das Ungeborene über die Plazenta mit dem Parasiten in Berührung, was zu schweren körperlichen und geistigen Behinderungen führen kann. Das größte Risiko besteht bei einer Infektion im ersten Schwangerschaftsdrittel, schlimmstenfalls droht eine Fehlgeburt.

Fleisch in der Schwangerschaft

Vorsicht bei Leber

Sofern Sie die genannten Kriterien beachten, müssen Sie auf Fleisch nicht verzichten. Bei Leber sollten Sie jedoch unabhängig davon, ob sie vollständig durchgegart ist, Vorsicht walten lassen: In Leber ist Vitamin A enthalten. Dieses ist zwar unter anderem wichtig für die Zellbildung und die Entwicklung der Sehkraft, zu viel Vitamin A kann jedoch zu Wachstumsstörungen und Missbildungen beim Ungeborenen führen. Dies ist vor allem im ersten Drittel der Schwangerschaft der Fall.

Ernährungsexperten empfehlen daher, während der ersten 12 Wochen der Schwangerschaft auf Leber zu verzichten, dazu zählen auch Produkte wie Leberkäse (wenn wirklich Leber enthalten ist), Leberwurst und Leberpastete. Danach ist gegen einen moderaten Konsum nichts einzuwenden.

Fleischverzicht während der Schwangerschaft

Leben Sie vegetarisch oder vegan oder möchten aus anderen Gründen während der Schwangerschaft völlig auf Fleisch verzichten? Nach Ansicht amerikanischer Ernährungswissenschaftler ist das kein Problem, sofern der erhöhte Nährstoffbedarf anderweitig gedeckt wird. So kann der Verzehr von Sojaprodukten die Proteinversorgung sichern, wichtige Vitamine, Mineralien und Spurenelemente können über Nahrungsergänzungsmittel zugeführt werden. Dies betrifft vor allem Vitamin B12, Folat (Folsäure), Jod und Eisen.

Da Eisen aus Gemüse und Obst schlechter verwertet werden kann als das insbesondere in rotem Fleisch enthaltene, benötigt der Körper außerdem ausreichend Vitamin C, um die Aufnahme zu verbessern. Bei einem Fleischverzicht während der Schwangerschaft sollten Sie sich regelmäßig auf eventuelle Mangelerscheinungen untersuchen lassen, denn ein Nährstoffmangel kann körperliche und geistige Entwicklungsstörungen beim Ungeborenen zur Folge haben. Ferner kann die Leber auch mit Schadstoffen belastet sein.

Risiken bei zu hohem Fleischkonsum

Im Jahr 2007 veröffentlichte die University of Southampton die Ergebnisse einer Studie, die sich mit der Stressanfälligkeit von Kindern befasste, deren Mütter während der Schwangerschaft einen verhältnismäßig hohen Fleischkonsum hatten. Dieser wurde häufig in den 60er Jahren empfohlen, um mit einer besonders proteinreichen Ernährung der mit Bluthochdruck, Ödemen und Proteinurie einhergehenden Präeklampsie vorzubeugen. Dabei handelt es sich um eine Schwangerschaftskomplikation, die das Risiko einer Frühgeburt birgt. Die inzwischen erwachsenen Kinder wurden auf ihre Stressanfälligkeit untersucht und bei allen wurde ein erhöhter Cortisolspiegel festgestellt, der zu einer niedrigen Stresstoleranz führt.

In einer anderen Studie untersuchten amerikanische Wissenschaftler den Zusammenhang zwischen Fleischkonsum und Schwangerschaftsdiabetes. Die Ergebnisse der als «Nurses Health Study II» bezeichneten Untersuchungen wurden 2013 veröffentlicht: Das Risiko eines Schwangerschaftsdiabetes steigt mit der Aufnahme tierischer Proteine, insbesondere aus roten Fleischsorten.

Aufgrund derartiger Erkenntnisse empfehlen Wissenschaftler zwar den Fleischkonsum während der Schwangerschaft, um den Nährstoffbedarf von Mutter und Kind zu decken, raten jedoch zugleich zu einer abwechslungsreichen, ausgewogenen Ernährung, die auch Fisch, Vollkornprodukte und proteinhaltige Pflanzenkost umfasst.

Fleisch während der Schwangerschaft – Nutzen und Risiken:

  • wichtig für die Vitamin B12-Versorgung
  • deckt einen Großteil des Eisenbedarfs
  • sichert die Eiweißversorgung
  • rohes Fleisch kann zu Salmonellenvergiftung, Listeriose und Toxoplasmose führen
  • Leber enthält zu viel Vitamin A
  • zu hoher Fleischkonsum begünstigt Schwangerschaftsdiabetes
  • Stressanfälligkeit der Kinder steigt mit der Aufnahme tierischer Proteine durch die Mutter in der Schwangerschaft

© AnnaMoskvina – Fotolia.com

Tipps von Gynäkologin Dr. Anja Kneller

Verzichten Sie wenn möglich auf verarbeitete Fleisch- und Wurstprodukte, da diese in den meisten Fällen beispielsweise viel Fett und Pökelsalze enthalten. Setzen Sie bei Fleischkonsum eher auf Schinken und fettarmes Muskelfleisch.

Arztgeprüft

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