Rhesusunverträglichkeit » Rh-negativ & Rh-positiv

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Dr. Verena Breitenbach

Die Autorin, Dr. Verena Breitenbach, ist eine ganzheitliche Frauenärztin mit internationalem Studium und breiter Ausbildung in Naturheilkunde, Psychosomatik, Onkologie und mehr…

Alle Beiträge des Experten

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Kinder können von ihren Eltern beide Rhesus-Varianten erben – Die moderne Medizin und eine umfassende Schwangerschaftsvorsorge haben mittlerweile dafür gesorgt, dass die Folgen einer Rhesusunverträglichkeit in der klinischen Praxis heute nur selten eine Rolle spielen.


Was ist eine Rhesusunverträglichkeit?

Der sogenannte Rhesusfaktor besteht aus speziellen Eiweißen, die sich auf den Zellmembranen der roten Blutkörperchen befinden. In unseren Breiten besitzen rund 85 Prozent aller Menschen dieses Blutgruppenmerkmal, sind also Rhesus (Rh)-positiv. Bei den restlichen 15 Prozent fehlt der Rhesusfaktor – sie sind Rh-negativ.

Tipp: Viele Maßnahmen der pränatalen Diagnostik sind noch bis zum Ende der 14. SSW möglich

Eine Rhesusunverträglichkeit kann entstehen, wenn eine Rh-negative Mutter erstmals mit einem Rh-positiven Baby schwanger ist. Falls das Blut des Kindes in den Blutkreislauf der Mutter eindringt, bildet diese dagegen Antikörper aus. Zu einem direkten Blutkontakt zwischen Mutter und Kind kommt es beispielsweise bei der Geburt, durch Schwangerschaftsabbrüche, Fehlgeburten, Mikroblutungen der Plazenta oder operative Eingriffe am Uterus.

Während ihrer ersten Schwangerschaft bilden nur etwa 1,5 Prozent aller Rh-negativen Frauen Rhesus-Antikörper. Gefährlich für das erste Kind ist eine Rhesusunverträglichkeit in der Regel nicht, da die Zahl der Antikörper zunächst gering ist und nur langsam ansteigt. Jedoch wird das Immunsystem der Mutter dauerhaft für Abwehrreaktionen gegen den Rhesusfaktor sensibilisiert.

Bei erneutem Blutkontakt mit einem Rh-positiven Baby in einer Folgeschwangerschaft können Rhesus-Antikörper daher sehr schnell und in großer Zahl gebildet werden.

Wie häufig ist eine Rhesusunverträglichkeit?

Die Kinder einer Rh-negativen Mutter und eines Rh-positiven Vaters können von ihren Eltern beide Rhesus-Varianten erben – Rh-positiv ist etwa jedes zehnte Kind aus diesen Partnerschaften. Bei einem Anteil von 15 Prozent Rh-negativer Menschen an der Gesamtbevölkerung ist eine Rhesusunverträglichkeit also alles andere als häufig.

Hinzu kommt, dass die Konstellation «Rh-negative Mutter – Rh-positives Kind» nicht zwangsläufig die Bildung von Rhesus-Antikörpern im Blut der Mutter nach sich zieht. Zum einen gehört die Bestimmung des Rhesusfaktors der Mutter mittels Bluttest zu den Standarduntersuchungen in der Schwangerschaft.

Falls die Mutter Rh-negativ getestet wird, folgen darauf Antikörpersuchtests und ab der 28. Schwangerschaftswoche eine medikamentöse Rhesus-Prophylaxe. Zum anderen ist die Wahrscheinlichkeit eines direkten Blutkontaktes zwischen Mutter und Kind bei intakter Plazentaschranke relativ gering.

Welche Symptome verursacht eine Rhesusunverträglichkeit?

Eine unbehandelte Rhesusunverträglichkeit mit Antikörperbildung kann in nachfolgenden Schwangerschaften zu einer Reihe von Symptomen und Gesundheitsstörungen des Babys führen. Die häufigste Folge der Antikörper-Attacken gegen die roten Blutkörperchen des Kindes besteht in einer Blutarmut (Anämie).

Da der kindliche Organismus darauf mit verstärkter Blutbildung reagiert, können auch Leber und Milz vergrößert sein. Die vergrößerten Organe drücken auf die Blutgefäße, hierdurch sowie durch die Überlastung der Leber kann es zu Wassereinlagerungen kommen. Durch die Zerstörung der roten Blutkörperchen gelangt außerdem viel Bilirubin – ein Abbauprodukt des Hämoglobins, das dem Blut seine rote Farbe gibt – in das Blut des Kindes.

Als Folge kommen solche Babys mit einer Gelbsucht auf die Welt. Eine stark ausgeprägte Rhesusunverträglichkeit kann jedoch auch zu Wassereinlagerungen im gesamten Körper, zu Organ- und Hirnschädigungen und im ungünstigsten Fall zum Tod des ungeborenen Kindes führen.

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

Mit solchen schweren Folgen einer Rhesusunverträglichkeit ist heute jedoch kaum zu rechnen. Falls sich im Blut der Mutter bereits Rhesus-Antikörper finden, es also zu spät für eine entsprechende Prophylaxe ist, wird der Arzt die Schwangerschaft und das Befinden des Kindes sehr engmaschig überwachen.

Unter anderem kontrolliert er regelmäßig, wieviel Bilirubin im Fruchtwasser enthalten ist und prüft mittels Ultraschall, ob sich Vergrößerungen von Milz und Leber zeigen. Nach der Geburt ermittelt der Arzt durch die Untersuchung des Nabelschnurblutes, ob das Baby blutarm ist.

Bei leichten Formen einer Rhesusunverträglichkeit reicht es meist aus, wenn das Kind unmittelbar nach der Geburt eine Lichttherapie erhält: Um die Aufspaltung der Bilirubin-Moleküle und deren Ausscheidung zu unterstützen, wird es mit blauem Licht bestrahlt. Bei schweren Unverträglichkeitsreaktionen sind Bluttransfusionen erforderlich, die auch während der Schwangerschaft gegeben werden können.

Wie funktioniert eine Rhesus-Prophylaxe?

Um das Entstehen einer Rhesusunverträglichkeit – also die Bildung von Rhesus-Antikörpern – zu verhindern, erhalten alle Rh-negativen Frauen während und gegebenenfalls nach der Schwangerschaft eine Rhesus-Prophylaxe durch die Injektion mit Anti-D-Immunoglobulinen. Voraussetzung dafür ist, dass im Blut der Mutter noch keine Rhesus-Antikörper vorhanden sind.

Die Anti-D-Prophylaxe wird allen Rh-negativen Müttern in der 28. sowie in der 40. Schwangerschaftswoche – also unmittelbar vor der Geburt – angeboten. Frauen, die während ihrer Schwangerschaft unter stärkeren Blutungen leiden oder bei denen ihr Arzt andere Gründe für eine intensivere Prophylaxe sieht, werden die Injektionen ab der 28. Schwangerschaftswoche alle sechs Wochen wiederholt.

Unmittelbar nach der Geburt des Babys wird aus der Nabelschnur eine Blutprobe entnommen, um seine Blutgruppe und den Rhesusfaktor zu bestimmen. Falls es Rh-positiv ist, erhält die Mutter innerhalb von 72 Stunden nach der Geburt eine weitere Gabe von Anti-D-Immunoglobulinen.

Auch bei Vorliegen anderer Risikofaktoren, die einen direkten Blutkontakt zwischen Mutter und Kind bewirken können, ist Rh-negativen Frauen eine solche Prophylaxe zu empfehlen.

Fazit

  • Eine Rhesusunverträglichkeit kann entstehen, wenn eine Rh-negative Mutter ein Rh-positives Kind zur Welt bringt.
  • Voraussetzung dafür ist, dass die roten Blutkörperchen des Kindes in den mütterlichen Blutkreislauf gelangen. Das Immunsystem der Mutter bildet dann dagegen Antikörper aus, was in einer Folgeschwangerschaft zu starken Unverträglichkeitsreaktionen führen kann.
  • Eine Rhesusunverträglichkeit ist heute gut behandelbar, in Frage kommen dafür eine Lichttherapie des Neugeborenen oder Bluttransfusionen, die dem Baby auch schon während der Schwangerschaft gegeben werden können.
  • Rh-negativen Müttern wird ab der 28. Schwangerschaftswoche und nach der Geburt eine Rhesus-Prophylaxe mit Anti-D-Immunoglobulinen angeboten, um die Bildung von Antikörpern zu verhindern.
Tipp von Gynäkologin Dr. Verena Breitenbach
  • Es kommt heute in den westlichen Ländern kaum mehr zu einer wirklichen Erkrankung. Es sind aber auch deswegen regelmäßige Arztbesuche in der Schwangerschaft nötig.
Arztgeprüft

Dieser Artikel wurde von unserem Expertenteam geprüft.

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Was ist eine Rhesusunverträglichkeit?

Der sogenannte Rhesusfaktor besteht aus speziellen Eiweißen, die sich auf den Zellmembranen der roten Blutkörperchen befinden. In unseren Breiten besitzen rund 85 Prozent aller Menschen dieses Blutgruppenmerkmal, sind also Rhesus (Rh)-positiv. Bei den restlichen 15 Prozent fehlt der Rhesusfaktor – sie sind Rh-negativ.

Tipp: Viele Maßnahmen der pränatalen Diagnostik sind noch bis zum Ende der 14. SSW möglich

Eine Rhesusunverträglichkeit kann entstehen, wenn eine Rh-negative Mutter erstmals mit einem Rh-positiven Baby schwanger ist. Falls das Blut des Kindes in den Blutkreislauf der Mutter eindringt, bildet diese dagegen Antikörper aus. Zu einem direkten Blutkontakt zwischen Mutter und Kind kommt es beispielsweise bei der Geburt, durch Schwangerschaftsabbrüche, Fehlgeburten, Mikroblutungen der Plazenta oder operative Eingriffe am Uterus.

Während ihrer ersten Schwangerschaft bilden nur etwa 1,5 Prozent aller Rh-negativen Frauen Rhesus-Antikörper. Gefährlich für das erste Kind ist eine Rhesusunverträglichkeit in der Regel nicht, da die Zahl der Antikörper zunächst gering ist und nur langsam ansteigt. Jedoch wird das Immunsystem der Mutter dauerhaft für Abwehrreaktionen gegen den Rhesusfaktor sensibilisiert.

Bei erneutem Blutkontakt mit einem Rh-positiven Baby in einer Folgeschwangerschaft können Rhesus-Antikörper daher sehr schnell und in großer Zahl gebildet werden.

Wie häufig ist eine Rhesusunverträglichkeit?

Die Kinder einer Rh-negativen Mutter und eines Rh-positiven Vaters können von ihren Eltern beide Rhesus-Varianten erben – Rh-positiv ist etwa jedes zehnte Kind aus diesen Partnerschaften. Bei einem Anteil von 15 Prozent Rh-negativer Menschen an der Gesamtbevölkerung ist eine Rhesusunverträglichkeit also alles andere als häufig.

Hinzu kommt, dass die Konstellation «Rh-negative Mutter – Rh-positives Kind» nicht zwangsläufig die Bildung von Rhesus-Antikörpern im Blut der Mutter nach sich zieht. Zum einen gehört die Bestimmung des Rhesusfaktors der Mutter mittels Bluttest zu den Standarduntersuchungen in der Schwangerschaft.

Falls die Mutter Rh-negativ getestet wird, folgen darauf Antikörpersuchtests und ab der 28. Schwangerschaftswoche eine medikamentöse Rhesus-Prophylaxe. Zum anderen ist die Wahrscheinlichkeit eines direkten Blutkontaktes zwischen Mutter und Kind bei intakter Plazentaschranke relativ gering.

Welche Symptome verursacht eine Rhesusunverträglichkeit?

Eine unbehandelte Rhesusunverträglichkeit mit Antikörperbildung kann in nachfolgenden Schwangerschaften zu einer Reihe von Symptomen und Gesundheitsstörungen des Babys führen. Die häufigste Folge der Antikörper-Attacken gegen die roten Blutkörperchen des Kindes besteht in einer Blutarmut (Anämie).

Da der kindliche Organismus darauf mit verstärkter Blutbildung reagiert, können auch Leber und Milz vergrößert sein. Die vergrößerten Organe drücken auf die Blutgefäße, hierdurch sowie durch die Überlastung der Leber kann es zu Wassereinlagerungen kommen. Durch die Zerstörung der roten Blutkörperchen gelangt außerdem viel Bilirubin – ein Abbauprodukt des Hämoglobins, das dem Blut seine rote Farbe gibt – in das Blut des Kindes.

Als Folge kommen solche Babys mit einer Gelbsucht auf die Welt. Eine stark ausgeprägte Rhesusunverträglichkeit kann jedoch auch zu Wassereinlagerungen im gesamten Körper, zu Organ- und Hirnschädigungen und im ungünstigsten Fall zum Tod des ungeborenen Kindes führen.

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

Mit solchen schweren Folgen einer Rhesusunverträglichkeit ist heute jedoch kaum zu rechnen. Falls sich im Blut der Mutter bereits Rhesus-Antikörper finden, es also zu spät für eine entsprechende Prophylaxe ist, wird der Arzt die Schwangerschaft und das Befinden des Kindes sehr engmaschig überwachen.

Unter anderem kontrolliert er regelmäßig, wieviel Bilirubin im Fruchtwasser enthalten ist und prüft mittels Ultraschall, ob sich Vergrößerungen von Milz und Leber zeigen. Nach der Geburt ermittelt der Arzt durch die Untersuchung des Nabelschnurblutes, ob das Baby blutarm ist.

Bei leichten Formen einer Rhesusunverträglichkeit reicht es meist aus, wenn das Kind unmittelbar nach der Geburt eine Lichttherapie erhält: Um die Aufspaltung der Bilirubin-Moleküle und deren Ausscheidung zu unterstützen, wird es mit blauem Licht bestrahlt. Bei schweren Unverträglichkeitsreaktionen sind Bluttransfusionen erforderlich, die auch während der Schwangerschaft gegeben werden können.

Wie funktioniert eine Rhesus-Prophylaxe?

Um das Entstehen einer Rhesusunverträglichkeit – also die Bildung von Rhesus-Antikörpern – zu verhindern, erhalten alle Rh-negativen Frauen während und gegebenenfalls nach der Schwangerschaft eine Rhesus-Prophylaxe durch die Injektion mit Anti-D-Immunoglobulinen. Voraussetzung dafür ist, dass im Blut der Mutter noch keine Rhesus-Antikörper vorhanden sind.

Die Anti-D-Prophylaxe wird allen Rh-negativen Müttern in der 28. sowie in der 40. Schwangerschaftswoche – also unmittelbar vor der Geburt – angeboten. Frauen, die während ihrer Schwangerschaft unter stärkeren Blutungen leiden oder bei denen ihr Arzt andere Gründe für eine intensivere Prophylaxe sieht, werden die Injektionen ab der 28. Schwangerschaftswoche alle sechs Wochen wiederholt.

Unmittelbar nach der Geburt des Babys wird aus der Nabelschnur eine Blutprobe entnommen, um seine Blutgruppe und den Rhesusfaktor zu bestimmen. Falls es Rh-positiv ist, erhält die Mutter innerhalb von 72 Stunden nach der Geburt eine weitere Gabe von Anti-D-Immunoglobulinen.

Auch bei Vorliegen anderer Risikofaktoren, die einen direkten Blutkontakt zwischen Mutter und Kind bewirken können, ist Rh-negativen Frauen eine solche Prophylaxe zu empfehlen.

Fazit

  • Eine Rhesusunverträglichkeit kann entstehen, wenn eine Rh-negative Mutter ein Rh-positives Kind zur Welt bringt.
  • Voraussetzung dafür ist, dass die roten Blutkörperchen des Kindes in den mütterlichen Blutkreislauf gelangen. Das Immunsystem der Mutter bildet dann dagegen Antikörper aus, was in einer Folgeschwangerschaft zu starken Unverträglichkeitsreaktionen führen kann.
  • Eine Rhesusunverträglichkeit ist heute gut behandelbar, in Frage kommen dafür eine Lichttherapie des Neugeborenen oder Bluttransfusionen, die dem Baby auch schon während der Schwangerschaft gegeben werden können.
  • Rh-negativen Müttern wird ab der 28. Schwangerschaftswoche und nach der Geburt eine Rhesus-Prophylaxe mit Anti-D-Immunoglobulinen angeboten, um die Bildung von Antikörpern zu verhindern.
Tipp von Gynäkologin Dr. Verena Breitenbach
  • Es kommt heute in den westlichen Ländern kaum mehr zu einer wirklichen Erkrankung. Es sind aber auch deswegen regelmäßige Arztbesuche in der Schwangerschaft nötig.
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