Pflanzliche Arzneimittel und Kräuter stabilisieren Ihren Zyklus – Alternative Methoden können die Erfüllung des Kinderwunsches wirksam unterstützen. Interessant werden sie für viele Paare vor allem dann, wenn es mit dem Schwangerwerden nicht auf Anhieb klappt.
Manchmal will es einfach nicht klappen…
Zwar belegen medizinische Statistiken, dass etwa 85 Prozent aller Frauen, die sich ein Baby wünschen, innerhalb von zwei Jahren ohne medizinische Einflussnahme schwanger werden – trotzdem steht für die meisten Paare nach spätestens einem Jahr erfolgloser Versuche die Frage nach einer möglichen Unfruchtbarkeit im Raum.
Vor der Entscheidung für eine reproduktionsmedizinische Behandlung – und die Belastungen, die diese mit sich bringt – kann es sinnvoll sein, auszuprobieren, ob stattdessen auch natürliche und ganzheitliche Verfahren helfen. Darüber hinaus sind alternative Methoden, die das Schwanger-werden unterstützen, im Vorfeld einer Schwangerschaft empfehlenswert.
Sie zielen nicht auf eine «Schwangerschaft um jeden Preis», sondern auf einen gesunden, starken Körper und oft auch auf eine positive innere Balance – also auf möglichst optimale Voraussetzungen für das Entstehen neuen Lebens.
Phytotherapien bei Kinderwunsch
Heilkräuter und damit Phytotherapien werden seit Jahrtausenden verwendet. Heute unterteilt sich die Kräutermedizin in eine traditionelle und eine rationale Richtung – letztere beruht nicht nur auf traditionellem Wissen und Erfahrungswerden, sondern verwendet Heilpflanzen und ihre Wirkstoffe auf der Schnittstelle von Naturheilkunde und moderner Schulmedizin.
Viele Ärzte verfügen heute über entsprechendes Wissen – falls Ihr Frauenarzt dazugehört, wird er Ihnen möglicherweise bei bisher unerfülltem Kinderwunsch auch zu unterstützenden pflanzlichen Medikamenten raten.
Auf die Fruchtbarkeit können viele Heilkräuter unterstützend, indem sie die Hormonproduktion des Körpers regulieren und den weiblichen Zyklus stabilisieren:
Östrogenhaltige Pflanzen und pflanzliche Präparate entfalten ihre Wirksamkeit in der ersten Zyklushälfte, indem sie die Eireifung und den Eisprung durch die Zufuhr von Östrogenen (weiblichen Sexualhormonen) unterstützen – bei einem Östrogenmangel findet kein Eisprung statt.
In der Phytotherapie kommt für die Östrogen-Stimulation beispielsweise chinesische Engelwurz zum Einsatz. Östrogenhaltige Pflanzen, die Sie selbst als Tee, Kräuterzusatz oder Gewürz verwenden können, sind unter anderem Hagebutten, Holunderblüten, Koriander, Salbei, Beifuß, Basilikum, Melisse sowie Rosmarin.
In der zweiten Zyklushälfte sorgt das Gelbkörperhormon Progesteron dafür, dass die Gebärmutterschleimhaut optimal auf die Einnistung der befruchteten Eizelle vorbereitet wird. Aus einem Progesteronmangel können Einnistungsprobleme resultieren, oft führt er zu einer verkürzten zweiten Zyklushälfte.
Pflanzliche Mittel, um einem Progesteronmangel vorzubeugen, sind beispielsweise Mönchspfeffer, Wilde Yamswurzel, Schafgarbe, Brennnesselblättern und Frauenmantel. Dank verschiedener wissenschaftlicher Studien ist Mönchspfeffer heute eine der wichtigsten Heilpflanzen für die Hormon- und Zyklusregulierung.
Daneben senkt Mönchspfeffer die Ausschüttung des Hormons Prolaktin im Organismus und kompensiert damit die fruchtbarkeitshemmenden Auswirkungen von Dauerstress: Bei starker Stressbelastung wirkt die Natur durch die Ausschüttung großer Mengen Prolaktin oft einer Schwangerschaft entgegen.
Kinderwunschtee – zwei unterschiedliche Kräutermischungen für Ihren Zyklus
Auf Basis dieses Wissens haben Hebammen einen sogenannten Zyklus- oder Kinderwunschtee entwickelt. Sie können ihn zur Selbstbehandlung verwenden, sollten aber zur Sicherheit auch Ihren Frauenarzt danach fragen, ob der Tee für Sie geeignet ist.
Sobald Sie vermuten, dass Sie schwanger sind, sollten Sie die Einnahme beenden, da manche Heilpflanzen während der Schwangerschaft nicht genommen werden dürfen. Der Kinderwunschtee besteht aus zwei unterschiedlichen Kräutermischungen für die erste und zweite Zyklushälfte – beide sollen Ihren Zyklus, Ihre Fruchtbarkeit, den Energiehaushalt sowie Ihre Stimmung stabilisieren.
Die erste Teemischung liefert Östrogen, die zweite fördert durch zusätzliches Progesteron nach einer Empfängnis die Einnistung des Embryos:
- In der ersten Zyklushälfte – bei einem 28-tägigen Zyklus also vom 1. bis zum 14. Tag – trinken Sie täglich einen Aufguss aus Himbeer-, Rosmarin- und Salbeiblättern, Holunderblüten sowie Beifuß-Kraut.
- In der zweiten Zyklushälfte wird der Tee aus Frauenmantel, Schafgarbe und Brennnesselblättern zubereitet.
Die Teemischungen können Sie zum Teil in Apotheken kaufen. Natürlich gibt es auch andere Kräuterkombinationen – vielleicht fragen Sie einmal Ihre Hebamme danach. Falls Sie Ihren Kinderwunschtee selber zubereiten wollen, mischen Sie jeweils 40 Gramm der Kräuter.
Für eine einzelne Tee-Portion übergießen Sie jeweils einen Esslöffel der Mischung mit 200 Millilitern heißem Wasser und lassen den Aufguss danach für zehn bis 15 Minuten ziehen. Der Kinderwunschtee braucht einige Zeit, um seine Wirkung zu entfalten, Sie sollten ihn daher über drei bis sechs Monate trinken.
Fruchtbarkeitsmassagen – eine Facette kreativen Heilens
Fruchtbarkeitsmassagen basieren auf dem Konzept des sogenannten «Creative Healing» («Kreatives Heilen») des US-Amerikaners Joseph B. Stephenson. In den 1990er Jahren entwickelte die Londoner Frauenärztin Dr. Gowri Motha daraus eine spezielle Behandlungsmethode für Frauen, die schwanger werden möchten. Im angelsächsischen Raum fanden ihre alternativen Methoden zur Kinderwunschbehandlung sehr schnell Verbreitung.
Inzwischen sind die Fruchtbarkeitsmassagen auch hierzulande angekommen. Anwendbar sind sie – jeweils mit guten Erfolgsaussichten – als «isolierte» Therapie oder parallel zu einer schulmedizinischen Kinderwunschbehandlung.
Die Düsseldorfer Heilpraktikerin und Hebamme Judith Kulesza – neben der Heilpraktikerin und Homöopathin Birgit Zart eine der Pionierinnen der Fruchtbarkeitsmassage in Deutschland – benennt vier Dinge, welche die Massagen erreichen sollen:
- Einen gesunden Temperaturausgleich im gesamten Körper.
- Das Lösen von Staus im Lymphsystem, so dass Schadstoffe wie Schwermetalle, Nitrosamine oder Dioxine sowie schädliche Stoffwechselprodukte ausgeleitet werden können.
- Die manuelle Ausrichtung der Unterleibsorgane – beispielsweise ist es laut Kulesza möglich, eine nach hinten geknickte Gebärmutter hierdurch aufzurichten.
- Das Lösen von Muskelverspannungen, die ihre Ursache oft in seelischen Blockaden haben.
Judith Kulesza berichtet, dass Fruchtbarkeitsmassagen vor allem bei hormonellen Störungen, Endometriose sowie polyzystischen Ovarien (PCO) wirksam sind.
Bei einer Endometriose kommt es zu gutartigen Wucherungen der Gebärmutterschleimhaut außerhalb des Uterus, bei PCO bewirkt ein erhöhter Spiegel an männlichen Geschlechtshormonen die Bildung von Zysten in den Eierstöcken – beides gehört zu den häufigsten Ursachen von Unfruchtbarkeit bei Frauen.
Die Massagen bringen bewirken bei Endometriose oft Beschwerdefreiheit oder bringen die Zysten zum Verschwinden, auch leichte Verklebungen der Eileiter lassen sich oft auf diese Weise lösen. Falls Fruchtbarkeitsmassagen eine schulmedizinische Kinderwunschbehandlung begleiten sollen, sind sie auch ein gutes Gegengewicht zu Anspannung und Behandlungsstress, da sie entspannen, die Selbstheilungskräfte sowie das Selbstbewusstsein aktivieren.
Eine klassische Massagesitzung dauert inklusive Vor- und Nachgespräch circa 75 Minuten, auch eine kürzere Behandlungsdauer ist jedoch möglich. In den ersten sechs Wochen finden die Massagen in Wochenintervallen statt, später reicht ein Auffrischungstermin pro Monat. In Seminaren können Paare verschiedene Massagetechniken auch selbst erlernen und sich gegenseitig massieren – Männer profitieren dabei von einer Stimulation der Prostata.
Hormon-Yoga und Luna-Yoga – Stärkung der Vitalität und Aktivierung der Hormone
Auch Yoga gehört zu den alternativen Methoden, die das Schwanger-werden fördern. Dem sogenannten Hormon-Yoga liegt das indische Hatha-Yoga zugrunde. Entwickelt wurde es von der brasilianischen Psychologin Dinah Rodriguez. Hormon-Yoga regt alle Organe an, die Hormone produzieren – neben den Eierstöcken also auch die Schilddrüse, die Nebennieren oder die Hirnanhangdrüse (Hypophyse).
Die Übungen bestehen aus Kombinationen bestimmter Körperhaltungen sowie der Massage der Bauchorgane durch bestimmte Atemtechniken. Gleichzeitig wird die allgemeine Vitalität gestärkt. Hormon-Yoga-Kurse dauern meist zehn Wochen.
In Luna-Yoga (Mond-Yoga) fließen Elemente des klassischen Hatha-Yoga sowie der Fruchtbarkeitsrituale verschiedener Naturvölker ein. Seine Begründerin ist die deutsche Journalistin, Autorin und Yoga-Lehrerin Adelheid Ohlig, die damit auf einem Yoga-Konzept der israelischen Physiotherapeutin Aviva Steiner aufbaut.
Die Methode zielt ebenso wie Hormon-Yoga auf das Lösen von Verkrampfungen und das Ankurbeln der Hormonproduktion, teilweise beziehen sich die sanften oder dynamischen Übungen direkt auf bestimmte Phasen des weiblichen Zyklus. Hinzu kommen Trance- und Traumreisen, Reflexzonenmassagen sowie Aromatherapie.
Luna-Yoga eignet sich auch für Männer und soll bei ihnen die Spermienqualität verbessern. Nach dem Erlernen der Übungen empfiehlt Adelheid Ohlig – möglichst immer ungefähr zur selben Zeit – ein tägliches 20-Minuten-Training.
Umfassende Änderung der Lebensweise
Unterstützend wirkt sowohl bei Fruchtbarkeitsmassagen als auch Yoga eine Änderung der Lebensweise. Wichtig ist, herauszufinden, an welchen Stellen der Alltag der Frauen problematisch ist? Geht es um Dauerstress oder berufliche Überlastung?
Gibt es psychische Blockaden gegenüber Schwangerschaft und Mutterschaft? Welche Veränderungen der Ernährung – beispielsweise im Hinblick auf bestimmte Mineralstoffe und Vitamine – sind für mehr Gesundheit wichtig? Letztlich steht im Hinblick auf die Erfüllung des Kinderwunsches die gesamte Lebensweise auf dem Prüfstand.
Bei diesen alternativen Methoden geht es nicht nur um die körperliche Behandlung, sondern in ausführlichen Vor- oder Nachgesprächen auch um solche Fragen.
Preise und Anbieter
Von den gesetzlichen Krankenkassen werden die Kosten für alternative Methoden zur Förderung der Fruchtbarkeit in der Regel nicht erstattet. Für Fruchtbarkeitsmassagen müssen Sie je nach Anbieter und Dauer der Massage pro Termin mit Kosten zwischen 30 und 75 Euro rechnen. Angeboten werden sie durch Hebammen, Heilpraktiker und Frauenärzte, seltener durch spezialisierte Physiotherapeuten.
Birgit Zart – die «Pionierin» der Fruchtbarkeitsmassagen in Deutschland – bietet an verschiedenen Orten Tageskurse zum Selberlernen zum Preis von 120 Euro an. Informationen zu aktuellen Kursangeboten, Veranstaltungsorten und Terminen veröffentlicht sie auf ihrer Webseite www.kinderwunschhilfe.de. Hier findet sich auch eine Liste von Therapeutinnen, die Birgit Zart persönlich ausgebildet hat.
Hormon-Yoga-Kurse kosten an Volkshochschulen (VHS) zwischen 80 und 110 Euro, sie umfassen acht bis zehn Termine á 90 Minuten, Wochenendseminare werden für etwa 125 Euro angeboten. Ein Luna-Yoga-Kurs umfasst meist 12 x 2 Stunden und kostet 110 bis 120 Euro, ein einmaliger Abendkurs etwa 60 Euro. Bei Hebammen oder in Yoga-Schulen können die Kurse etwas teurer werden.
Listen von Anbietern für Fruchtbarkeitsmassagen und Luna-Yoga in ganz Deutschland finden Sie unter:
Für Hormon-Yoga gibt es leider keine deutschlandweite Seite, durch eine Online-Suche finden Sie jedoch schnell Angebote in der Nähe Ihres Wohnorts.
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Fazit
- Alternative Methoden unterstützen die Erfüllung Ihres Kinderwunsches auf ganzheitliche und sanfte Weise.
- Pflanzliche Arzneimittel und Kräuter stabilisieren Ihren Zyklus und regulieren die Wirkung der Hormone. Einen Kinderwunschtee, der dieses Wissen auf sanfte und gesunde Weise umsetzt, haben Hebammen entwickelt – nach Absprache mit Ihrem Gynäkologen eignen sich die beiden Teemischungen zur Selbstbehandlung.
- Fruchtbarkeitsmassagen, Hormon- und Luna-Yoga regen die Hormonproduktion im Körper an. Gleichzeitig sorgen sie für körperliches und seelisches Wohlbefinden.
Dieser Artikel wurde von unserem Expertenteam geprüft.