Trocken werden: Jedes Kind hat sein eigenes Tempo
Wann das geschieht, ist von Kind zu Kind unterschiedlich: Einige beginnen schon mit etwa eineinhalb Jahren, sich für die Nutzung des Töpfchens zu interessieren, andere lernen erst mit drei oder vier Jahren, trocken zu werden. Dauert es bei Ihrem Kind länger, muss das also kein Grund zur Sorge sein.
Erkennen, wann Ihr Kind bereit ist, trocken zu werden
Anzeichen für den Beginn des Trocken werdens
Es gibt verschiedene Zeichen, an denen Sie erkennen, wann Ihr Kind bereit ist, trocken zu werden bzw. trocken werden zu wollen. Es handelt sich dabei um einen Lernprozess, der einige Tage, Wochen oder auch Monate andauern kann.
Wenn Ihr Kind bereit ist, interessiert es sich vielleicht für Ihre Toilettengänge und imitiert Sie. Möchte es sich selbst das Höschen an- und ausziehen, ist das ebenfalls ein gutes Zeichen.
Interesse und Selbstständigkeit
Möglicherweise weckt der Windelinhalt zunehmende Neugier. Das Kind zeigt auf diese Weise, dass es selbstständiger werden und Zusammenhänge verstehen möchte. Sie können den Lernprozess auch gut mit Bilderbüchern zu diesem Thema unterstützen.
Körperliche Entwicklung und Zeitrahmen
Weitere Anzeichen sind die größer werdenden Abstände, in denen sich Blase und Darm entleeren. Ist die Windel regelmäßig für etwa drei oder vier Stunden trocken, deutet das auf eine weiterentwickelte Blasenmuskulatur hin.
Sowohl die körperlichen als auch die geistigen Fähigkeiten entwickeln sich also. Oft setzt dieser Prozess in einem Alter von etwa eineinhalb Jahren ein, einen festen Zeitplan gibt es jedoch in der Entwicklung nicht.
Das Töpfchentraining: Schritt für Schritt zur Trockenheit
Einführung ins Töpfchen
Stellen Sie eine entsprechende Entwicklung bei Ihrem Kind fest, ist das eine gute Gelegenheit, ihm sein Töpfchen vorzustellen. Stellen Sie es in der Wohnung auf und setzen Sie Ihr Kind zunächst einfach bekleidet darauf.
Viele Kinder machen hier begeistert mit, anderen gefällt es weniger. Üben Sie keinen Druck aus, lassen Sie Ihrem Kind die Zeit, die es braucht.
Wird das Töpfchen akzeptiert, können Sie Ihr Kind zum Beispiel immer darauf setzen, wenn Sie selbst zur Toilette gehen. Das Töpfchen sollte danebenstehen und das Kind sicher darauf sitzen.
Regelmäßige Töpfchenzeiten und Sommerübungen
Eine andere Möglichkeit ist es, das Kind jeweils zu den Zeiten daraufzusetzen, wenn es sich üblicherweise entleert. Die Voraussetzung dafür ist natürlich, dass sich bereits bestimmte Intervalle eingestellt haben und Sie diese auch kennen.
Haben Sie einen Garten, sind die Sommermonate ideal zum Üben. An warmen Tagen kann Ihr Kind ohne Windel draußen herumlaufen.
Sobald Sie feststellen, dass es an der Zeit ist, ermutigen Sie es, sich aufs Töpfchen zu setzen. Ihre Hilfe ist selbstverständlich jederzeit erlaubt.
Der Weg zur Töpfchen-Nutzung: Geduld und Ermutigung
Gewöhnung an das Töpfchen
Ihr Kind muss sich an das Töpfchen gewöhnen, bevor es verstehen kann, wozu es da ist. Loben Sie also zunächst immer, wenn es sich daraufsetzen lässt oder sich selbst dafür entscheidet. Entwickelt Ihr Kind den Wunsch, sich selbst an- und auszuziehen, ermutigen und unterstützen Sie es.
Kleidungswahl für Selbstständigkeit
Später fällt es ihm dann leichter, sich bei Bedarf schnell das Höschen herunterzuziehen. Verzichten Sie auf Bodys, die es nur schwer und nur langsam alleine ausziehen kann.
Bewusstsein für Körperbedürfnisse
Irgendwann ist es so weit: Das Kind entwickelt ein Bewusstsein dafür, dass sich Blase oder Darm entleeren müssen, und lernt, einen Zusammenhang zum Töpfchen herzustellen.
Ermutigen Sie Ihr Kind, je nach dessen Veranlagung, sein Bedürfnis zu äußern oder selbst das Töpfchen aufzusuchen.
Umgang mit kleinen Missgeschicken
Geht es einmal zu langsam, ist das gar nicht schlimm. Loben Sie Ihr Kind für den Versuch und ermutigen Sie es weiterhin. Das gilt auch, wenn später einmal etwas «in die Hose geht» – ärgern Sie sich nicht und bestrafen Sie Ihr Kind nicht.
Es dauert einfach seine Zeit, bis der Vorgang kontinuierlich kontrolliert werden kann. Schlagen Sie einfach vor, beim nächsten Mal schnell das Töpfchen aufzusuchen.
Nächtliche Töpfchen-Gewöhnung: Schritt für Schritt zur Trockenheit
Entwicklung der nächtlichen Körperwahrnehmung
Es fällt jedem Kind leichter, sein Bedürfnis zu bemerken und zu handeln, wenn es wach ist. Bis der Körperso weit entwickelt ist, dass Ihr Kind nachts rechtzeitig bemerkt, dass es zur Toilette muss, dauert wesentlich länger.
In der ersten Zeit sind daher nachts in der Regel noch Windeln erforderlich. Viele Kinder sind erst mit vier oder fünf Jahren auch in der Nacht trocken.
Unterstützende Maßnahmen für die Nacht
Auch hierbei können Sie Ihr Kind täglich unterstützen. Animieren Sie es, sich vor dem Schlafengehen immer noch aufs Töpfchen zu setzen. Stellen Sie es nachts neben das Bett und ermutigen Sie Ihr Kind, es zu nutzen, wenn es wach wird und muss. Alternativ bieten Sie an, nach Ihnen zu rufen.
Die Qual der Wahl: Welches ist das richtige Töpfchen für mein Kind?
Das klassische Kindertöpfchen
Das klassische Töpfchen wird zur Verrichtung großer und kleiner „Geschäfte“ einfach überall dort wo es gerade benötigt wird auf den Boden gestellt. Es ist leicht und hygienisch sauber zu halten und nimmt nur sehr wenig Platz in Anspruch. Gerne werden die klassischen Töpfchen für den spielerischen “Einstieg” in die Töpfchenära genutzt. Neben dem eigentlichen Zweck kann sich das Kind selbstständig draufsetzen und “Pipi machen spielen” oder seine Puppen und Stofftiere ebenfalls dazu anregen.
Der WC-Sitz
WC-Sitze werden direkt als Aufsatz über das Erwachsenen-WC gelegt. Sie verkleinern somit die Toilettenöffnung und nehmen dem Kind die Angst, in die Toilette zu fallen. Außerdem können Kinder auf der “großen Toilette” das Verhalten der Erwachsenen besser nachahmen. Besonders für kleinere Kinder eignet sich die Kombination von WC-Sitz und Schemel. Das Kind kann den WC-Sitz dann völlig ohne fremde Hilfe erreichen.
Der Toilettentrainer
Toilettentrainer werden, wie WC-Sitze, direkt auf das Erwachsenen-WC gelegt. Allerdings verfügen diese noch über eine Treppe, die es dem Kind ermöglicht, die Toilette selbst zu erklimmen.
Praktischer Helfer: Schemel
Schemel sind praktische Helfer in Kombination mit dem WC-Sitz, damit das Kind die Toilette selbstständig erreichen kann. Ebenfalls hilft ein Schemel dabei, ohne fremde Hilfe an das Waschbecken zu gelangen und nach dem Toilettengang die Hände zu waschen oder die tägliche Körperpflege ganz selbständig zu üben.
Rückschritte beim Trocken werden: Verständnis und Unterstützung
Eigentlich ist Ihr Kind längst trocken, auf einmal geht doch wieder etwas daneben. Das kommt vor allem nachts vor, aber auch am Tag, zum Beispiel, wenn es beim Spielen abgelenkt ist.
Wiederum gilt: Schimpfen Sie nicht und bestrafen Sie Ihr Kind nicht.
Reagieren Sie gelassen nach dem Motto «das kann schon mal passieren» und ermutigen Sie es weiterhin. Einigen Kindern ist es bereits mit drei Jahren peinlich, wenn sie plötzlich eine nasse Hose haben, dann ist Ihre Unterstützung besonders wichtig.
Rückschritte beim Trocken werden: Mögliche Ursachen
Alltägliche Ablenkungen und Rückschläge
Die Ursachen für Rückschläge sind vielseitig. Vielleicht kann Ihr Kind einfach noch nicht abschätzen, wie lange es einhalten kann oder es ist einfach zu vertieft in seine Beschäftigung. Dies ist bei den meisten Kindern der Fall.
Emotionale Faktoren und ihre Auswirkungen
Weitere Ursachen können manchmal auch Veränderungen oder Spannungen und Streitigkeiten in der Familie sein, ein Umzug oder der Start in den Kindergarten. Dies sind allerdings oft erst bei älteren Kindern Gründe für plötzliches Einnässen.
Das Kind ist dann derart mit seinem emotionalen Stress oder einer Umgewöhnung beschäftigt, dass es die Entleerung nicht auch noch kontrollieren kann. Versuchen Sie, die konkrete Ursache herauszufinden und schenken Sie Ihrem Kind Zuwendung, statt mit Unmut zu reagieren. Eine falsche Reaktion könnte die Situation verschlimmern.
Anreize und professionelle Hilfe
Je nach Ursache können Sie auch einen Anreiz schaffen, besser auf die Bedürfnisse zu achten: Bleibt die Hose den ganzen Tag trocken, gibt es abends eine Belohnung. Ist seelischer Stress verantwortlich, der Sie selbst überfordert, kann ein Psychologe helfen.
Ärztlicher Rat ist auch dann sinnvoll, wenn sich das Kind im Schulalter noch immer einnässt, um eventuelle körperliche Ursachen festzustellen beziehungsweise auszuschließen.
Abschließende Gedanken zum Trocken werden
Sie sehen: Sauber werden ist keine Zauberei, sondern ein natürlicher Prozess, den Sie lediglich unterstützen müssen. Kinder lernen unterschiedlich schnell, trocken zu werden, auch kleine Unfälle oder Rückschläge kommen vor.
- Das Wichtigste bei dem Thema ist, es entspannt anzugehen. Setzen Sie sich keinen Zeitpunkt, zu dem Ihr Kind sauber sein soll. Jedes Kind hat seinen eigenen Zeitplan.
- Die Kontrolle über die Blasen- und Darmentleerung lässt sich nur bedingt von außen beeinflussen und braucht bei manchen Kindern länger als bei anderen. Nicht selten berichten Großeltern von den gleichen „Problemen“ bei den Eltern.
- Wenn Ihr Kind im Vorschulalter noch nicht trocken ist, sollten Sie auf jeden Fall Ihren Kinderarzt darauf ansprechen.
Dieser Artikel wurde von unserem Expertenteam geprüft